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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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hast du doch nichts am Hut. Das ist eine Sache zwischen uns.«
    Nein, Matt, bitte nicht. Sie mussten zusammenbleiben. Alle.
    »Verpiss dich, Wiseman«, Travis machte einen Schritt zur Seite, zielte auf Corrine und brüllte dann: »Los, sonst entscheide ich.«
    Am Ende blieb ihnen keine andere Wahl. Corrine war völlig fertig, Louise war verletzt und Hannah musste bei ihr bleiben. »Ich«, stieß Jodie so laut sie es vermochte hervor. »Ich komme mit. Lass sie in Ruhe. Nimm mich.«
    Matt stellte sich zwischen Jodie und die Waffe, während Travis sie in den Flur stieß. Ein kalter Wind blies ihnen aus dem Wohnzimmer durch den schmalen Flur entgegen. Durch die Tür konnte er sehen, dass die Möbel verschoben worden waren. Zwei Sofas standen in einem seltsamen Winkel vor dem Kamin nebeneinander. Was zum Teufel hatten sie hier gemacht? Und wo war Kane? Falls er darauf wartete, hinter der Tür hervorzuspringen und auf sie loszugehen, wollte Matt der Erste sein, den es erwischte. Doch er humpelte, Jodie war erhobenen Hauptes vorangegangen, als wollte sie eine Erklärung abgeben – ihr wollt mich hier, dann legt mal los. Nerven wie Drahtseile.
    Sie machte einen Schritt durch die Tür ins Wohnzimmer und blieb abrupt stehen. Als hielte sie irgendetwas auf. Matts Herz schlug ihm bis zum Hals. Er erreichte die Tür, umrundete Jodie und hielt nach Kane Ausschau. Dann blieb er auch wie angewurzelt stehen.
    Im Boden klaffte ein großes Loch. Bodenbretter waren zertrümmert, herausgerissen und beiseitegeworfen worden. Das erklärte den Krach. Träger und Balken waren zerhackt und hatten ein rechteckiges Loch hinterlassen, das groß genug war, um ein Sofa hineinzuschieben. Es klaffte ungefähr auf halbem Weg zwischen Küche und Eingangstür, und nur noch einer der alten Balken stützte das Dach.
    »Geht da rüber«, sagte Travis.
    Er drückte Matt die Pistole zwischen die Schulterblätter, schob ihn voran und blieb ihm dicht auf den Fersen, bis er neben Jodie am Rand des Loches stand und auf nackte Erde herabblickte. Unten war es stockdunkel, der Gestank von Unrat und Erde wehte herauf wie schlechter Mundgeruch. Jodies Arm zitterte, als sie gegen ihn stieß. Ja, ich bin hier bei dir, dachte er. Er legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie an sich. Ihr Körper war starr vor Anspannung, doch sie lehnte sich ein wenig an ihn – ließ ihre Angst nicht los, sondern holte sich lediglich ein wenig Trost.
    »Klettert da runter«, sagte Travis.
    Er stand ihnen nun gegenüber auf der anderen Seite des Loches und richtete die Waffe auf sie. Das war das erste Mal, dass Matt einen Blick auf den älteren der beiden Anderson-Brüder werfen konnte. Er hatte ganz vergessen, wie ähnlich er Kane war. Bis auf die Haare und die Augen waren sie aus demselben Holz geschnitzt, Köpfe wie Felsbrocken, grobe, kantige Gesichtszüge. Und beide waren so zäh und unnachgiebig, wie sie aussahen. Doch Travis war nicht so verrückt wie sein Bruder. Er war nicht gerade eine Leuchte, aber eiskalt und berechnend. Vor sieben Jahren war er irgendwie in das Verschwinden des Mädchens verwickelt gewesen, trotzdem hatte er die Nerven nicht verloren, seinen Bruder auf Kurs gehalten, war nicht ins Gefängnis gekommen, sondern zum Militär gegangen, als es an der Zeit war, sich aus dem Staub zu machen. Er hatte es zum Unteroffizier gebracht und im Waffenlager gearbeitet. Er hatte nicht genug Grips, um einen Waffenschwindel zu organisieren, der Mangel an Beweisen gegen ihn legte nahe, dass er nur ein Handlanger gewesen war – aber er war gerissen genug gewesen, sich daran zu beteiligen. Egal, was er mit seinem Anteil gemacht hatte, er hatte nie mehr übermäßig die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich gezogen. Er hatte sich eine Arbeit gesucht und wie Otto Normalverbraucher gelebt.
    Als sie noch im Schrank saßen, hatte er wie ein Feldwebel auf einem Gewaltmarsch Befehle geschrien. Hier draußen war alle Überheblichkeit verflogen. Jetzt war er nur noch verärgert. Und Matt wurde klar, dass es hier vor Travis Andersons Pistolenlauf am Rand des Loches keinesfalls lustig werden würde.
    »Herrgott, bewegt euch. Seid ihr schwerhörig?«
    Matt sah in das Loch hinunter. Er wollte nicht runtergehen. Sein Instinkt und seine Ausbildung rieten ihm ab. Vermutlich war das der einzige Weg rein und wieder raus. Warum hatten sie sich die Mühe gemacht, den Boden aufzuschlagen, wenn sie auch anders unter die Scheune kommen konnten? Darum hatten sie auch vorher den Garten

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