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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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besprachen sie eben etwas. Der Boss der Gang, der mit dem schwarzen Hut auf dem Kopf und dem Mafioso-Jackett am Leib, stieg aus dem Auto. Mit einem prüfenden Blick sah er nach, ob die Trassierstäbe und der Theodolit auf dem Autodach waren. Dann sagte er, offenbar vergnügt zu diesem hinten sitzenden jungen Mann mit dem Schnurrbart (Das war doch dieser Kerl, der bei seiner verrückten Radtour den Verkaufsstand mit den Apfelsinen umgeworfen hatte und am gleichen Abend mehr als zwei grüne Lappen für Twister-Fahrten an der Seite junger Mädchen hingeblättert hatte):

    »Jetzt sind wir Geometer, Doktor, und werden endlich dort vermessen, wo wir vermessen sollen! Das wollten Sie doch, wie ich wohl hoffen darf, oder? Schlafen konnten Sie wohl nachts.«

    Still, ohne daß der Motor angesprungen wäre, glitt das Auto zwischen den schlafenden Luftschaukeln und Karussells hindurch. (Lenkte das Ding überhaupt jemand, oder waren das am Ende Zauberer?) Schließlich verschwand es lautlos wie eine Spukerscheinung in der Richtung Tresnovice — Bejschowetz-Podhájí.

    Jetzt zögerte Ede nicht länger. Leise schlich er aus seinem Wohnwagen. Der Marktplatz war menschenleer. Das seitliche Hoftor des Hotels war unverschlossen. Im Empfang hingen die Zimmerschlüssel an ihren Haken, sonst lag das Hotel noch im Schlaf. In das Zimmer 3 einzudringen war kinderleicht. Im Nebenzimmer schlug zwar ein Hund an, aber da hatte Ede bereits die Tür hinter sich verschlossen und die Jalousien vor die Fenster gezogen. Überall lagen Apfelsinen, selbst in den Schubfächern und unter den Betten. Ede steckte einige in die Taschen, um sie seinen Kindern zu bringen. Dann jedoch, als aus einem Versteck zwischen den Pelzmänteln und der Wäsche im Schrank, ein Regen von Geldscheinen auf ihn herabfiel, warf er die Apfelsinen wieder fort. Wie betäubt begann er die Geldscheine einzusammeln. Zuerst wollte er sie ins Hemd stecken, aber dann entdeckte er ein leeres Köfferchen.

    »Hundert Elefanten für meinen mit dem kaputten Rüssel«, sagte er sich. »Diesen Gangstern lasse ich keinen Groschen! Ich habe eine Frau und drei Kinder. Jetzt schlafen sie und wissen von nichts. Ich packe alles zusammen und wir fahren an die See. Was fang’ ich mit Elefanten an? Das Kinderkarussell mit den Tieren verkauf’ ich einfach. Ich kauf dafür eine Autoscooter-Bahn und so ein Ding mit Donald-Duck-Sitzen mit hydraulischem Antrieb. Durch eigenen Fleiß und Betriebsamkeit zum Millionär!«

    Nun bündelte er die Einhundert- und Fünfhundertkronenscheine bereits sorgfältiger, damit das Köfferchen alles Geld fassen könne. Er beeilte sich nicht, und er konnte natürlich nicht ahnen, daß er den Vernichter vor sich hatte. Ebensowenig ahnte er, daß das hellblaue Auto der Geometer in der gleichen Sekunde wendete und durch die schlafenden Straßen zweier Häuserblocks bis zu einem Schutzdach zurückfuhr, wo ein unrasierter Alter aus den Mülltonnen Altpapier und leere Flaschen herausfischte. Das alles legte er säuberlich in einen Karren, der fast bereits voll von altem Gerümpel war.

    »Er ist es in der Tat! Der Große Lehrmeister, aber in diesem seltsamen Kittel hätte ich ihn fast nicht wiedererkannt«, flüsterte entgeistert der Akademiker, als das Auto unauffällig am Gehsteig stoppte.

    Zögernd tauschte er mit Karas und nahm am Steuer Platz. »Gehen Sie dem Mann nach! Ich verlasse mich auf Sie, Karas! Wichtig ist, in Kontakt zu bleiben! Bis neun Uhr vermessen wir an der Strecke, dann begeben wir uns zur Krucenburg. Es kann jedoch sein, daß diese Begegnung für uns wichtiger ist, als alles andere...«

    Philipp fuhr das Auto ruckweise im Rückwärtsgang in einen Durchgang zwischen zwei Häusern. Karas war allein geblieben. Langsam, aus sicherer Entfernung, verfolgte er den alten Drichlik mit seinem quietschenden Karren zur Stadt zurück. Bei der dritten Gruppe von Mülltonnen konnte Karas einfach nicht mehr widerstehen. Fasziniert von den im Karren gehäuften Schätzen, schlenderte er heran. Leere Blechkonserven, Drähte, Sprungfedern aus alten Matratzen. Wenn er die hätte, könnten sie zu einem Prachtstück seines Museums werden. Er versuchte, sie mit dem Ärmel blankzuscheuern. Die Sprungfedern nahmen einen goldenen Glanz an.

    »Eine Pracht!«

    »Sag’ ich auch!« Drichlik war froh, eine verwandte Seele gefunden zu haben. »Und hier! Eine Nähmaschine aus dem Jahr 1912! Fast wie neu. Wenn du Maschinen sammelst, nimm sie dir. Die kannst du haben. Auf dem

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