Die Beute
illegalem Waffenhandel zu tun«, sagte Matt.
Sie hob wimmernd den Kopf ein wenig und seufzte. »Der Waffenhandel im Ausbildungslager?«
»Ja, warum?«
»Ich habe als freie Journalistin einen Artikel darüber geschrieben. Mein früherer Zeitungsverlag hat dazu recherchiert und mich aufgrund meiner Erfahrungen in Afghanistan kontaktiert. Das war eine massive Vertuschungsgeschichte, niemand wollte irgendwas dazu auf Band sagen.« Sie hielt inne und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Es ging um Gewehre, nicht wahr?«
»Ja. Ungefähr hundertfünfzig.«
Sie nickte. »Um die zehn Mille pro Stück auf dem Schwarzmarkt. Die Jungs haben sie einfach einzeln oder zwei Stück pro Fahrt in ihren Autos aus dem Trainingslager geschmuggelt und dem Offizier übergeben, der den Handel für einen Haufen Geld abwickelte. Die Oberen haben sich vor Angst in die Hosen gemacht, weil sie fürchteten, die Waffen seien Terroristen in die Hände gefallen. Ich dachte, man hätte sie alle rangekriegt.«
»Es gab nicht genügend Beweise gegen Travis.«
Lou schloss die Augen und streckte sich unbeholfen. »Darin scheint er ja gut zu sein.«
Oh, mein Gott, dachte Jodie. Sie sah ihre Freundinnen und dann Matt an. Sie alle hatten Travis und Kane am Werk gesehen und wussten, wer sie waren. »Wir sind Zeugen!«
Niemand sagte etwas. Das mussten sie auch nicht. Sie hätte am liebsten um Hilfe geschrien und mit Fäusten gegen die Tür geschlagen. Dann hörte sie ein Geräusch und stoppte augenblicklich ihren Gedankenfluss.
Ein dumpfes Geräusch.
Seit das Getöse aufgehört hatte, waren in der Ferne nur noch unregelmäßige, dumpfe Schläge zu hören. Doch diesmal klang es nah. Vermutlich kam es aus dem Esszimmer. Es war nicht so laut wie zuvor, doch laut genug, um ihnen zu sagen, dass Kane und Travis in der Nähe waren.
Jodie riss den Kopf hoch. Irgendwer stöhnte. Lou ächzte leise.
Du wusstest doch, dass sie töten können, sagte Jodie sich. Und alles, was sie gehört hatte, bestätigte das. Die Uhr tickte immer noch. Sie wusste nicht, wie viel Zeit sie noch hatten, bis das Spiel vorbei war.
»Okay, hört zu«, sagte sie. »Wir sind zu fünft, sie sind nur zu zweit. Und sie haben nur eine Waffe. Mit der können sie nicht auf alle fünf gleichzeitig zielen. Also nutzt eure Chance, und rennt los, wenn ihr die Gelegenheit dazu habt. Nehmt den erstbesten Ausgang, und rennt raus ins Gebüsch, als ob der Teufel hinter euch her wäre. Duckt euch, bleibt im Busch, und kommt auf keinen Fall wieder hier herein. Auf keinen Fall, verstanden?« Sie wartete, bis alle drei Frauen nickten. »Wenn ihr meint, dass ihr es um die Scheune und ins Tal hinunter schafft, ohne den Weg zu nehmen, dann geht zu diesem Haus im Tal, und ruft die Polizei. Und kommt auf keinen Fall zurück, bevor sie da ist. Okay?« Als alle erneut nickten, war aus dem Wohnzimmer wieder ein dumpfer Schlag zu hören. Sie stand auf, lehnte sich an die Tür, damit das Licht anblieb, nahm Corrines Stöckelschuh in die eine und die Metallstange in die andere Hand. Es gab immer noch nichts zu tun, doch länger herumsitzen konnte sie auch nicht.
Sie sah sich um. Corrine saß in der hinteren Ecke, Hannah kauerte in der Ecke gegenüber. Louise lag zusammengerollt auf dem Boden zwischen ihnen. Matt lehnte gegen die Tür. Hätte sie seinen Blick nicht gesehen, hätte man meinen können, er entspanne sich. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, die andere Metallstange hing locker in seiner Hand, doch sein Blick war wachsam und beobachtete ihren Gesichtsausdruck und wie sie mit Kleiderstange und Stöckelschuh hantierte.
»Jodie«, sagte er. Seine Stimme glich einem Flüstern. Er neigte seinen Kopf nach vorne, beugte sich zu ihr, und sie spürte die Wärme seiner Wange, die sie fast berührte. »Versuch nicht, hier drinnen loszuschlagen.«
Sie blickte zu ihm auf. Seine Augen leuchteten im Licht der Glühbirne. »Ich werde jede Chance nutzen, die ich bekomme«, sagte sie.
Irgendwas knallte draußen an eine Wand. Jodie wich zurück. Das Geräusch war näher als vorher. Nicht im Schlafzimmer. Vielleicht im Flur.
Er packte sie am Arm. »Aber nicht hier drinnen, hier ist zu wenig Platz, um mit der Stange auszuholen. Und wenn eine Schießerei losgeht, gibt es ein Blutbad.«
Sie sah sich schnell um. Er hatte recht. Es gab kaum genug Platz, um zwischen den zusammengekauerten Körpern am Boden durchzukommen.
Schritte im Flur.
»Jodie«, sagte Matt. »Wenn du schon irgendwas versuchen
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