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Die Besucher

Die Besucher

Titel: Die Besucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Hunderttausend. Lange können wir nicht hierbleiben. Wichtig ist, daß wir das Geld morgen an der gleichen Stelle erwarten. Zielgelände: Wasserfläche.«

    »Das hier haben Sie bereits für die Aufzeichnung mitgeschnitten«, erinnert Katja. »Kontakt mit dem Genie und dem Großen Lehrmeister angeknüpft. Aktion schreitet fort. Mir ist kalt. Beeilen Sie sich!« »Scheinwerfer?«

    »Werden angeglüht!«

    Am Himmel strahlten die Sterne. Am Wasser leuchtete funkensprühend das rote Dreieck auf.

    »Was qualmt hier?«

    »Es qualmt, aber es glüht«, lobte Karas sein Gerät, als er aus dem Rauschen das Empfangssignal des Zentraldenkers herausgehört hatte: »Verbindung angeknüpft. Das Losungswort kenne ich nicht. Es geht alles nach Vorschrift. Vor allem keine Zeit verlieren. Wir haben für alles nur zwei Minuten Sendezeit!«

    »Die Besucher rufen ZD!«, sagte Katja und zog den Sweater aus. Die Temperatur stieg. Der Kahn und das Dreieck verschwanden allmählich in Dampfwolken. Irgendwo in weiter Ferne lag die Zukunft. Anscheinend hatte man den Hilferuf empfangen, denn eine metallische, unbeteiligte Stimme ertönte in der Stille und im Geplätscher des Wassers:

    »ZD versteht. Ausharren! Nicht aufgeben! Die Zukunft grüßt die Expedition Adam 84. Sendung morgen. Gleiche Zeit. Gleicher Ort. Zielgelände: Wasserfläche...«

    Diese Wasserfläche war allerdings nicht mehr da. Es tagte langsam. Über dem Ort, wo kurz zuvor noch der Bejschowetzer Teich war, kreisten, in den Haufen eines seltsamen, farbigen Nebels, Möwen. Beute ahnend, landeten sie auf dem Kahn, der hilflos im Schlamm des Teichbodens festsaß. Philipp versuchte, die Vögel mit seinem Hut fortzuscheuchen. Dann gab er auf. Angeekelt kroch er über die Spitze des Kahns, um wie die drei andern den Weg zum Ufer anzutreten. Im Nu war er bis zum Knie im Schlamm versunken. Mit großer Mühe bewegte er sich weiter. Die Füße glitten ihm im Schlamm aus. »Das werde ich Ihnen nie vergessen, Karas!« murrte er gekränkt und warf dabei einen Karpfen, der ihm in die Tasche geraten war, im hohen Bogen von sich. »Ich darf nicht daran denken, daß wir morgen Nacht noch einmal in den Schlamm hinein müssen, um dieses idiotische Geld zu holen, obwohl wir einen ganzen Schrank davon hatten. Technisch sicher? Daß ich nicht lache! Wir haben kein Recht, die Vergangenheit zu verändern, aber Sie lassen einen ganzen Teich verdampfen! All dieses Wasser im Verlaufe von zwei bloßen Sendeminuten!!«

    »Weil wir zu sehr nach unten geglüht haben«, versuchte Karas zu erklären. Er hielt das LC 3 und den Sender über dem Kopf, damit sie nicht mit dem Schlamm in Berührung kamen. »Das letzte Mal haben wir zu sehr nach oben und seitlich geglüht. Deshalb hab’ ich das verändert...«

    »Aber wie! Teamarbeit! Wie ZD ausgerechnet Sie auswählen konnte, das versteh’ ich nicht! Die Hoffnung der bedrohten Menschheit! Diese Hose kann ich fortwerfen, und ich habe kein Geld, eine andere zu kaufen...«

    »Doch, das werden sie können… Das Wetter für den Empfang wird ideal sein«, bemerkte seelenruhig Katja, der es als erste gelungen war, das Ufer zu erreichen. Jetzt zog sie sich um und prüfte dabei die Angaben des Archivs: »Am Morgen Temperatur vierzehn, am Nachmittag zweiundzwanzig bis siebenundzwanzig Grad, sonniges Wetter. Proteststreiks der Landwirte in Frankreich. Der Verkehr liegt lahm. Flugzeugabsturz über den Anden. Erdbeben in Japan...«

    »Das können Sie sich schenken. Wir sind nicht in Japan!« knurrte Philipp. Er warf den Hut ins Gras. Er zog die Schuhe aus, um mit einem Hölzchen den Schlamm abzukratzen. »Örtliche Nachrichten...?«

    »Chronik der Stadt Kamenice. Es werden zwei Kinder geboren werden, ein Junge und ein Mädchen. Am freiwilligen Arbeitseinsatz bei der Heuernte werden achtundzwanzig Bürger teilnehmen. Herr Josef Kloucek feiert bei voller Gesundheit seinen neunzigsten Geburtstag. Wir gratulieren.«

    »Das können Sie auch weglassen! Vom Bejschowetzer Teich kein Wort?«

    »Nichts. Eine Hochzeit. Ein Verkehrsunfall um elf Uhr zwanzig an der Ecke des Marktplatzes. Ein Lkw der Bierbrauerei stieß mit einem Lieferwagen zusammen. Niemand wurde verletzt. Sachschaden zwanzigtausend...«

    »Bis dahin Ruhe«, entschied der Akademiker. Er hatte sich endgültig entschlossen, im Hotel angekleidet unter die Dusche zu gehen. »Heute werde ich wohl sogar in diesem Hotelbett schlafen. Sachschaden! Sachwerte! Wer soll sich darin auskennen? Verfluchtes Geld!«

39.

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