Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Besucher

Die Besucher

Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
Vom Netzwerk:
ablehnen...«

    Seufzend verwandelte sich Philipp in den Historiker und Leiter der Expedition Adam 84 zurück. Mit geübter Bewegung schaltete er auf Empfang. Aus dem Bleistift, der nicht mehr blinkte, erklang die besorgte Stimme Doktor Nolls, begleitet vom Geräusch des knisternden Feuers: »Wir sind im Erdgeschoß des Geburtshauses! Eine unerträgliche Hitze! Was ist mit Ihnen los? Warum melden Sie sich nicht? Ohne Eingriff in die Geschichte ins Kinderzimmer einzudringen, ist unmöglich! Auch die Treppe brennt bereits!«

    »Dann löschen Sie eben!« entschied der Akademiker. »Später zünden wir Sie wieder an. Vor allem denken Sie an das Heft! Katja und ich, wir folgen Ihnen. Erinnern Sie sich! Übungsvariante drei!«

    »Was für eine Variante drei?« brüllte wütend ein Feuerwehrmann, der vor Schrecken fast von der Leiter gefallen wäre, als er unter sich einen unbekannten Mann mit einem goldenen Helm erblickte, der ungeschickt versuchte, durch ein Fenster ins Erdgeschoß des Hauses einzudringen. »Du stehst auf meinem Schlauch, du mit deinem Paradehelm! Für so eine Hilfe bedank’ ich mich! Die glauben wohl, wenn sie zu einem Löscheinsatz die Paradeuniform anziehen, geht das Feuer von allein aus! Amateure!«

    »Kennste die, Wenzel?«

    »Nee. Da sind wohl auch Mannschaften von auswärts im Einsatz?«

    »Aber Schneid haben sie!« würdigte ein älterer Feuerwehrmann bewundernd Katja, als sie hinter Philipp durchs Fenster ins Haus stieg. »Ein Mädchen, und zuckt nicht mit der Wimper...und schnurstracks in die Flammen rein!«

    Er hätte sich wohl noch viel mehr gewundert, wenn er gesehen hätte, daß das Feuer diese seltsamen Feuerwehrleute gar nicht berührte. Die Flammen wichen vor ihnen zurück. Von dem Silberstrahl des Antiflammensprühmittels »F« getroffen, das aus Katjas Parfümfläschchen zischte, wichen sie zur Seite und gaben einen Pfad frei, auf dem die beiden bequem durch das Erdgeschoß zu der ins Obergeschoß führenden Treppe gelangen konnten.

    »Pfui!«

    Katja wich entsetzt zurück, weil am Fuße der Treppe etwas riesengroßes Schwarzes aus dem Qualm erschienen und auf sie zu gesprungen war. Das war noch kurz zuvor Fido, der weiße Hund des Genies, gewesen. Hinter ihm erschien der Expeditionstechniker Karas, eine Schublade voller alter Spielsachen, Uhrwerke, Zeitschriften und ausgebrannter Elektronenröhren hinter sich herschleppend.

    Er strahlte übers ganze Gesicht.

    »Herrliche Dinge...Und dabei liegen die hier einfach so herum...«

    »Karas!« Philipp schnappte nach Luft. »Wir wissen nicht, wo uns der Kopf steht, und Sie spielen mit Maschinchen und Elektronenröhren! Sie sollen den Doktor absichern! Im Keller finden Sie das Heft nicht!«

    »Drei!«

    »Was?«

    »Drei waren dort und ich hab’ sie entdeckt...Hefte des Genies...!«

    »Aber welche Hefte?« Angewidert durchstöberte Philipp die Schublade voller Abenteuerromane: »Der mordende Affe«. »Der Würger«. »Das gelbe Gift des Dalai-Lama«. Mit einem Ausdruck des Ekels warf er die zerfledderten Schauerromane und Krimis ins Feuer. Dann warf er ihnen auch das zerknitterte blaue Heft mit den aus den Zeitschriften ausgeschnittenen Schönheiten nach. »Nackte! Kritzeleien! Was haben wir Ihnen eingebläut? Oberstock, drittes Brett am Fenster. Nach den >Erinnerungen<...« Es war ein schicksalhafter Irrtum. Die so leichtsinnig fortgeworfenen Papiere gingen in Flammen auf. Selbst der Akademiker konnte nicht ahnen, daß jetzt gemeinsam mit dem »Mordenden Affen« und dem »Gelben Gift des Dalai-Lama« auch jenes geheimnisvolle blaue Heft, das sie suchen sollten und das den Zweck und das Ziel ihrer Reise darstellte, unwiderruflich dem Feuer anheimfiel. Mit diesem Heft verbrannten (neben etlichen Bildchen notdürftig bekleideter Damen) auch etliche hastig hingekritzelte Bemerkungen und Berechnungen jenes elfjährigen Genies der Wende des 20. Jahrhunderts, die einst der Rettung der gefährdeten Menschheit dienen sollten. Ein einfaches Prinzip, wie man ganze Kontinente, ja Welten, in Raum und Zeit verschieben konnte.

    »Spielereien, wo wir doch jeden Augenblick entdeckt werden können!« Philipp löschte persönlich die brennende Treppe, um als erster in den Oberstock vorzudringen. »Mehr Rauch! Und wieder anzünden, Karas!« Im Schutze einer Rauch- und Flammenwand näherten sich die Besucher dem ersehnten Ziel, dem Zimmer Adam Bernaus. Die Technik der Zukunft war im Einsatz. Der Salamander spie Feuer und setzte die bereits

Weitere Kostenlose Bücher