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Die Besucher

Die Besucher

Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Vater.

    Das Tor der Garage schoß hoch. Dann stürzte die gegenüberliegende Ziegelwand ein, und ein demolierter Skoda-Wagen kam herausgefahren. Am Steuer saß ein kleiner Junge. Es war Adam. Aus seinen Augen sprach das Grauen, denn seine Versuche zu steuern, indem er das Steuer nach rechts und links drehte, waren vergeblich. Der Wagen fuhr, wohin er wollte. Er fuhr die Hundehütte über den Haufen, wich knapp den Stämmen der Apfel- und Birnbäume aus, machte an der Pumpe eine unerwartete Kehrtwendung zum Haus zurück und trieb die dort tätigen Feuerwehrleute samt ihren Schläuchen in die Flucht.

    »Von diesem Augenblick habe ich mein Lebtag geträumt«, flüsterte der bespritzte Akademiker, indem er an Katjas Seite im Gras Rettung suchte, während sich das Auto weiter durch den Garten wälzte und dabei flüchtende Hühner und Nachbarn vor sich hertrieb. »Von dieser Begegnung mit Adam Bernau, der lebt und Neues und bisher Unbekanntes entdeckt!«

    Diese Entdeckungen fanden zum Glück bald ein Ende. Das Bernausche Auto fuhr durch die Gartenlaube hindurch, verfehlte ein Aquarium mit Fischen, schlug mit dem Heck gegen den Kühlschrank, den jemand ins Erdbeerbeet gestellt hatte, und beendete seine wilde Rundfahrt im Kaninchenstall.

    »Adam, bist du verrückt geworden?« Entsetzt betastete Vater Bernau die zerknitterten Kotflügel, die Trümmer der Scheinwerfer, einen lose herabhängenden Stoßdämpfer, die in die Luft ragende Motorhaube. »Unser Auto! Was hattest du in der Garage zu suchen? Was hast du dir dabei gedacht?« »Du hast gesagt: Alle wertvollen Dinge retten!« versuchte Adam zu erklären, obwohl es ihm beim Anblick des in den Kaninchenstall eingedrungenen Skoda klar sein mußte, daß er den Papa nicht überzeugen würde. »Es hätte doch verbrennen können!«

    »Aber ganz...nicht als Schrotthaufen...« Der Papa versuchte, die schiefe Motorhaube geradezubiegen, dann gab er mit einer resignierenden Handbewegung auf. »Keine Bange! Mußt nicht davonlaufen. Jetzt ist ohnehin schon alles schnurz.« Anscheinend bedauerte er die zerstampften Erdbeerbeete und den vernichteten Garten mehr als das nun völlig unbrauchbare Auto.

    »Das Haus verbrannt...Das Auto ein Wrack...Wichtig ist aber, daß wir leben...Guck mal, den Fischen im Becken ist auch nichts geschehen!«

    Es war alles so seltsam und verrückt — der von Rauchwolken verhüllte Himmel, die Dinge, die gewaltsam von ihrem angestammten Platz entfernt worden waren, der weiße Geschirrschrank auf dem Rasen, Mutters Toilettenspiegel aus dem Schlafzimmer unter den Rhododendronbüschen. An den Glaswänden des Aquariums krochen Schnecken hoch. Zwischen den Wasserpflanzen schwammen Schleierschwänze und Makropoden, die jemand aus den Flammen gerettet hatte. Plötzlich fiel dem Adam ein, wer dieser Retter war:

    »Danke, Papa...«

    Die beiden an dem Autowrack waren einander plötzlich viel näher als je zuvor. Die Hand des Vaters lag auf Adams Schulter. Adam schniefte. Von plötzlichem Vertrauen zu dem Mann an seiner Seite erfüllt, flüsterte er:

    »Und Fido?«

    »Fido?«

    »Hast du Fido nicht gesehen? Wo ist Fido?«

21. Ein schicksalsschwerer Irrtum

    »Verstehen Sie das?« Der Akademiker ließ alle Vorsicht beiseite. Mit dem goldenen Helm auf dem Kopf schien er plötzlich neben Katja aus dem Gras zu wachsen. »Schon dieser Augenblick allein war alle Mühsal in Verbindung mit dem Zeitsprung aus der Zukunft in die Vergangenheit wert! Ist das nicht rührend, Katja? Sein Vaterhaus steht in Flammen, aber Adam Bernau sucht seinen treuen Hund.«

    »Und wir das Heft«, wagte Katja zu erwähnen, indem sie die erste Begegnung der Expedition mit dem Genie mit Hilfe ihrer Dokumentationsbrille festhielt. »Haben Sie keine anderen Sorgen? Das Vaterhaus in Flammen! Fido! Na und? Der wird eines Tages ausgestopft und im Museum zur Schau gestellt werden. Aber wir haben zur Zeit den Doktor und den Techniker in den Flammen und wissen nicht, was mit ihnen los ist, weil Sie vergessen haben, den Empfänger einzuschalten!«

    »Ist das dieses Ding in dem Bleistift?«

    »Genau! In dem Bleistift, den Sie in der Tasche tragen und der schon seit länger als einer halben Minute blinkt.« »Das haben Sie mir aber bisher nicht gesagt,« entschuldigte sich der Akademiker.

    »Weil Sie wollten, daß ich Unsinn dokumentieren sollte.« »Allerdings...dieser Unsinn...aus historischer Sicht, die Sie selbstverständlich nicht verstehen, gesehen...Oder, die Sie zu verstehen

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