Die Beute
fühlte, dass er in Bald Hill pausierte. Früher oder später musste er eine Entscheidung über seine Zukunft treffen, doch später darüber nachzudenken war leichter. Vor allem nach der heutigen Nacht, als sein Retterinstinkt wieder hochgekommen war. Herrgott, er hatte, ohne darüber nachzudenken, Kane Anderson so lange angestarrt, bis er sich abgewandt hatte. Natürlich hätte er Jodie nie ihrem Schicksal überlassen, doch er hatte gedacht, den ganzen Scheiß der spontanen Hilfeleistung hinter sich gelassen zu haben.
Er tippte Louise auf die Schulter. »Ich habe den Wagen gebracht. Jodie ist draußen.«
»Danke«, sagte sie und johlte mit der Menge auf, als Matts Dad einen Volltreffer landete.
Als sie sich jedoch nicht von der Stelle rührte, sagte er: »Ich glaube, ein wenig Gesellschaft täte ihr gut.«
Daraufhin wandte Louise sich besorgt um. »Warum? Stimmt was nicht?«
»Sie wurde im Gang belästigt. Es war etwas unangenehm.«
»Oh, mein Gott.« Ihr Blick fiel zum Fenster, das auf den Gehsteig hinausging, dann stieß sie die beiden anderen Frauen an. »Kommt. Wir müssen gehen.«
Während sie ihre Sachen zusammensuchten, ließ er seinen Blick durch das Lokal schweifen. Keiner der beiden Anderson-Brüder war zu sehen. Durch den Haupteingang hatten sie das Lokal nicht verlassen, doch das war nicht der einzige Weg nach draußen. Jodie stand draußen am Bordstein und beobachtete irgendwas außer Sichtweite an der Straße. Ihre Freundinnen würden es auch ohne Begleitschutz schaffen. Er ging mit großen Schritten durch den Pub und drückte die Glastür zum Haupteingang auf. Oben an den Stufen sah er sich nach beiden Seiten um. Sie stand immer noch allein auf der Straße.
Erstaunt drehte sie sich zu ihm. Dann eilten schon Louise und die andere Frau, mit der sie ins Dorf zurückgekommen war, die Stufen herunter, eine trug einen Mantel, der vermutlich Jodie gehörte.
»Alles in Ordnung?«, rief Louise. »Matt hat gesagt, dass du eine Auseinandersetzung mit jemandem hattest.«
Die Große mit dem verstauchten Knöchel humpelte auf ihn zu.
»Brauchen Sie Hilfe?«, fragte er.
»Das wäre nett.«
Während er ihr hinunterhalf, scharten die beiden anderen sich um Jodie. Er konnte sie hören: »Nein, es geht mir gut. Ein Betrunkener hat mich angemacht.« Eine der anderen bot an zu fahren. Plötzlich rief Jodie:
»Das ist der Wagen, der uns von der Straße gedrängt hat«, und zeigte auf einen Pick-up auf der anderen Straßenseite.
»Wo?«, wollte Louise wissen.
»Du hast ihn doch gesehen, Corrine«, sagte Jodie. »Ist er das nicht?«
»Hm, ich weiß nicht«, antwortete Corrine.
»Haben Sie sich das Kennzeichen gemerkt?«, fragte Matt.
»Nein, aber er sah genau so aus.«
Matt blickte in die Richtung, in die sie deutete. »Welcher?«
»Der mit der Chromverkleidung.«
Er runzelte die Stirn. »Welcher?«
Sie sah ihn verärgert an. »Wie meinen Sie das?« Sie zeigte wieder auf die Straße. »Der da. Oh …« Sie hatte begriffen. Fast jedes Fahrzeug hatte irgendeine Ladefläche, entweder mit oder ohne Chromstützen. »Der dunkle da mit der Chromverkleidung hinten.«
»Sind Sie sicher? Hier draußen gibt es viele solche Pick-ups.«
Sie schloss einen Augenblick die Augen, als versuchte sie, ihn sich noch einmal vorzustellen. »Na ja …«
»Könnte sein«, sagte Corrine.
Jodie wandte sich zu ihm. »Er sah genau wie dieses Fahrzeug aus.«
Er überlegte, was er sagen sollte. Wie ein Fahrzeug aussehen hieß nicht, dass es auch das Fahrzeug war. Und wie gut hatte sie es in der Dunkelheit erkennen können, wo es doch mit hoher Geschwindigkeit in der Dunkelheit auf sie zugerast war und sie versucht hatte auszuweichen? Aber er untersuchte den Unfall ja nicht. Vermutlich war sie einfach nur sauer wegen der Vorfälle heute Nacht und brauchte jemanden, dem sie die Schuld zuschieben konnte. Er konnte ihr nur Hoffnung machen, dass der Fall aufgeklärt würde.
»Morgen hat die Wache in Dungog wieder offen, wenn Sie Anzeige erstatten wollen.«
Sie wirkte ein wenig verlegen und sah schnell noch einmal über die Straße.
»Wir können morgen nach Dungog fahren«, bot Louise an.
»Ich bin mir jetzt auch nicht mehr sicher. Der Wagen sah so aus, aber …« Jodie zuckte die Achseln und legte ihren Arm um Corrines Taille.
»Lassen Sie mich das machen«, sagte Matt und nahm sie von der anderen Seite.
»Oh, Sie sind wirklich nett«, schnurrte Corrine. Er unterdrückte ein Lächeln und hielt sie fest, bis Jodie die
Weitere Kostenlose Bücher