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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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als auch wegen des ekelerregenden Gefühls, mit dem Rücken gegen seine Brust gepresst zu werden.
    » Jeanine fand, dass es überaus spannend wäre, zu beobachten, wie eine Unbestimmte in einer realen, ausnahmsweise nicht virtuellen Version einer Simulation reagiert«, sagt er und schiebt mich nach vorne, sodass mir nichts anderes übrig bleibt, als mitzugehen.
    Sein Atem kitzelt meine Haare. » Und ich habe ihr da voll und ganz zugestimmt. Du siehst, Raffinesse– eine der Gaben, die wir Ken besonders wertschätzen– geht immer Hand in Hand mit Kreativität.«
    Die Schwielen seiner Handflächen fühlen sich rau an. Ich verlagere mein Gewicht beim Gehen leicht nach links, damit ich einen Fuß zwischen seine Beine setzen kann. Mit grimmigem Vergnügen stelle ich fest, dass er hinkt.
    » Manchmal scheint Kreativität ja eher unnütz und irrational– es sei denn, sie dient einem höheren Zweck. In diesem Fall war der höhere Zweck das Anhäufen von Wissen.«
    Ich bleibe gerade lange genug stehen, um ihm meinen Absatz mit aller Kraft zwischen die Beine zu rammen. Ihm entfährt ein schriller, wenn auch rasch unterdrückter Schrei. Sein Griff wird für einen Moment schlaff. In diesem Augenblick wirble ich herum und reiße mich los. Ich weiß nicht, wohin, aber ich muss losrennen, ich muss–
    Er packt mich am Ellbogen, zerrt mich zurück und drückt mit dem Daumen in meine Schulter, bewegt den Daumen in der Wunde hin und her, bis mir schwarz vor Augen wird. Ich schreie aus voller Kehle.
    » Ich meine, mich daran zu erinnern, dass du auf den Filmaufnahmen vom Wassertank eine Schusswunde in der Schulter hattest«, sagt er, » und anscheinend habe ich mich nicht geirrt.«
    Meine Knie geben nach. Er packt mich achtlos am Kragen und schleift mich zu den Aufzügen. Der Stoff schneidet mir die Luft ab, ich würge und stolpere hinter ihm her. Mein ganzer Körper pocht vor Schmerzen.
    Als wir bei den Aufzügen angekommen sind, zwingt er mich neben der Candor, die ich schon zuvor gesehen habe, auf den Boden. Sie und vier andere sitzen an der Wand zwischen den Aufzugtüren; zwei bewaffnete Ferox halten sie in Schach.
    » Drück ihr eine Waffe an den Kopf«, sagt Eric. » Nicht nur auf sie zielen. Ich will, dass sie die Waffe am Kopf hat.«
    Ein Ferox drückt mir seine Pistole ins Genick. Ich spüre den Lauf eiskalt auf meiner Haut. Ich blicke zu Eric hoch. Sein Gesicht ist rot angelaufen, seine Augen tränen.
    » Was ist los, Eric?«, frage ich und ziehe die Augenbrauen hoch. » Hast du Angst vor einem kleinen Mädchen?«
    » Ich bin nicht so dämlich, wie du denkst«, sagt er und fährt sich mit der Hand übers Haar. » Die Nummer mit dem kleinen Mädchen hat vielleicht früher mal funktioniert, aber jetzt nicht mehr. Du bist der beste Kampfhund, den sie haben.« Er beugt sich zu mir. » Und deshalb bin ich sicher, dass man dich ziemlich bald zur Strecke bringen wird.«
    Eine der Aufzugtüren öffnet sich und ein Ferox-Verräter schubst Uriah– dessen Lippen blutverschmiert sind– auf die kleine Gruppe von Unbestimmten zu. Uriah sieht mich an, aber ich kann in seinem Gesicht nicht lesen, ob er erfolgreich gewesen ist. Dass er hier gelandet ist, spricht dagegen. Jetzt werden sie alle Unbestimmten in dem Gebäude aufspüren und die meisten von uns werden sterben.
    Ich sollte eigentlich Angst haben. Aber stattdessen steigt hysterisches Gelächter in mir auf, denn mir ist etwas eingefallen.
    Ich kann vielleicht nicht mehr mit einer Pistole umgehen. Aber in meiner Hosentasche habe ich ein Messer.

16. Kapitel
    Ich taste mit der Hand nach dem Messer, bewege meinen Arm Zentimeter um Zentimeter. Der Soldat, der mir die Waffe ans Genick hält, darf unter keinen Umständen etwas bemerken. Die Fahrstuhltür geht auf und heraus kommen weitere Ferox-Verräter mit noch mehr Unbestimmten im Schlepptau. Die Candor rechts von mir wimmert. Haarsträhnen kleben an ihren Lippen und sind nass von Spucke– oder sind es Tränen?
    Meine Fingerspitzen haben jetzt den Rand meiner Hosentasche erreicht. Ich versuche, meine Hand ruhig zu halten, denn meine Finger zittern vor angespannter Erwartung. Ich muss den Augenblick abwarten, erst handeln, wenn Eric nahe genug ist.
    Ich konzentriere mich auf meine Atemzüge, ich stelle mir vor, wie die Luft beim Einatmen meine Lunge füllt. Beim Ausatmen richte ich meine Gedanken darauf, wie mein ganzes Blut zu meinem Herzen hin und wieder weg strömt.
    Es ist einfacher, an biologische Abläufe zu denken als an die

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