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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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läuft, sondern halte die Scheibe mit der Nadel an das Licht über dem Waschbecken.
    Der blauen Farbe an Arm und Nadel nach zu urteilen, haben sie uns etwas injiziert. Nur was? Gift? Sprengstoff?
    Ich schüttle den Kopf. Wenn sie uns töten wollten, dann hätten sie uns einfach erschießen können, die meisten von uns waren ohnehin bewusstlos. Was immer sie uns auch injiziert haben, umbringen wollen sie uns jedenfalls nicht.
    Es klopft an der Tür. Keine Ahnung, warum– die Toilette ist eigentlich für alle zugänglich.
    » Tris, bist du da drinnen?«, fragt Uriah mit gedämpfter Stimme.
    » Ja«, rufe ich.
    Uriah sieht besser aus als noch vor einer Stunde– er hat sich das Blut abgewischt und wieder etwas Farbe im Gesicht. Überrascht stelle ich fest, wie gut er eigentlich aussieht mit seinen ebenmäßigen Gesichtszügen, seinen dunklen, lebhaften Augen und seiner bronzefarbenen Haut. Wahrscheinlich hat er schon immer so gut ausgesehen. Nur Jungen, die schon immer attraktiv gewesen sind, haben dieses überlegene Lächeln.
    Nicht so wie Tobias, der beinahe schüchtern wirkt, wenn er lächelt– so als wäre er verwundert, dass man sich überhaupt die Mühe macht, ihn anzusehen.
    Mein Hals tut weh. Ich lege die Scheibe mit der Nadel auf den Rand des Waschbeckens.
    Uriah blickt von mir zu der Nadel und von dort zu dem Blut, das von meiner Schulter herabläuft.
    » Das ist ja widerlich«, sagt er.
    » Ich hab nicht aufgepasst«, sage ich und nehme ein Papierhandtuch, um das Blut von meinem Arm zu wischen. » Wie geht es den anderen?«
    » Marlene macht ihre Späße, wie üblich.« Uriahs Lächeln wird breiter, auf seiner Wange bilden sich Grübchen. » Und Lynn ist schlecht gelaunt. Moment mal, hast du dir das etwa aus deinem Arm gezogen?« Er zeigt auf die Nadel. » Mein Gott, Tris, hast du denn vor gar nichts Angst?«
    » Ich überlege, ob ich den Arm nicht verbinden sollte.«
    » Das überlegst du nur?« Uriah schüttelt den Kopf. » Du solltest dir auch einen Eisbeutel aufs Gesicht legen. Allmählich wachen alle wieder auf. Es ist das reinste Irrenhaus hier.«
    Ich taste mein Kinn ab. Wo Erics Waffe mich getroffen hat, ist es empfindlich– ich werde eine Heilsalbe auftragen müssen, damit es keinen Bluterguss gibt.
    » Ist Eric tot?« Ich weiß nicht, auf welche Antwort ich hoffe, auf ein Ja oder auf ein Nein.
    » Nein. Einige Candor haben ihn medizinisch versorgt.« Uriah runzelt die Stirn und starrt finster auf das Waschbecken. » Sie haben etwas von anständiger Behandlung der Gefangenen gefaselt. Kang befragt ihn gerade unter vier Augen. Er will uns nicht dabeihaben, wir stören den Frieden oder so ähnlich.«
    Ich schnaube verächtlich.
    » Genau. Und überhaupt, kein Mensch kapiert, was los ist«, sagt er und setzt sich auf den Waschbeckenrand neben mich. » Warum stürmen sie hier rein und schießen uns mit diesen Dingern k.o.? Warum haben sie uns nicht einfach umgelegt?«
    » Keine Ahnung«, sage ich. » Ich kann mir lediglich vorstellen, dass sie auf diese Weise herausfinden wollen, wer unbestimmt ist und wer nicht. Aber das kann nicht der einzige Grund gewesen sein.«
    » Ich verstehe sowieso nicht, warum sie es auf uns abgesehen haben. Ich meine, wenn sie sich eine Armee gefügig machen wollen, gut, aber das? Das ist doch völlig sinnlos.«
    Ratlos drücke ich ein sauberes Papierhandtuch an die Schulter, damit sie zu bluten aufhört. Uriah hat recht. Jeanine hat bereits eine Armee. Warum hat sie es jetzt auf die Unbestimmten abgesehen?
    » Jeanine will nicht alle töten«, sage ich langsam. » Sie weiß, dass das keinen Sinn hätte. Jede Fraktion wird gebraucht, damit die Gesellschaft funktioniert, denn jede Fraktion bildet ihre Mitglieder für besondere Aufgaben aus. Was sie will, ist Kontrolle.«
    Ich blicke in den Spiegel. Mein Kinn ist geschwollen und die Abdrücke von Erics Fingernägeln sind noch auf meinen Armen zu sehen. Widerlich.
    » Sie plant wahrscheinlich eine neue Simulation«, überlege ich laut. » So wie die vorherige, aber diesmal will sie sichergehen, dass alle entweder ferngesteuert werden oder tot sind.«
    » Aber die Simulation wirkt nur eine Zeit lang«, wendet Uriah ein. » Das ergibt doch keinen Sinn, es sei denn, man verfolgt ein ganz bestimmtes Ziel.«
    » Richtig«, seufze ich. » Ich weiß es auch nicht. Ich verstehe es nicht.« Ich hebe die Nadel auf. » Ich verstehe nicht, wozu das gut sein soll. Normalerweise dienen diese Injektionen einem einzigen Zweck, nämlich eine

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