Die Bettgeschichte (T-FLAC) (German Edition)

Begriff war, abzuheben. Er stellte sich Marnie vor, wie sie klein, verloren und blass durch die Glaskuopel starrte.
    Die Neun-Millimeter-Browning lag angenehm schwer in seiner Hand. Die Automatic war eine Spezialanfertigung mit hoher Treffsicherheit und ließ sich in rasend schneller Abfolge abfeuern. Die Walther PPK würde im Halfter an seinem Knöchel bleiben, bis er sie brauchte. Die Daewoo DP-51 steckte an seinem Rücken. Er wollte kein Risiko eingehen. Er hatte sich für eine Bärenjagd bewaffnet. Und er würde seinen Bären auch erlegen.
    Killer zu jagen, schärfte die Sinne. Auch wenn es sich genau genommen nicht um irgendwelche Killer handelte. Es machte keinen Unterschied. Sie waren trotzdem die bösen Jungs.
    Er fühlte den Adrenalinspiegel steigen. Diesmal würde er eine Menge Disziplin brauchen, sich zu konzentrieren. Es war zwar nicht unmöglich, aber doch nervtötend schwierig, Marnie aus seinen Gedanken zu löschen.
    »Irgendetwas, abgesehen von unserem unglaublichen Sex«, hatte sie gesagt. Ein grinsen zupfte an seinem widerstrebenden Mund. Abgesehen vom unglaublichen Sex? Judas, wie schaffte sie es nur, ihn immer wieder kalt zu erwischen?
    Er lehnte sich an einen breiten Baumstamm und stellte einen Fuß an die rissige Rinde. Er schaute zum Rand der Lichtung hinüber und bekam auch den Helikopter ins Blickfeld, der sich langsam über die Bäume erhob. Die roten Signallichter blinkten ein paar Sekunden lang durch die Baumkronen. Jake verstaute die mittlerweile entsicherte Browning, nahm das Jagdgewehr zur Hand und marschierte talwärts.
    Er machte keine Anstalten, sich verborgen zu halten. Er wollte , dass diese Bastarde ihn entdeckten. Dass Marnie fort war, hatte ihm sowieso die Laune verdorben.
    Eine böse Vorahnung schlich ihm den Rücken hinauf. Er hielt inne, legte den Kopf schief und richtete seine Sinne auf den Wald, der ihn umgab. Nichts Ungewöhnliches, alles schien in Ordnung zu sein. Eine Brise verwirbelte einen Haufen Laub. Die Äste knackten und wogten im Wind. In die frische Bergluft hatte sich der beißende Hauch von Flugbenzin gemischt.
    Er drehte den Kopf und hörte dreißig Meter über sich den Hubschrauber. Er hatte ein schlechtes Gefühl. Ein sehr schlechtes Gefühl. Das vertraute Whop-whop-whop über ihm hörte sich vollkommen normal an. Jake konzentrierte sich, um die anderen Geräusche vom Rotorenlärm zu trennen. Die Musik des Waldes, der Rhythmus des Flusses, das zischende Flüstern des Windes in den Pinienwipfeln.
    Alles schien in Ordnung zu sein, und doch warnte ihn sein Instinkt, dass etwas nicht stimmte.
    Er schoss herum, sein Herz raste, er wollte den Hang hinauf, um nachzusehen, ob -
    Er schaute nach oben.
    Gerade rechtzeitig, um den Hubschrauber in einem riesigen Feuerball explodieren und in tausend Stücke zerbersten zu sehen.

14
    J ake hatte den Start des Marschflugkörpers nicht gehört. Judas Priest. Trotz seines überragenden Gehörs. Er war so sehr mit Nachdenken beschäftigt gewesen.
    Der Feuerball schien wie eine rote Sonne. Metallteile regneten vom Himmel herab, und kleine Flammen tanzten in den Wipfeln der Bäume.
    » Marnie! « Jake meinte, das Herz würde ihm aus der Brust gerissen. » Neiiiiiinn! «
    Er raste zwischen den Bäumen den Hang hinauf, schlitterte über rutschige Nadeln, übersprang auf dem Weg nach oben Felsen und umgestürzte Bäume. Jeder Atemzug brannte, die Lungen schienen zu bersten, sein Blick fixierte im Laufen das Horrorszenario, das vor ihm lag. Trümmerteile waren wie der Zorn Gottes vom Himmel gefallen und lagen glühend auf der feuchten Erde.
    »Ihr Schweinehunde! Ich bringe euch um!«
    Ihm blieb die Luft weg, als irgendwer ihn von hinten zu Boden riss. Der andere war schon über ihm, bevor noch ein kleiner Felsbrocken die Wucht seines Sturzes bremste. Jake rollte herum, trat mit dem linken Bein zu und riss den Angreifer zu sich auf den Boden. Zusammen rollten sie ein Muck den Hang hinunter.
    Jake schlug dem Mann mit gefletschten Zähnen eine rechte Gerade in den Magen. Der andere zahlte es ihm heim. Schweiß- und Blutstropfen flogen durch die eisige Luft. Jake bediente sich sämtlicher Tricks, die er sich in Hinterhöfen und Hafenkneipen angeeignet hatte. Fäuste, Ellbogen, Knie. Es war kein ausgeglichener Kampf. Der andere hatte weder Jakes jahrelange Erfahrung noch seine körperliche Verfassung. Doch vor allem fehlten ihm Jakes Zorn, sein Schmerz und seine Selbstvorwürfe.
    Jake war größer, kräftiger, todbringender. Er war