Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)
später Sorgen machen musste.
Jake trat in einiger Entfernung zwischen den Bäumen heraus. Der Kerl schaute verwirrt hoch und hatte die Hände noch nicht frei. Jake zog das kurze Messer aus der Halterung am Knöchel - eine perfekte Flugbahn. Der Mann kam kaum noch zum Luftholen, da steckte ihm schon das Messer in der Kehle. Er krümmte sich mit schreckgeweiteten Augen zusammen und stürzte auf eine hart gefrorene Schneewehe am Fuße einer Ponderosapinie. Nicht dass seine letzte Ruhestätte in der Sache einen Unterschied gemacht hätte.
Die Uhr in Jakes Unterbewusstsein tickte unbarmherzig weiter, während er arbeitete. Wo zur Hölle waren die restlichen Männer? Wie viele dieser Hundesöhne waren es überhaupt? Der leblose Körper des Kerls hing schwer in seinen Armen, als er ihn von der winzigen Lichtung ins Unterholz zerrte. Aufräumarbeiten waren seine Sache nicht, aber sie gehörten eben zum Job.
Alles war still, aber die Luft fühlte sich irgendwie anders an.
Jake schoss herum.
Mit einem Schinkensandwich auf halbem Weg zum Mund starrte Marnie unten im Bunker die Bildschirme an. »Verdammt, Jake, da ist noch einer - Uff, du hast ihn gesehen. Nein, warte, er -«
Neben ihr bellte Duchess ihr eigenes Warnsignal.
Marnie hatte es sich eigentlich mit einem Sandwich und einem Becher Kaffee im Bett bequem gemacht. Jetzt sah sie sich gezwungen, ihr Sandwich liegen zu lassen und, ohne die Monitore aus den Augen zu lassen, zum Bettrand zu kriechen. Der erste Bissen Sandwich Klebte wie Tapetenkleister an ihrem Gaumen, und sie gaffte nur noch entsetzt.
Jake und dieser Mann umkreisten einander. Sie befanden sich auf einem flachen Abhang. In kleinen Bächen lief Wasser über die schwere Schneedecke und machte den Boden rutschig und gefährlich. Marnie schrie auf, als Jake mit dem Fuß wegrutschte. Jake packte seinen Gegner am Arm, um wieder Halt zu finden oder ihn wenigstens mit zu Boden zu reißen. Letzteres war der Fall. Die beiden rollten und schlitterten miteinander den Abhang hinunter und kamen erst am Fuß eines riesigen Baums zum Halten.
Und standen schon wieder, umkreisten einander, tauschten an.
»Warum nimmt er denn seine Pistole nicht her?« Marnie sprang vom Bett auf und rannte zur Bildschirmwand,um besser zu sehen.
Sie sahen wie zwei gut durchchoreografierte Tänzer aus. Der Regen prallte von ihren wasserundurchlässigen Kampfanzügen ab, nicht aber von den Linsen der Kameras, wo er das Zusehen zu einer Herausforderung machte.
Welcher war Jake?
»Ah. Schau, altes Mädchen, unser Mann ist größer«
Jake landete einen Schlag, der andere fiel vornüber.
»Gut gemacht, Jake!«
Duchess lehnte sich an Marnie und grummelte leise.
Der Böse traf Jake mit einem Kick an den Oberschenkel. Marnie jammerte. »Au! Gib s ihm, Großer. Ja, ganz genau so. So und so und so!« Ihr Herz raste wie verrückt. Die beiden waren einander ebenbürtig. Ein paar Minuten lang gerieten sie zwischen den Bäumen außer Sicht.
»Verflixt!«, schrie Marnie. Duchess winselte und knurrte. »Was ist denn, altes Mädchen?«
Duchess lief zum Aufzug, der zum Schacht hinaufführte, wedelte mit dem Schwanz und drehte sich zu ihrem Frauchen um.
»Er ist gerade beschäftigt, Dummerchen. Er kommt wieder, sobald er mit der Arbeit fertig ist«, setzte sie gequält hinzu und suchte in der grauen Suppe nach einer Spur der beiden Männer.
Duchess knurrte tief und kam an Marnies Seite zurück. Sie stupste ihr Frauchen mit dem Kopf.
»Mitkommen? Wohin denn?« Von den beiden war nichts zu sehen. Marnie probierte erfolglos eine andere Kameraeinstellung aus.
Der Hund gab keine Ruhe, stupste sie und lief los, stupste wieder, rannte wieder los.
Marnie ließ einen Moment lang die düsteren Bildschirme aus den Augen und sah Duchess an. »Du meinst doch nicht etwa, dass wir raufgehen sollen? Bist du übergeschnappt? Ich könnte nie - hör zu, verdammt noch mal. Ich könnte ihm doch gar nicht helfen, ich könnte es nicht!«
Sie drehte sich wieder um. Sie hatte jetzt keine Zeit, mit einem Hund zu streiten. Zwischen den Bäumen tauchte ein Mann auf und kam ins Blickfeld von Kamera 7. Marnie stützte sich mit verschwitzten Handflächen auf die kühle Konsole und versuchte festzustellen, um wen es sich handelte. Aber der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet, es wurde langsam dunkel, und sie wusste nicht mehr, wer wer war.
Die Angst machte ihr eine Gänsehaut. »Jake -?«
Duchess bellte zur Warnung, als plötzlich ein Mann ins Bild geflogen kam
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