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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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nie wieder zurückkehren wollte – sie wartete auf den Tod und darauf, dass auch ihre Freundinnen starben. Doch diesmal würde sie den Mann nicht fürchten, der sie umbringen wollte. Diese Macht würde sie ihm nicht zugestehen. Diesmal würde er für seinen Nervenkitzel hart arbeiten müssen. Und sie würde ihn auf jedem Zentimeter dieses Weges bekämpfen. Sie würde ihn verletzen, bevor er fertig war.
    Und sie würde ihn hassen. Sie würde ihn mit ihrem Blick niederzwingen und ihn bis zum letzten Atemzug hassen. Das war ihr letzter Wille.
    Kane ging um den Marmortisch herum zur Küche, zur Wand dahinter. Zum Messerblock. Er stand noch immer da, wo Jodie ihn zuletzt gesehen hatte. Ein heller Holzklotz neben dem Herd, daneben ein Messerschärfer, die zwei großen Messer fehlten, nur ein Edelstahlgriff schaute aus einem Spalt. Er zog das Gemüsemesser heraus, wandte sich halb zu ihr um und sorgte dafür, dass sie sah, wie er die Klinge an seinem Daumen testete.
    Theatralisch schüttelte er den Kopf. »Gibt nichts Schlimmeres als ein stumpfes Messer, was, du zähe Schlampe?«
    Galle stieg in Jodie auf. Am liebsten hätte sie die Augen zusammengekniffen und sich die Ohren zugehalten. Doch sie zwang sich, ihn anzusehen, dem schleifenden Geräusch zu lauschen, als er das Messer schärfte – und nährte immerfort ihren Hass.
    Als er fertig war, drehte er sich um und schlenderte durch die Küche zurück zu ihr. Instinktiv zog sie am Isolierband an ihren Handgelenken und versuchte, sich hinter dem Balken zu verbergen.
    Aber das hatte natürlich keinen Sinn. Er konnte sich völlig frei bewegen.
    Sie war von seiner Gnade abhängig.
    Und Gnade würde er nicht walten lassen.
    Er blieb neben ihr stehen und hielt die Messerspitze an den Balken.
    »Soll ich deinen Namen da reinritzen? Wie wär’s mit: ›Hier ist eine zähe Schlampe verblutet‹?« Er lachte, drehte das Messer um und rammte es in das Holz.
    Er wollte ihr zeigen, wie schlau er war, wie er das Ding in sie rammen konnte, als sei sie nicht mehr als ein Stück Holz. Sie sollte wimmern, vor Entsetzen kreischen.
    Vor achtzehn Jahren wurde sie sechs Mal in den Bauch gestochen. Das Messer hatte sie nie gesehen. Sie hatte erst gesehen, dass sie blutete, nachdem sie den Angreifer in die Flucht geschlagen hatte, zur Straße gelaufen war und die Scheinwerfer eines herannahenden Wagens den Blutstrom beleuchtet hatten, der aus ihr floss.
    Seitdem hatte sie viel Zeit gehabt, sich über Messer Gedanken zu machen. Sie in Träumen gesehen, aufzuwachen, weil sie die Berührung fürchtete. Jedes Mal wenn sie sich auszog, sah sie die schrecklichen Narben.
    Bis zu diesem Moment hätte sie ohne zu zögern zugegeben, dass Kanes Anblick mit dem Messer in der Hand sie vor Angst lähmte.
    Doch das stimmte nicht.
    Sie sah das Messer an, dessen Spitze im Holz steckte. Die leuchtende, scharfe Kante. Und die schmutzige, brutale Hand, die es hielt. Das zweischneidige Schwert, das auf seinen Arm tätowiert war. Den Blutrausch in Kanes Augen. Und eine Flamme flackerte tief in ihr auf. Sie nährte sie mit ihrem Hass, als wäre sie ein hungriges Kind. Sie wurde groß und stark und erfüllte sie mit brennender, schmerzender, alles umfassender Wut.
    Kane zog das Messer aus dem Holz und hielt die Schneide an Jodies Wange.
    »Und, hast du jetzt Angst, Schlampe?«
    Sie sah ihm hasserfüllt in die Augen. Wut pochte in ihrem Kopf. Sie zwang sich zu lächeln. »Vor dir?«
    Er bewegte sich schnell, schob sie heftig gegen das Holz, drückte sie mit seinem Körpergewicht dagegen und presste ihr das Messer seitlich in den Nacken. »Wie wär’s damit, Schlampe?«
    Er drückte seine Knie gegen ihre Oberschenkel, sein Atem fiel heiß auf ihr Haar, sie war von Gestank umgeben. Und er war zu verdammt nah, als dass sie ihren Kopf hätte zurückwerfen und ihm die Nase brechen können.
    »Dachte, du wärst der Typ, der es gerne von hinten macht.« Sie machte sich auf alles gefasst und hoffte, dass sie es nicht zu weit getrieben hatte, dass er nicht einfach das Messer in sie rammte, bevor sie ihn verletzen konnte.
    Sie zuckte zusammen, als er die Messerklinge neben ihrem Gesicht ins Holz rauschen ließ und von ihr abließ.
    »Du magst es hart, was? Magst zuschauen, wenn ich dich aufschlitze, wie? Das kannst du haben.« Er stolzierte zu einem Haufen Werkzeug, das neben der Tür lag, und griff nach dem Isolierband, das er zuvor benutzt hatte. »Nur dass du’s weißt«, sagte er, kam zurück und redete von der anderen

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