Die Beute
Hintertür aufgemacht hatte, dann half er ihr auf den Rücksitz.
Jodie rutschte hinter das Steuer. Als Matt zum Fenster hineinsah, stieß sie plötzlich die Tür auf und stolperte heraus. Sie stieß an seine Schulter. Er streckte seinen Arm nach ihr aus, um sie zu stützen, und hörte sie heftig einatmen, als sie vor ihm zurückschreckte. Er hob eine Augenbraue und fragte sich, ob sie so viel Raum wie ein Fußballfeld brauchte.
»Ich hätte beinahe Ihren Mantel vergessen. Tut mir leid.« Sie zog ihn aus und hielt ihn ihm mit ausgestrecktem Arm hin.
Er versuchte so gut es ging den Eindruck eines netten Kerls zu machen. »Kein Problem.« Als sie sich wieder hineingesetzt hatte, schloss er die Tür hinter ihr und beugte sich zum Fenster herein, als sie es herunterkurbelte. »Ladys, Sie sollten sich über das Wochenende besser in keine Schwierigkeiten mehr bringen, okay?«
Corrine beugte sich vor. »Kommen Sie doch auf einen Drink vorbei, wenn Sie dieses Wochenende in der Nähe des Old Barn sind. Dann können wir uns wenigstens bei Ihnen bedanken.«
Matt richtete sich auf, sah auf Jodie herab und dachte daran, wie sie Kane Anderson eine verpasst hatte. Es musste interessant sein, bei ein paar Drinks ihrem Lachen zu lauschen. »Ich werde es einrichten.«
7
Jodie klammerte sich mit beiden Händen ans Lenkrad. Sie riss sich buchstäblich am Riemen. Oder versuchte es zumindest. Sie wusste, dass ihr Adrenalinspiegel immer noch so hoch war, dass ihre Hände gezittert hätten, wenn sie es losgelassen hätte.
»Und du willst auch bestimmt fahren?«, fragte Louise. Sie saß wieder vorne auf dem Beifahrersitz.
»Ich kann es übernehmen, wenn du dich nicht in der Lage fühlst«, sagte Hannah von hinten.
»Es ist alles okay.« Sie musste fahren, musste das Gefühl haben, irgendwas kontrollieren zu können. Nach allem, was sie heute Nacht durchgemacht hatte, konnte sie niemand anderen ans Steuer lassen. »Außerdem habe ich im Gegensatz zu euch nur ein Glas getrunken.«
»Okay, also dann, auf zum Vorstadtfrauen-Wochenendtrip die Zweite, Folge acht«, sagte Lou und ließ ihre Hände wie eine Filmklappe zusammenklatschen. Jodie sah im Licht, das aus dem Pub fiel, wie sie lächelte. Ihr typisches Heldenlächeln, das sie vor acht Jahren zu ihrem ersten gemeinsamen Wochenende gebracht hatte, bei dem sie ihre Männer mit den Kindern zurückgelassen hatten, damit sie nicht vergaßen, dass sie außer Müttern auch noch Menschen waren. Lou war die Idee mit den Vorstadtfrauen gekommen, als sie alle etwas verloren um den Basteltisch in der Kindergruppe gesessen hatten. Damals war Jodie erleichtert gewesen, endlich auf ein paar Mütter zu treffen, die das Basteln auch nicht in den Genen hatten. Acht Jahre, unzählige Kaffees, Babysittings und Familiendramen später waren die drei Frauen Jodies beste Freundinnen geworden.
»Licht, Kamera, Action, Jode«, rief Hannah vom Rücksitz.
Jodie legte den ersten Gang ein, überdrehte den alten Motor und fuhr ruckartig an.
»Bitte bring uns einfach nur heil ans Ziel, okay?«, sagte Corrine.
Jodie sah in den Rückspiegel und zuckte zusammen, als sie Corrines Gesichtsausdruck sah. Im Pub ging es ihr scheinbar noch gut, aber vielleicht war Jodie ja nicht die Einzige, die zu verbergen versuchte, wie es nach dieser Nacht wirklich um sie bestellt war.
Als sie mit dem Leihwagen vom Gehsteig losfuhr, hob Matt Wiseman die Hand zum Gruß. Auch Jodie hob die Hand und sah ihn durch das Fenster an, als sie an ihm vorbeifuhr. Er war ein interessanter Kerl; schlank, wirkte fit und bewegte sich geschmeidig; sein Humpeln ließ eher auf eine Verletzung als auf eine Behinderung schließen. Doch irgendwie sah er müde aus, als hätte er all das schon einmal erlebt. Was soll’s, er war da gewesen, also konnte er auch helfen. Aber da war noch etwas an ihm, das Jodie veranlasste, durch den Rückspiegel noch einen Blick auf ihn zu werfen. Er stand mit den Händen in den Hosentaschen am Bordstein, drehte in einer kurzen, fließenden Bewegung den Kopf und überprüfte die Straße. Jetzt wusste sie es. Er war wachsam. Entspannt und wachsam zugleich, so weit das überhaupt möglich war. Und das gefiel Jodie.
Was ihr nur noch mehr Schuldgefühle einjagte. Er hatte mehr als nur seine Pflicht getan, als er das zweite Mal hinausgefahren war und sie geholt hatte – und sie hatte ihn wie einen Sträfling auf Freigang behandelt. Unterdessen hatte sie Corrines endlosen Klagen über ihren Knöchel gelauscht und auf den
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