Die Besucher
gelöschte Treppe wieder in Brand. Die Aktion erreichte ihren Höhepunkt. Angesichts dieses einmaligen Anblicks scheuerte Philipp mit dem Ärmel noch einmal den Goldschmuck seines Hauptmannheims blank.
»Wie Sie sehen, ist das dritte Brett des Fußbodens in der Tat lose, und in dem Geheimversteck darunter, genau wie es in den >Erinnerungen< steht...«
Der Akademiker wurde unsicher. Im Versteck war nichts. Genauer gesagt, doch etwas: Eine Schleuder, drei Glasmurmeln, eine Gummischlange und ein paar speckige Spielkarten. Was fehlte, war das gesuchte Heft.
»Vielleicht...unter einem anderen Brett...Irgendwo muß es doch sein, selbst wenn wir dieses Haus Stück für Stück zerlegen müßten...«
»Aber...«
»Aber was?«
»Wir haben nicht das Recht, in die Vergangenheit einzugreifen...«
Philipp überhörte Katjas Einwand. Verstört stemmte er die angrenzenden Fußbodenbretter hoch. Dann lieh er sich von Karas, der ihm zur Hilfe kam, eine Lasersäge, die bunt pulsierte, und beschrieb mit ihrer Hilfe einen Funkenkreis rund um den ganzen Rand des Zimmers.
»Wir können doch hier nicht mit einem Brett nach dem anderen herumspielen! Im Interesse der Menschheit...«
Mehr konnte er nicht verkünden. Der am ganzen Rand durchgesägte Fußboden mit der darunter liegenden Zimmerdecke stürzte in die Tiefe und riß Doktor, Techniker und Katja ins Erdgeschoß hinab.
22. Verloren im zwanzigsten Jahrhundert
Ein Fluß rauschte im Dunkel der Nacht. In der finsteren Landschaft wirkte er geheimnisvoll fremd und angsterregend. Auch die Sterne am Himmel waren andere als die im Jahre 2484. Der Doktor behandelte Karas, der trotz des strengen Verbots im Garten des Bernauschen Hauses eine Suppe gegessen hatte, in der Kartoffeln und Fleischbrocken schwammen. Dann hatte ihm jemand aus einer Flasche eine unbekannte Flüssigkeit angeboten, von der er nur sagen konnte, sie habe nach Pflaumen gerochen und zugleich in der Kehle gebrannt und im Magen wohlig warm gewirkt. Von Zeit zu Zeit erwachte der Techniker aus seinen Fieberträumen und brummte ein Lied von einem Herzen, das in Liebe zu einer dunkelhaarigen Schönen entbrannt war. Allerdings kam er mit den Worten nicht ganz zurecht und nannte die Angebetete (Gott allein wußte warum) einmal Susi und dann wieder Diana.
»Er sieht ganz entschieden entsetzlich aus«, flüsterte mitleidig Katja.
»Wir auch, obwohl wir nichts gegessen haben.«
Die Scheinwerfer des im Weidengebüsch einer verlassenen Bucht geparkten Niva-VI-Wagens beleuchteten einen Haufen von Büchern und Papieren. Die Expeditionsteilnehmer hatten sie nach der mißglückten Aktion »Kinderzimmer, drittes Brett am Fenster« beim Rückzug durch den Garten des brennenden Hauses erbeutet. Der Akademiker tauchte prustend in den Fluß, um den Staub und Ruß vom Gesicht zu waschen. Da der geplante Zeitsprung zurückin die Zukunft bis nach Mitternacht verschoben werden mußte, weil der Techniker erkrankt war, schien er alle Müdigkeit vergessen zu haben. Er schwamm kurz an Katjas Seite und sagte anerkennend:
»Sie waren großartig!«
»Sie auch.«
»Diese Sache mit der Hundehütte wäre allerdings selbst mir nicht eingefallen. Jetzt verstehe ich erst, warum ZD gerade Sie, eine Zoolinguistin, als Assistentin ausgesucht hat.«
»Das war nicht schwer. Ich bin einfach über Fidos Hundehütte gestolpert und stieß dabei auf Adams Schultasche, die er dort versteckt hatte.«
»Dieses kleine Detail würde ich im Bericht weglassen...Ein Genie hat natürlich das Recht auf Exzentrizitäten, aber...Sie werden gewiß verstehen, daß man...aus pädagogischen Gründen...« Selbst im Wasser schien der Akademiker bei dem Gedanken zu schwitzen, daß das Gedächtnis Adam Bernaus in den Augen der Menschen nicht ganz makellos bleiben könnte. »Wichtig sind die Hefte, und die haben wir jetzt dank Ihnen...Trotzdem werden wir gewisse Dinge dem Weltrat nur schwer erklären können...Die durchgesägte Zimmerdecke...die Bücher, die wir im Garten zusammengerafft haben...« In der Ferne heulte ein Zug. Am jenseitigen Ufer brannten Lagerfeuer. Jemand zupfte eine Gitarre.
»Lassen Sie den alten Tattergreis und schwimmen Sie zu uns herüber, schöne Unbekannte!« rief ein junger Mann in einem Trapperhemd Katja zu. »Bei uns wird Ihnen warm werden!«
Katja wäre keine Frau gewesen, wenn es sie nicht gefreut hätte, daß sie jemandem gefiel. Sie schwamm näher und winkte denen am Lagerfeuer.
»Unglaublich nette Leute, die aus dem
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