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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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moderne Lehranstalt, die mit Recht den Namen des Johannes Comenius trägt. Auch Fahmanns Verdienste auf dem Gebiet der Volksbildung dürfen nicht vergessen werden. Gründete er doch einen Gesangsverein und die Laienspielgruppe >Thalia<; er war in der Arbeiterbewegung tätig, sorgte für die Erneuerung der traditionellen Frühlingsfeiern...«

    »Gewiß, gewiß...Das alles hängt allerdings mit dem Problem Ihres Sohnes nicht zusammen...« Schwitzend steckte der Schulleiter seine Notizbücher neben seine Rocktasche. Alles fiel ihm aus den Händen. Von dem Thalia-Verein und den Frühlingsfeiern hatte er zum ersten Mal im Leben gehört. Zum Glück schrillte gerade die Schulglocke. Aufatmend entdeckte er in einer Ecke am Konferenzzimmer das zerbrochene Fenster. »Ich habe leider nichts mehr hinzuzufügen...Dieses Fenster lassen Sie verglasen, wie ich hoffe...«

    Die Geometer Karas und Katja, damit beschäftigt, die Trassierstäbe und den Theodolit vor der Schule auszuladen, waren starr vor Staunen, als der Akademiker, ein zerbrochenes Fenster unter dem Arm, vor der Schule erschien.

    »Eine kleine Verwechslung«, erklärte er, noch beschäftigt mit seinen Eindrücken und Entdeckungen. »Nur die Ruhe! Es ist gar nichts los! Es ist nur überwältigend, dabei zu sein, wenn historische Irrtümer bereinigt werden. Den Großen Lehrmeister kennt hier niemand. An der Schule lehrt nur ein gewisser Drábek. Aber mit dem Schulleiter habe ich großartig geplaudert. Schade, daß uns das Läuten der Schulglocke unterbrochen hat!«

    »Und dieses Fenster?«

    »Das werfen wir einfach irgendwo fort...Das eilt nicht...Laut Stundenplan sollte Adam jetzt Naturkunde, dann Mathematik- und Gesangsstunde haben.«

    »Do...do...dort!«

    »Do...dort!« Katja vergaß den Theodoliten. »Die Fünf A! Das Fenster daneben! In dem Gang im Erdgeschoß!«

    Das Fenster wurde geöffnet. In seinem Rahmen erschien Adam. Er ließ sich in den Garten fallen, kletterte über die Mauer und verschwand in der einstigen Spitalsgasse, die heute Krankenhausstraße heißt.

33. Ein Ziegelstein im Wasser

    An jenem Tag konnten die erstaunten Einwohner des Städtchens Kamenice das hellblaue Auto mit den Trassierstäben auf dem Dach nicht nur an der Schule, sondern auch am Hang über dem Fußballplatz erblicken, obwohl dort nie eine Autobahn vorbeiführen sollte. Was diese Geometer dort zu vermessen hatten, blieb ein Rätsel. Sicher war nur, daß kurz vor Mittag, als die Horde der schreienden Kicker vom Fußballplatz verschwand, auch das hellblaue Auto fort war, um kurz darauf in der Nähe eines verlassenen Steinbruchs in den Felsen am Fluß wieder aufzutauchen.

    »Ihre >Erinnerungen< können Sie vergessen!« sagte der den Theodoliten und die Trassierstäbe schleppende Karas zu Philipp, der, in sicherem Abstand von Adam, sich einen Weg durch das Gestrüpp bahnte. »Es ist Ihr Fehler, daß Sie kinderlos sind. Sie verfolgen zwar ein Genie, dabei ist es aber nur ein kleiner Junge...«

    Der Junge blickte sich zweimal um, bevor er jenseits eines Felsvorsprungs verschwand. Der Weg führte steil durch die Felsen bergauf.

    »Meine Eltern waren bei ihrem Tau-Zeta-Flug nicht besser dran.« Katja zog die Schuhe aus und setzte den Weg barfuß fort. »Hier bin ich wenigstens auf der Erde, zwischen Menschen.«

    Der Tierfreundin war eine plötzliche Bewegung im Gras nicht entgangen. Sie bückte sich und war begeistert, als sie etwas Graues erblickte, das in sein Versteck flüchtete.

    »Hier gibt es Mäuse!«

    »Und einen alten Mann mit einer Ziege!« fügte weniger begeistert der Akademiker hinzu, nachdem er den Gipfel des Felsens erklommen hatte. Zu ihren Füßen glitzerte der Fluß. Auf einem Felsblock saß, bis zum Gürtel nackt, der Alte. Er angelte. Adams Ankunft brachte ihn nicht aus der Ruhe. Bereitwillig rückte er ein Stückchen weiter, um ihm an seiner Seite Platz zu machen. Die Ziege graste unweit von ihnen. »Diese Ziege kenn’ ich nicht«, stellte Katja fest, »aber der Alte kommt mir bekannt vor. Für alle Fälle bereite ich alles für eine Aufzeichnung vor.« Sie ging liegend mit dem Theodoliten in Deckung und stellte ihn dann auf den Alten und den Jungen unten am Fluß ein. »Was wollen Sie denn aufzeichnen?« Die Sonne brannte. Der Akademiker zog seufzend das Hemd aus. Auf dem Gipfel des Felsens herrschte eine unerträgliche Hitze. »Worüber können die zwei dort unten denn schon reden?« Im Theodoliten knackte es. »Brot, Käse und kaltes Bier«, sagte der

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