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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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dem Weg in die Vergangenheit«, meldete in feierlichem Ton eine Stimme von der Bildschirmwand. »Die Hoffnung der gefährdeten Menschheit. Die Expedition Adam 84.«

    Emilia schniefte gerührt.

    Karas ebenso.

    »Daher...«

    Der Akademiker versuchte, seine Rührung zu verbergen, aber auch ihm fehlten die Worte. Er hatte bemerkt, daß Doktor Noll krampfhaft die Fäuste ballte, bis seine Knöchel blutleer wurden, als eine Kinderstimme im Tongerät (diesmal war es eines der Töchterchen von Karas), schluchzend, aber in aufrichtigem Ton hinzufügte: »Könnt ihr uns hören, Papi?...Wir denken immerzu an euch alle...und wir sind auf euch auch stolz...«

    »Sagen Sie ihnen, daß wir ebenso an sie denken, Karas! Aber jetzt dürfen wir keine Zeit mehr verlieren.« Mit diesen Worten erhob sich Philipp. Die Bildschirmwände an der Decke erloschen. Im Halbdunkel des Museums konnte man die Statue des Genies ahnen. »Wenn ihr alle damit einverstanden seid, sollte unsere Ausbildung jetzt fortschreiten. Wie heißt denn Ihre Kleine, Karas?«

    »Lea, nach mir.« Diese Frage des Akademikers hatte Leo Kars angenehm berührt. Er hatte plötzlich das Gefühl, es sei gut, daß gerade Philipp die Expedition leitete. Wenn man schon mit jemandem durchs Feuer gehen muß, ist es richtig, wenn man weiß, mit wem man geht. »Meine Jüngste heißt Chris, der Bub Leo«, fügte Karas hinzu.

10. Das Spiel beginnt

    Es war seltsam. Eine unscheinbare kleine Nachricht über die Vorbereitungen der Expedition Adam 84 lief um die Welt. Das genügte, um die Menschheit zu beruhigen und das Zählen der Tage, die noch bis zum Zusammenstoß mit jenem Kometen blieben, zu vergessen. Aber die in den ZD eingebenen Daten galten auch weiterhin der Bahn des Kometen. Über den Amaronenplantagen, die als letzte evakuiert werden sollten, stiegen immer noch die künstlichen Bestäubungsgeräte auf und verbreiteten einen üblen Geruch. So, als wäre nichts geschehen, segelten immer noch Schiffe mit Tausenden von Tonnen Zitropom-Früchten über die Weltmeere, um ihre Fracht in die Tiefkühlanlagen der Antarktis zu schaffen.

    In regelmäßigen Abständen starteten von den Flugbasen Agamemnon und Leonardo da Vinci Flugschiffe des Archipenko-Teams mit zahlreichen Kindern an Bord, um sie aus den von dem Kometen bedrohten Gebieten nach Norden zu bringen, wo ihnen keine Gefahr drohen sollte. Das alles glich mehr einer Vergnügungsreise als einer Flucht vor einer Gefahr aus dem Weltall. Nur die Spiele der Kinder waren jetzt neu. Dem Laserstrahlen-Huhn mit der Melone auf dem Kopf jagten jetzt nur noch Knirpse nach. Ältere Kinder spielten Expedition Adam 84. Die Knaben balgten, weil jeder den Akademiker Philipp, und die Mädchen, weil jedes die Katja spielen wollte.

    Auch in der Stadt ging der übliche Trott weiter. Mit der gleichen Regelmäßigkeit wie zuvor ging täglich um 6.02 Uhr über der Abfahrtshalle des Kinetodroms die künstliche Sonne auf. Auf dem Rasen sonnten sich immer noch braungebrannte Mädchen, und im Zierteich flitzten Goldfische zwischen den Teichrosen umher. Nur das Mädchen mit dem roten Haar fehlte jetzt, aber Thomas aus der ZD-Zentrale mußte nun immer häufiger an sie denken. Ihr Gesicht erschien jetzt übrigens jede Stunde in den Weltnachrichten auf den Bildschirmen aller Videosender:

    Emilia lernt um. Sie ist jetzt Katja Jandová.

    Eine der Frauen des Jahres 1984.

    Tausende Menschen waren beschäftigt. Kostümkünstler und Entwerfer studierten alte Zeitschriften, zeitgenössische Filme und konservierte Videobänder alter Fernsehsendungen.

    Der Frack, in dem Adam Bernau einst den Nobelpreis übernommen hatte, verschwand (zum Leidwesen des Akademikers) wieder im Kleiderschrank, ebenso wie Katjas Umhang aus Kaninchenfellen. Die historische Abteilung befaßte sich mit den Entwürfen von Damenhüten mit Straußenfedern- und Kirschenschmuck. Die Ohrgehänge wurden (nach gründlichen Studien der Frauen- und Mädchenohren auf Fotos von Volksfesten im Städtchen Kamenice) beibehalten. Für das Training der Expeditionsmitglieder wurden Trainingsanzüge hergestellt. Der einzige Unterschied zu den gebräuchlichen war der, daß die Trainingsjacke nicht die Aufschrift »Adidas«, sondern »Adam 84« trug.

    »Wesentlich ist, nichts zu vernachlässigen«, erklärte der besorgte Abteilungsleiter den Reportern. »Wichtig ist auch die Struktur des benutzten Werkstoffes. Die Technik des Strickmusters. Das alles müssen wir erst erlernen. Damals wurden die

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