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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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zwischen ihnen lag und die Geräusche dämpfte, doch sie klangen irgendwie mühsam. Sie verursachten aber auch kein schleppendes Geräusch, es klang eher wie ein uneinheitliches Schlurfen. Als bewegten sich die Beteiligten nur schwer und langsam voran.
    Die Metallkiste.
    Matt schlich ans Ende der Veranda und blickte vorsichtig um die Ecke. Das Erste, was er sah, war das helle Flutlicht vom Dach des Jeeps. Zwei große aufgesetzte Scheinwerfer warfen wie auf eine Bühne ein grelles V auf die Fassade der Scheune, alles andere lag im Dunklen.
    Als Nächstes sah er einen der Andersons. Er stand neben dem Jeep, vielleicht einen Meter vom linken Scheinwerfer entfernt, nur seine Arme waren zu sehen. Er stand halb abgewandt und nach vorne gebeugt da, sodass Matt nicht erkennen konnte, um welchen es sich handelte.
    Dann sah er die khakifarbene Kiste. Sie stand zu Andersons Füßen. Sie war offen, der Metalldeckel war aufgeklappt und lehnte am Jeep.
    Matt erhob sich langsam, drückte sich an das Geländer der Veranda und hoffte, aus dieser Position einen Blick in die Kiste werfen zu können. Doch es reichte nicht aus. Auch egal.
    »Fick dich!« Das war eindeutig einer der Brüder. Sein Schrei hallte deutlich durch die kalte Nacht. Matt erstarrte, als der Mann wütend in die Dunkelheit hinter dem Wagen stürzte. Er hörte, wie ein Stein auf Metall aufschlug. Und dann ein Geräusch, das selbst in zwanzig Meter Entfernung Matts Körper erzittern ließ. Ein Gewehrschuss.
    Matt sah zur Scheune hoch. Herrgott, wo war Jodie?
    Er ging wieder in Deckung, als ein Anderson ins Licht trat. Es war derselbe. Jetzt hielt er eine Waffe in der Hand. Kurzer Schaft, langer Lauf. Eine Steyr, ein Maschinengewehr, das zur Grundausstattung beim Militär gehörte. Wo kam das her?
    Kein Zivilist konnte so ein Gewehr kaufen. Man musste es stehlen, um daran zu kommen.
    Travis! Der Waffendiebstahl. Er hatte eins für sich behalten. Und jetzt verfügten die Brüder über eine schwere automatische Tötungsmaschine.
    Wo zum Teufel steckte Jodie?
    Matt beobachtete Anderson, wie er zur Scheune ging. Beim Geräusch seiner Schuhe auf dem Kies schlug Matt das Herz bis zum Hals. Diesmal klangen die Schritte fester. Kein Zögern, kein Zurückblicken. Egal, was soeben passiert war, dieser Anderson hielt es offenbar nicht für nötig, sich umzublicken.
    Matt spähte in die Dunkelheit hinter dem Jeep und spürte, wie Angst sich in seinem Kopf ausbreitete. Wer war hinter dem Jeep?
    Wie lange hatte Matt gebraucht, um um die Scheune herum zu laufen, den Wagenheber zu holen und wieder in den Garten zu hüpfen? Offenbar lange genug, dass jemand Jodies Fesseln durchtrennen konnte, sie ein Ende der Kiste hochheben und zum Jeep tragen ließ? Ja, dafür war genug Zeit gewesen.
    Als Anderson die Veranda erreicht hatte, humpelte Matt in die Dunkelheit. Ein Schuss bedeutet nicht gleich den Tod, Matt.
    Ein Schuss war schlimm.
    Aber er war nicht immer tödlich.
    Jodie presste sich an den Balken, als sie den Schuss vernahm. Herrgott, hatte Travis etwa seinen Bruder erschossen?
    Travis war bestimmt der Schütze. Er hatte die Pistole im Hosenbund stecken, als die beiden die Kiste hinausgetragen hatten.
    Sie starrte zum vorderen Fenster, und vor Schreck wurde ihr Mund trocken. Hatte Travis das gemeint, als er sagte, er kümmere sich um seinen Bruder? Was für eine gestörte Familie war das denn? Doch ihr Abscheu hielt nicht lange an, dann stiegen ihr Tränen der Erleichterung in die Augen.
    Kane war erledigt. Und egal, was das zu bedeuten hatte, er stritt nicht und schrie auch nicht vor Schmerz. Demnach musste er tot sein. Oder bewusstlos. Oder er verblutete langsam. Sie hätte sich schlecht fühlen müssen, doch er verdiente ihr Mitgefühl nicht. Sie wollte nur das Isolierband an ihren Handgelenken loswerden, Lou und Hannah aus dem Schrank befreien und aus der verdammten Scheune verschwinden.
    Sie stützte sich vom Balken ab, bewegte ihre Handgelenke und spürte, wie sich das Isolierband spannte. Komm schon, zerreiß endlich. Sie hörte Schritte auf dem Parkplatz und dann auf den Stufen zur Veranda. Travis kam zurück, um sie freizulassen. Er hatte es nicht mehr eilig, Kane war von der Bildfläche verschwunden. Jodie hob den Blick, sah zur offenen Tür und konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen. Sie sehnte das Ende dieser Nacht herbei.
    Als sein Schatten in der Tür auftauchte, wurde Jodie von ihren Gefühlen übermannt. Es war vorbei. In ein paar Sekunden würde sie frei sein und Lou

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