Die Besucher
alles, was bisher danebengegangen war. Selbst die Hitze und die lästigen Fliegen konnten ihm nicht mehr die Laune verderben. Begeistert umarmte er den Karas und die Katja. Zum ersten Mal seit dem Tag, an dem das schicksalshafte erste Heft in den Flammen geendet hatte, begann er, an den Erfolg seiner Expedition und deren glückliche Rückkehr zu glauben. Um sicher zu gehen, notierte er die wichtigsten Angaben:
»Alois Drichlik, den Großen Lehrmeister Adam Bernaus entdeckt! Es gab ihn also doch!«
Im Übermaß seiner Freude hätte er beinahe die Lichtsignale des Bleistifts in der Brusttasche seiner Mafia-Jacke, die er neben sich ins Gras geworfen hatte, übersehen. Aus seinen Gedanken aufgestört, schaltete er auf Empfang.
»Hier Hoffnung. Hoffnung ruft die Expedition«, ertönte aus dem Empfänger die Stimme Doktor Nolls: »Eine wichtige Entdeckung! An der Schule unterrichtet kein Mann namens Drichlik, sondern nur ein gewisser Drábek. Wäsche wird gewaschen und geplättet. Keine weiteren Pelzmäntel kaufen! Ich geh’ jetzt Volleyball spielen. Beratung abends im Hotel.«
»Welche Pelzmäntel meint er?« fragte Philipp verwirrt von dieser Nachricht. »Zuerst fällt er in die Apfelsinen und dann...«
Aber der Bleistift schwieg bereits.
34. Der gestreifte Pyjama
»Wir schinden uns ab, aber Sie...«
Mit vorwurfsvoller Miene blickte der Akademiker auf Doktor Noll. Nach dem Volleyballmatch hatte Noll bereits gebadet und lag nun unter der Solarisator-Lampe im Bett, in einer Wolke von blauem Dampf, der aus seinem Körper aufstieg.
»Natürlich Drichlik, nicht Drábek. Das Geheimnis des Großen Lehrmeisters ist kein Geheimnis mehr, lieber Doktor. Nicht für uns drei, die wir in der Hitze und dem Staub der Felsen gearbeitet und uns abgeplagt haben...«
Philipp wurde von Getrampel und Geschrei aus dem Nebenzimmer unterbrochen:
-•Heraus mit der Sprache! Sag der Mutti, womit du dich rühmen kannst! Weißt du, mit wem Adam am Fluß war? Mit diesem verrückten Drichlik, der alles mitgehen läßt, was nicht niet- und nagelfest ist! Weißt du, was für eine Ausrede Adam in der Schule benutzt hat, Mama? Daß er als Zeuge zur Versicherungsgesellschaft gehen mußte! Was wolltest du denn dort bezeugen? Daß du das Auto kaputtgefahren hast?«
Der Spiegel leuchtete auf und zeigte die Einstellungen des Auges Nummer 2 in dem Schuh des vor seinem Vater zur Tür flüchtenden Adam.
¡Laß dir das erklären, Papa!...Die Frau Lehrerin John sagte, daß an ihrem Fernsehgerät das Bild wackelt...und daß die Zeilen...«
»Du konntest allerdings nicht wissen, daß ich schon heute bei ihr vorbeikommen würde. Und die Lehrer haben dich vermißt, mein Lieber! Mir kannst du nichts verheimlichen...Mit dem Jahrmarkt ist es Essig! Keinen Groschen mehr!...Und von diesen Geometern hältst du dich fern! Ebenso wie von dem verrückten Alten! Jetzt ab in die Küche und Knochen holen für Fido...«
»Das kann interessant werden«, meinte der Doktor. Er schaltete den Solari-sator ab und bahnte sich einen Weg durch die Apfelsinen zum Spiegel, um zum ersten Mal mit Interesse in ein fremdes Privatleben einzudringen. »Seit dem Morgen spricht man überall nur von uns. Als ich ins Hotel zurückkam, führte das Stubenmädchen im Hotelgang eben Katjas Pelzmäntel vor. Im Twister mit den Fliegenden Untertassen sitzt Karussell-Ede und beobachtet unser Zimmer durch ein Fernglas.«
Im Spiegel sprühten Funken. Der Ton wurde lauter. Sekundenlang hörte man nur das Knarren des Fußbodens und das Getrampel der Schuhe, als Adam gehorsam treppab in die Hotelküche im Erdgeschoß eilte. Kurz darauf erklangen über das Geräusch des Geschirrs und der Gläser, lautes Gelächter und die Stimme der schreienden Köche:
»Knochen für den Köter willst du haben? Ich dachte, für die Geometer! Essen die überhaupt was? Im Restaurant hab’ ich sie noch nicht gesehen.«
»Mag sein, wir sind ihnen nicht fein genug?«
»Beim >Roß< waren sie auch noch nicht.«
»Aber daß sie sich selbst im Ausschank noch nicht sehen ließen, das find’ ich seltsam! Geld haben sie wie Heu, aber nicht einmal ein kleines Bier?«
»Vielleicht könnte ich dort mal einkehren«, bot der durstige Karas sich bereitwillig an. »Sozusagen symbolisch für uns alle. Es wäre auch für unsere Studien von Bedeutung, festzustellen, was der Große Lehrmeister ißt und trinkt: Bier, dazu eine Schnitte Brot, ein kleines Stückchen Käse...«
»Apfelsinensaft wird Sie
Weitere Kostenlose Bücher