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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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beschützen, weil er dachte, ein Trauma sei Belastung genug?
    Er hob den Blick und sah ihr ins Gesicht. »Okay. Wann waren sie letzte Nacht hier?«
    Gut gemacht, Matt. Zehn Punkte. Klassenbester. »Kurz nach unserer Ankunft. Wir haben gerade das Auto ausgeladen. Halb acht, neun Uhr vielleicht.«
    »Und später waren draußen irgendwelche Lichter«, sagte Hannah.
    Jodie runzelte die Stirn und sah sie fragend an.
    »Jodie hat sie gesehen«, sagte Hannah zu Matt, als habe es niemals Zweifel daran gegeben. »Und nachts ist ein Wagen ums Haus gefahren.«
    »Ach?«, fragte Jodie. »Und du bist sicher, dass es nicht nur der Donner war?«
    Hannah versuchte, etwas empört auszusehen. »Na ja, zuerst war ich mir nicht sicher, aber jetzt ergibt es einen Sinn.«
    Jetzt ergibt es einen Sinn!, hätte Jodie am liebsten geschrien, doch das war nicht der richtige Zeitpunkt für eine derartige Debatte. Vergiss es. Vergiss es einfach. Alles, was zählte, war, dass sie nach Hause zu ihren Familien kamen. Jodie konnte auch später noch mit ihr darüber streiten. Bei einem Glas Wein.
    Sie wandte sich an Matt. Sein Blick ruhte bereits auf ihr, als hätte er ihren inneren Kampf mitbekommen und nun zu ihr sagen wollte: »Weiter so, du machst das gut.«
    »Ich habe gegen halb zwölf ein Licht draußen gesehen«, sagte sie. »Zwei, um genau zu sein, als liefen zwei Leute mit Taschenlampen herum. Hinten, in der Nähe der Veranda. Gegen drei Uhr früh habe ich dann den Motor eines aufgemotzten Wagens gehört.«
    »Waren das die Wilderer, die mit Taschenlampen auf Wild geleuchtet haben?«
    Jodie nickte und dachte an ihre Unterhaltung im Park. Da hatte sie noch gedacht, dass sie verrückt würde, doch offenbar spielte die Welt um sie herum verrückt. Dann fiel ihr wieder ein, worüber sie auf dem Spaziergang geredet hatten. Über die Streifenwagen auf der Straße und andere Zufälligkeiten. »Haben die irgendwas mit dem ermordeten Mann zu tun?«
    »Großer Gott«, sagte Corrine.
    »Welcher Mann?«, fragte Hannah. Louise hob neben ihr den Kopf und stöhnte vor Schmerz.
    »Möglicherweise«, sagte Matt vorsichtig.
    »Warte«, sagte Jodie. »Als sie uns gefesselt hatten, haben sie sich ein paar Mal gestritten. Travis hat irgendwas von Cops geschwafelt und dass sie nicht in den Ort zurückkehren wollten, weil da überall Bullen seien.«
    »Stimmt«, sagte Hannah. »Travis hat zu Kane gesagt, dass er ihn der Polizei ausliefern würde, wenn er nicht täte, was er ihm sagte.«
    Matt fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Der Beamte, der in diesem Fall ermittelt, hat nach den Bauarbeitern in Johns Haus gefragt. Das waren Kane und Travis. Das heißt zwar nicht, dass sie es getan haben …«, sein Mund verzog sich zu einem Strich zusammen. »Aber zutrauen würde ich es ihnen.«
    Ein leises Wimmern kam aus der Ecke, in der Corrine saß. Hannah schloss die Augen und nahm Louises Hand. Jodie dachte an Kane im Pub, an den dunklen Fleck auf seinem Hemdkragen, die rostfarbenen Streifen an seinem Hals. Ihre Beine zuckten. Sie wollte losrennen – ganz schnell, mit weit ausholenden Schritten, die sie alle in Sicherheit brächten.
    »Aber warum sind sie hierhergekommen? Warum haben sie sich nicht versteckt oder versucht, so schnell wie möglich wegzukommen oder, oder …« Was taten Mörder sonst so? »Herrgott, er ist einfach in den Pub gegangen. Kane hat einen Mann ermordet und ist dann in den Pub gegangen. Er hat Bier getrunken und mich angemacht. Verdammt, ich habe ihn durch den Flur geschubst!« Sie rieb sich mit einer Hand den Nacken. »Sind sie deshalb hergekommen? Wegen mir?«
    »Jodie«, er hob beschwichtigend die Hände. »Es ist gar nicht gesagt, dass Kane es war …«
    Sie schüttelte den Kopf. Komm, du hast gesagt, dass du es verkraften kannst, also stell dich doch nicht so an. Und denk mal nach. Hier geht es nicht nur um dich. »Okay, warte mal. Travis hat Kane rausgeschickt, um was zu suchen. Beide sind rausgegangen. Mehrmals.«
    »Ich habe Travis draußen gesehen. Er war hinten im Garten«, sagte Matt.
    »Im Garten? Kane hatte Erde an den Händen, als er wieder reinkam. Davor hat er gesagt, dass sie irgendwelches Zeug holen müssten. Daran kann ich mich gut erinnern.« Sie sah Hannah an, doch es war Louise, die nun mitredete.
    »Das war Travis, er hat es gesagt, bevor er dich das erste Mal geschlagen hat.« Lou hatte nun die Augen geöffnet, ihre Stimme klang schwach und belegt, doch sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und fuhr fort.

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