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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Persönlichkeit und sein Werk interessant.« Als hätte er damit mehr verraten, als er beabsichtigt hatte, versetzte sich der Akademiker schleunigst wieder in die Rolle eines Fremdenführers: »Schreiten wir jedoch fort! Gerührt von der Bescheidenheit des Arbeitszimmers, begeben wir uns jetzt weiter in das Gastzimmer, sonst auch unter dem Namen Schwarzes Zimmer bekannt oder im Spaß auch >Schwarzes Loch< genannt, weil die Couch, die hier als Schlafstätte diente, immer dann zusammenbrach, wenn man es am wenigsten erwartete. Es gibt da einen gewissen kleinen Trick, den ich dem Herrn Doktor Noll, der hier während der Ausbildung wohnen wird, später verraten werde.« Erst später, im Zimmer Emilias (nunmehr Katjas) kam neues Leben in den Akademiker. Er öffnete die überfüllten Schränke mit all den Kleidern und Pelzen, die offenbar einst der Gattin Adam Bernaus gehört hatten. Es gab hier unter anderem mehr als hundert Damenhüte mit Federn, künstlichen Kirschen und so weiter.

    Bereits der erste Hut, den Katja sich aufsetzte, stand ihr prächtig. Neben dem Spiegel entdeckte sie Ohrringe. Sie ähnelten denen auf dem Foto im Ausweis.

    »Etwa so?«

    »Nicht übertreiben!« ermahnte der Mann im Frack. »Die Ausstellungsstücke dürfen nur zur Ausbildung benützt werden. Alles zu seiner Zeit. In einer halben Stunde kommen wir, zum Abendbrot umgekleidet, wieder zusammen. Ab morgen sorgt das Ernährungszentrum für unseren Magen. Heute gibt es nur Eier. Wer will wieviel Stück?«

    »Mir dürfte ein halbes genügen«, sagte Doktor Noll, dem der Hunger bereits vergangen war. Er begann Befürchtungen vor jener unheimlichen, zusammenbrechenden Couch zu hegen.

    »Mir ein Viertel«, bat Katja, die noch kurz zuvor (ohne Ohrringe) Emilia geheißen hatte.

    »Mir eins«, sagte Kane.

    »Ein ganzes?« fragte der Akademiker, bereits an der Schwelle stehend, erstaunt: »Ein ganzes Ei?«

9. Die Allerbesten der Besten

    »Haben Sie diesen Garten gesehen?«

    In Nietenhosen, zu denen er als passende Ergänzung einen weißen Rollkragenpulli gewählt hatte, betrat Doktor Noll hinkend den Balkon. Das Spezialgerät für automatischen Unterricht im Schlaf, der sogenannte Trixator, summte hinter seinem Rücken unermüdlich weiter: »Sie heißen Michael Noll, von Beruf Geometer und Landvermesser eines Straßen- und Autobahnbaubetriebs, geboren am 24. Juni 1959 in Benatky an der Iser, Rosenzeile siebenundzwanzig.« Er trug an einem Fuß einen gelben, am andern einen schwarzen Schuh. »So gekleidet sind die Menschen damals wirklich herumgelaufen! Wo wohnen Sie?« rief er Katja zu.

    »Zur Zeit hier. Im fünfundzwanzigsten Jahrhundert, in der Stadt. Im zwanzigsten Jahrhundert, in Königgrätz, Siedlung römisch zwo, Hausnummer zwo vier acht sechs, Strich zwounddreißig. Meine Mutter arbeitet im hiesigen Postamt, mein Vater im Schlachthof. Kann man dieses Idiotengerät wirklich nicht abstellen?«

    Obwohl Emilia (nunmehr Katja) sich die Ohren zuhielt, sprach der Trixator unaufhaltsam so laut weiter, daß man es bis auf dem Balkon hören konnte:

    »Sie haben zwei Geschwister namens Peter und Christel. Sie sind Fachassistentin eines Transportbauunternehmens...«

    Plötzlich wurde sie sentimental. Vor ihr lag der künstliche Garten des Adam-Bernau-Museums. Im künstlichen Dämmerlicht rauschten die künstlichen Bäume und dufteten die künstlichen Blumen. Unter der Glaskuppel zwitscherten künstliche Vögel, und in der Ferne leuchteten die Lichter der künstlichen Stadt Kamenice, an den Farbdruck einer Ansichtskarte erinnernd. Katja vergaß ihre seltsamen Geschwister und den Vater im Schlachthof, den ihr ZD zugedacht hatte. Verzaubert flüsterte sie dem Doktor, der mit dem Reißverschluß seiner Jeans kämpfte, zu: »Herrlich, nicht wahr? Eigentlich haben wir Glück, daß wir zurückkehren. Damals verstanden es die Menschen noch zu leben. Sie waren allerdings Rohlinge, denn sie töteten Tiere, um sich in deren Felle zu kleiden.« Sie konnte die Tiersprachenforscherin ebensowenig verhehlen wie die Tatsache, daß sie eine Frau war. Mit einem barbarischen Vergnügen, wie man es von einer Tierfreundin nicht erwartet hätte, schmiegte sie das Gesicht an den Pelzumhang, den sie im Kleiderschrank der Frau Bernau entdeckt hatte.

    »Ein unendlich zartes Gefühl. Fassen Sie diesen Umhang mal an! Echte Kaninchenfelle! Aber schließlich, wenn es um die Errettung der Menschheit geht...«

    Sie opferte sich daher auf und ging, die Kaninchenfelle um den

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