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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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benützen. Eineinhalb Millionen werden vermißt!«

    »Meinst du diese vier Kerle, die in einem blauen Skoda geflüchtet sind und am Stadtrand das Kennzeichen ausgetauscht haben?«

    Der Verdacht, der seit dem gestrigen Tag an Karussell-Ede genagt hatte, begann langsam zur Gewißheit zu werden.

    Diese Geometer!

    Ein hellblauer Wagen, der in voller Fahrt die Farbe und das Kennzeichen gewechselt hatte!

    Geld! Eine Menge Geld...

    »Eine Million!«

    »Und eine halbe dazu«, ergänzte nachdenklich der Wachtmeister aus dem Streifenwagen, indem er eine Quittung aus seinem Strafblock riß. »Sie geben uns jetzt hundert Kronen für diese nächtliche Ruhestörung. Das ist nicht allzu viel, nicht wahr? Diese Drähte beseitigen Sie sofort! Ermittlungen um zwei Uhr zwanzig Minuten abgeschlossen, da kein weiterer Sachschaden verursacht worden ist...«

    Er legte den Hundertkronenschein sorgfältig in seinen Strafblock. Dann versuchte er noch, die Gaffer durch eine Geste zu vertreiben: »Das gilt für alle! Auseinandergehen! Hier gibt’s nichts zu sehen!«

    Niemand rührte sich. In der Stille ertönten Pfeifen vom Vogeljakob. Am Erfrischungsstand, dessen Verkäufer die Gelegenheit nutzte, standen Kinder mit Zuckerwatte am Stiel. Der Jahrmarktbetrieb ging weiter. Mitten in der Nacht. Der Wachtmeister aus dem Streifenwagen gab das Spiel auf. Er stand jetzt auch am Erfrischungsstand Schlange, kaufte eine Bratwurst mit Senf und ein altes Brötchen.

    Übrigens, dachte er, besser solche Wunder als ein ausgeraubtes Postamt. Wenn es bloß nicht zu viele Wunder werden!

32. Das Geheimnis des Großen Lehrmeisters

    »Verflixt!«

    Als Adam, von seinem Vater aus dem warmen Nest gezogen, die Augen öffnete, erblickte er als erstes seine Schultasche, die der brave Fido in die Stube schleppte. Er hielt sie im Maul und wedelte vergnügt mit dem Schwanz, in der Erwartung, sein Herrchen werde ihn kräftig loben. Doch der undankbare Adam murrte:

    »Pfui! Verräter!«

    »Wieso Verräter? Du solltest ihm dankbar sein«, widersprach der Papa und warf Fido einen Würfel Zucker zu. »Selbst der Hund hat mehr Verstand als du Trottel! Du hast wohl gedacht, du wirst die Schultasche vergraben und mir einreden, sie wäre verbrannt. Und was dann?«

    »Ich hab’ sie nicht vergraben!«

    »Na, wer denn sonst? Vielleicht die Mama? Wer hätte, deiner Meinung nach, ein Interesse daran, deine Schultasche zu verstecken, damit du nicht in die Schule gehen mußt? Vielleicht Fido?«

    »Der arme Junge und dieser Hund!« seufzte Katja. Mit schuldbewußter Miene löschte sie das Bild im Spiegel, der das Geschehen im Zimmer der Bernaus ins Hotelzimmer Nummer 3 übertrug. »Ursprünglich wollte ich die Schultasche im Gang wegwerfen, aber unter der Hundehütte kann sie nur Fido ausgegraben haben. Zerwühlt jetzt die Betten ein wenig, damit niemand erkennt, daß ihr auf dem Fußboden geschlafen habt! Das ist nur eine Frage der Gewohnheit. Ich habe im Bett wunderbar geschlafen.«

    »Diese Betten hier knarren allerdings. Der Pyjama ist zu eng, der Karas hat seit aller Herrgottsfrüh mit seinen Glassplittern geklirrt, der Doktor radelt irgendwo...und Sie laufen hier ohne Haare herum!« warf Philipp der Katja alles Unglück vor, das ihm begegnet war. Behutsam wich er dem LC 3 aus, das auf dem Fußboden ausgebreitet lag. Die Pelzmäntel, die ihm als Nachtlager gedient hatten, hängte er in den Schrank. Den Pyjama und das schmutzige Hemd warf er in den Abfallkorb. Dann zog er seufzend ein neues Hemd an, das ihn noch mehr würgte als der enge Pyjama. »Die Amaronen bereitet jeder für sich selbst. In fünfzehn Minuten am Auto! Perücken! Trassierstäbe! Den Theodoliten!«

    »Unser Doktor liegt in den Apfelsinen!« bemerkte mit Genugtuung Karas, als eine Viertelstunde später das automatisch gelenkte, hellblaue Auto aus dem Hof in den Marktplatz rollte. Am Obststand liefen die Leute zusammen. Das Fahrrad mit den drei Gängen lag auf dem Pflaster; der Doktor in den Apfelsinen.

    »Kümmern Sie sich jetzt nicht um den Doktor, und halten Sie lieber das Steuer fest!« knurrte der Akademiker. »Richtung Schule! Wichtig ist das Heft und unser Genie! Laut den >Erinnerungen< sollte Adam Bernau jetzt mit dem Großen Lehrmeister Zusammentreffen!«

    Gehorsam wich das Auto den Karussells aus.

    Es bog um die Ecke und fuhr zur Schule.

    »Das sagen die >Erinnerungen
    »Langsam fahren! Abwarten, was kommt!« sagte Philipp

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