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Die Besucher

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Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Adam. Die »Narren von den Hepteriden« kannte er offenbar auswendig:

    »Ka alpha gleich der Geschwindigkeit, gebrochen durch eine Promention. U ist gleich Ce hoch zwei, gebrochen durch Klammer eins minus eins, gebrochen durch Ka.«

    »Aber aufgepaßt!« Der Akademiker auf der Streckleiter hielt sich jetzt nur mit einer Hand fest:

    »Komplex gesehen, ist die Raumzeit der Mentionen... ich will damit sagen, man kann sich sie nicht als kompakte Materie vorstellen, sondern als Entität der verlaufenden Veränderungen, die im gesamten Ce-En-Es verlaufen, in Verbindung mit den parallel verlaufenden Dilatationen und Kontraktionen der in Betracht kommenden Komponenten des Zeit-Raums...Das ist dir hoffentlich klar, oder?«

    »Nicht ganz.«

    »Also noch einmal: Wenn wir zwei Geschwindigkeiten, die diejenige des Lichts nicht übersteigen, addieren, können wir nie eine Geschwindigkeit erzielen, die größer als die des Lichts wäre. Bei Mentionengeschwindigkeiten allerdings...«

    Die Öffnung, durch die sie aus der Folterkammer entkommen wollten, hatten beide bereits vergessen. In einer verzwickten Diskussion, die vermutlich nur sie selbst und vielleicht noch »Die Narren von den Hepteriden« verstehen konnten, hatten sie auch das Geräusch des Schlüssels im Schloß und die Stimme des Fremdenführers überhört, der eine weitere Reisegesellschaft in diesen düsteren Raum brachte:

    »Die Folterkammer. In deren Mitte ein Loch, durch das man die Eingekerkerten in den Hungerturm hinabwarf. Ich lösche jetzt das Licht aus, damit wir uns, wenigstens für ein Weilchen...damit wir uns...eine kleine Vorstellung...von den Grauen des Mittelalters...«

    Die Schreckensschreie, die gleich darauf aus dem Dunkel erklangen, waren diesmal echt. Im Schein der Fackelflammen hingen an der Streckleiter zwei Menschen; ein Mann mit einer schwarzen Jacke und einem schwarzen Hut, und ein Junge. Beide waren von Schmieröl und Ruß bedeckt.

    »Natürlich, der Bernau als letzter, wie immer...Schmutzig wie ein Schwein!« begrüßte ihn die rothaarige Mathematiklehrerin, als die beiden in das helle Sonnenlicht des Hofs der Krucenburg schlenderten. »Da kann man sich nur wundern! Wenn dir die Mathematik so gut von der Hand ginge wie deine Streiche...«

    Der Akademiker und Adam tauschten zum letzten Mal Blicke einer stummen Übereinkunft zwischen Männern. Der Hungerturm blieb ihr Geheimnis.

    Die Schulklassen versammelten sich zur Abfahrt.

    Der Schulausflug war vorbei.

    »Schade«, sagte Philipp, als er wieder mit dem Doktor, Katja und Karas zusammentraf und vor dem ausgeplünderten Schrank im Hotelzimmer stand. »Es hätte wenig gefehlt und wir hätten packen können. Wir waren schon ganz nah an die Lösung herangerückt. Jetzt können wir allerdings nicht fort, selbst wenn wir uns von Wurzeln ernähren sollten...«

38. Hilferufe

    »Hier lang?«

    »Jawohl.«

    Die Wasserfläche des Bejschowetzer Teichs erstrahlte im Licht der Scheinwerfer eines Autos, das von einem Fahrweg zum Teich einbog und im Gebüsch verschwand. Aufgestört vom Geräusch und Licht, flüchteten Krickenten und Bleßhühner aufs Wasser. Dann verloschen die Lichter. Der Akademiker sagte zitternd:

    »Vor allem keine energetischen Katastrophen mehr, wie das letzte Mal, Karas! Damit nicht wieder überall in der Stadt die Lichter aufleuchten und die Karussells sich zu drehen beginnen.«

    »Kommt nicht in Frage.« Der Techniker richtete seine Antennen. Er baute die Scheinwerfer und den Sender aus dem Auto aus. Behutsam trug er sein rotes Dreieck zu einem am Ufer liegenden Kahn. Es war ihm gelungen, alle Glassplitter zu sammeln und zusammenzukitten. »Das letzte Mal haben wir zu sehr nach oben geglüht. Deshalb diesmal dieser Teich. Die überflüssige Energie leiten wir ins Wasser. Ich hab’ alles berechnet und technisch gesichert. Absolut störungsfrei.«

    »Aber einen anderen Teich hätten Sie wohl wählen können«, protestierte der Doktor. Man hatte ihn beauftragt, den Kahn flottzumachen, und er war dabei vom Ufer ins Wasser gestürzt. »Sehen Sie doch selbst, wie tief er hier ist!«

    »Tut mir leid, aber ich hatte keine andere Wahl. Parameter eins-dreißig-sechs-zwo. Kontrollpunkt, Rathausturm Kamenice, Planquadrat drei D — Mittelpunkt des Bejschowetzer Teichs.«

    Die Lasersäge zerschnitt die Kette, mit der der Kahn am Ufer festgemacht war. Die Ruder berührten das Wasser.

    »Wieviel sollen sie uns senden? Eine Million?«

    »Sagen wir mal, eine halbe. Ein paar

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