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Die Besucher

Die Besucher

Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Funken.

    Entsetzt ließ der Alte die Luftpumpe fallen und ergriff die Flucht von den Scrapern und Bulldozern, die mit leuchtenden Scheinwerfern und wippenden Scheibenwischern, von einer unbekannten Kraft zur Tätigkeit erweckt, auf der Baustelle herumzufahren begannen. Ein gelber Kippwagen zertrümmerte den Schuppen.

    Zum Glück endete gerade in diesem Augenblick die Sendung und die Scheinwerfer erloschen. Der Alte streichelte den Hund, der sich mit gesträubtem Fell in seine Arme geflüchtet hatte. Im Gefühl zu träumen, sprang der Alte auf den Sattel seines Fahrrads und rief dieser verrückten Person in den Felsen zu:

    »Haben Sie das gesehen?«

    Aber das Mädchen in dem weißen Kleid war nicht mehr dort. An ihrer Stelle erblickte er, nachdem er ein Stückchen Wegs in Richtung auf Kamenice zurückgelegt hatte und zurückblickte, ein hellblaues Auto, das über einer einsamen Felsklippe hing. Vielleicht war es von den Sternen dorthin herabgefallen. Jedenfalls war eines sicher: Dorthin führte kein Weg. Der Alte wartete nicht länger. Schwankend, im Sattel seines knarrenden Fahrrads mit den halbleeren Reifen, radelte er eilig zum Försterhaus, wo es ein Telefon gab.

18. Ein blauer Elefant minus Rüssel

    Um 16.29 Uhr vermerkte der Polizeibeamte Kunz von der Schutzpolizei Kamenice die seltsamste Meldung im Verlaufe seiner zehnjährigen Dienstzeit: Wie der Wächter Pantl, Jaroslav (67), wohnhaft in der Dorfstraße Nummer 234, telefonisch meldete, waren die Bulldozer, Scraper und Kippwagen auf dem Baugelände, das er zu bewachen hatte, von selbst in Bewegung geraten. Ein unbekanntes hellblaues Automobil hing an seinem Fahrgestell auf einer Klippe. Erschütterungen, die Erde bebte. Der Beamte Kunz vermutete zwar, der Rentner Pantl selbst habe irrtümlich eine der Baumaschinen in Bewegung gesetzt, sie dann nicht mehr stoppen können und den Schuppen über den Haufen gefahren. Dennoch gab er vorschriftsgemäß die Meldung von diesen seltsamen Vorgängen am Gipfel der Sturmkoppe weiter an einen Streifenwagen und den Hubschrauber, der den Verkehr in der Nähe dieser Stelle zu überwachen hatte. Zugleich ersuchte er den Wächter Jaroslav Pantl, unverzüglich aus dem Försterhaus zum Bauplatz zurückzukehren, um sich gegebenenfalls zwecks einer Zeugenaussage zur Verfügung zu halten.

    Der Alte tat, wie ihm befohlen. Keuchend, seinen treuen Hund neben sich, den Hubschrauber der Verkehrswache, der von der Autobahn herübergeflogen kam, über sich, stieg er den Weg vom Försterhaus zur Sturmkoppe empor, um dem Piloten die Richtung zum hellblauen Auto zu weisen. Die Hand, die auf das Auto zeigen wollte, blieb aber in der Luft hängen.

    Die Klippe war leer.

    Das Auto verschwunden.

    Allerdings nicht ganz. Von den Felsen herab sank eine Art Lichtwolke, die sich hinter dem Rücken des nichtsahnenden Wächters zunächst in einen rosaroten Funkenregen, dann in das Niva-Vl-Gefährt verwandelte. Das alles dauerte kaum ein paar Sekunden. Dann war die hellblaue Erscheinung in einer Staubwolke, die die Reifen des Fahrzeugs aufgewirbelt hatte, verschwunden.

    »Diesmal wird es Sie ein wenig teurer kommen, Herr Pantl«, sagte zwei Minuten später Leutnant Ponděliček, der Pilot des Polizeihubschraubers, nachdem er auf der Baustelle zwischen Bulldozern, Kippwagen und Scrapern gelandet war. »Falscher Alarm! Der Hubschrauber und die ganze Bereitschaft, dazu noch der zerstörte Schuppen und der beschädigte Kippwagen. Wo soll dieses Auto gewesen sein, sagten Sie?« »Dort oben. Auf der Klippe! Aber jetzt ist es nach Kamenice gefahren!«

    Im Nu war alles klar.

    »Rum«, vermutete der Leutnant, nachdem er in den Trümmern des Schuppens leere Flaschen entdeckt hatte. Er roch an den Korken und ließ auch den Hubschrauberpiloten riechen. »Sliwowitz, Kirschlikör. Noch einmal Rum. Ein hellblaues Auto auf einer Felsklippe, wo nicht einmal ein Gemsbock hingelangen kann. Waren das vielleicht >kleine grüne Männchen< aus einem Ufo? Eine fliegende Untertasse? Soviel mir bekannt ist, Herr Pantl, haben Sie im Herbst des vergangenen Jahres hier auch die Weiße Frau erblickt...«

    »Aber dieses Mädchen?«

    »Welches Mädchen?«

    »Das in den Felsen herumkraxelte und mich gefragt hat, welches Jahr man schreibt?«

    »Trug sie auch ein weißes Gewand?«

    Der alte Wächter winkte ab, denn er hatte verstanden, daß es überflüssig sei, denen in Uniform etwas Unerklärliches zu erklären. Sie sahen ja doch nur die leeren Flaschen und den

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