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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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daß ich drei Kinder habe!«

    »Was haben Ihre drei Kinder mit diesem idiotischen Dreieck zu tun, das dieser Hund zerschlagen hat?«

    »Nur das, daß es kein idiotisches Dreieck, sondern ein Verstärker und Gleichrichter des Signals von A und B, beziehungsweise unser LC 3 war, und ohne das LC 3 können wir nicht durchgeben, wann wir zurückkehren wollen. Wir werden daher hierbleiben und weiter Geometer spielen müssen.«

    »Dann suchen Sie also weiter diese Glassplitter!« gab der Akademiker sein Einverständnis, nachdem er begriffen hatte, worum es ging. »Wir haben unsere Aufgaben und sind der Menschheit, die uns ausgesandt hat, dafür verantwortlich! Katja, los, los! Diese roten Glassplitter suchen! Wer wird aber das Genie verfolgen?«

    »Ich«, meldete sich Doktor Noll freiwillig, nachdem er ans Hoftor geschlendert war und am Marktplatz die Blondine erblickt hatte, bei der er am Vormittag das Fahrrad mit den drei Gängen erstanden hatte. Er winkte ihr zu. Das zwanzigste Jahrhundert begann ihn zu locken. Nachdem er sie eingeholt hatte, sagte er: »Ich glaube, ich könnte auch hier leben!« »Hier, bei uns in Kamenice?« Daß er sie wiedererkannt hatte, freute die Blondine. »Aber machen Sie sich bloß nichts vor! Wunder geschehen hier nur heute, in dieser Nacht. Wie schön wär’s, wenn sie nie enden wollte! Aber wenn wir morgen aufwachen, werden wir wieder nur in einem langweiligen, verschlafenen Städtchen leben, wo es wohl nur Aufsehen erregt, wenn jemand bei uns im Kaufhaus ein Fahrrad und vier Pelzmäntel kauft. Dann haben die Leute wenigstens etwas zu reden. Wie Sie sehen, weiß ich alles, was Sie betrifft. Sie sind Geometer, wohnen mit diesem Fräulein, das Tierpelze so gern hat, im Hotel >Zum Löwen< und werden hier einen Autobahnanschluß vermessen...«

    »Alles wissen Sie nicht!« Der Doktor überlegte angestrengt, was er ihr verraten durfte. Viel war es nicht. »Zum Beispiel, daß ich nicht radfahren kann und daß ich das Fahrrad nur deshalb gekauft habe, weil Sie es verkauften.«

    »Das soll ich Ihnen glauben?« Es hatte ebenso verrückt geklungen wie dieser nächtliche Trubel, der sie umgab. »Da sehen Sie! An der Apotheke wird getanzt!«

    Aus dem Laubengang erklangen Gitarrenklänge, und es brannten dort Kerzen. Jemand hatte an allen Balkons Lampions aufgehängt. Aus dem blauen Halbdunkel der Nacht kamen Flötentöne.

    Sekundenlang vergaß der Doktor seine Aufgabe, das Genie zu beschatten. Er erinnerte sich erst wieder daran, als er aus einer Gruppe von Männern, die die seltsamen Erscheinungen erörterten, die Stimme Adams vernahm:

    »Es hätte auch ein Kugelblitz sein können, Herr Sintil. Krach!...Oder eine unglaubliche Hochfrequenzspannung...«

    »Ein Kugelblitz soll das Karussell für dich drehen?«

    »Der Blitz nicht, aber die Hochspannung. Da genügt es, wenn der Blitz in das Umspannerwerk einschlägt.«

    »Hat er eingeschlagen? Keine Spur!«

    »Na schön, dann eben nicht. Nehmen wir ein anderes Beispiel. Wenn wir einen Hartgummistab mit einem Fuchsschwanz reiben...«

    Der Doktor fand, es sei sinnlos, dieses Gespräch weiter mitzuschneiden. Das Mädchen hieß Milena. Es wohne am Stadtrand und versprach ihm: »Das Radeln bring ich dir bei, Mischa!«

    Die ersten Sonnenstrahlen erhellten die Dächer. Am gelben Wohnwagen untersuchten die Schupos aus dem Streifenwagen Kamenice 1 den Karussell-Ede als einzigen Verdächtigen.

    »Sie werden uns eine Menge zu erklären haben, Herr Nehasil. Heute nachmittag haben Sie uns gemeldet, daß jemand Ihren Wohnwagen entzweigesägt hat. Simmt das?«

    »Jawohl.«

    »Das war also Ihre Rache? Sie haben einfach alle Lichter und die Lautsprecher eingeschaltet und die Karussells kreisen lassen.«

    »Aber meine beiden haben sich doch auch gedreht! Das mit den Tieren und der Twister auch! Und dabei war ihr Getriebe blockiert.«

    »Wie konnten sie sich dann also drehen? Ich hoffe. Sie glauben nicht an Zauber und Hexerei?«

    »Das war kein Zauber. Alles ist ganz klar. Das Schweißgerät, noch dazu so schluderig an die Leitung eines Laternenmastes angeschlossen...«, bemerkte der Wachtmeister Kunz, nachdem er auf dem Dach des Wohnwagens ein Gewirr von Drähten entdeckt hatte, die von dort in die Höhe ragten. »Vermutlich ein Kurzschluß. In Mariental hat man vor einer Woche auf diese Weise das Postamt ausgeraubt. Bloß haben die Posträuber dort ein Feuerwerk angezündet, um die allgemeine Aufmerksamkeit abzulenken, anstatt ein Karussell dazu zu

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