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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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Arme gegen die Wand, hob ein Bein und trat mit aller Wucht auf seinen Fuß. Noch während er zurückzuckte, schlug sie ihm mit ihren flachen Händen in den Bauch und schob ihn von sich weg. Er stieß ein »Uff« aus und taumelte zurück – mehr aus Verwunderung über ihren Angriff als über ihre Kraft, doch sie hatte die gewünschte Wirkung nicht verfehlt.
    Während sie sich abwandte, beobachtete sie ihn, sah, wie er sich wieder aufrichtete, die Augen zusammenkniff und sie anstarrte. Sie wollte losrennen, stieß aber mit einem anderen männlichen Körper zusammen – groß, massig, und aus jeder Pore sprühte Aggression.

6
    »Sie ist nicht interessiert.« Matt pflanzte sich vor Kane Anderson auf und versperrte ihm den Weg, sodass er nur nach hinten ausweichen konnte. Jodie sah aus, als käme sie auch allein zurecht, doch soviel Matt wusste, war keine Frau vor Kane Anderson sicher.
    Matt hatte sich bereits gefragt, wann ihre Wege sich wieder kreuzen würden. Er war erst seit acht Wochen wieder im Ort, der so klein war, dass man irgendwann jedem begegnete, doch bis heute hatte er Kane nur aus der Entfernung gesehen. Aber das machte nichts, denn Matt wusste immer, wo Anderson war. Er hatte es sich in den vergangenen sieben Jahren zur Aufgabe gemacht, seiner Spur zu folgen. Auch als man ihn in Sydney befördert und der Mordkommission zugeteilt hatte, hatte das nichts an der Sache geändert. Genauso wenig, als er all das Blut und die Brutalität der Stadt fünf Jahre später hinter sich gelassen und wieder zur Aufklärungseinheit nach Newcastle gegangen war. Er war nicht der einzige Polizist, der ein Auge auf all diejenigen hatte, die irgendwie davongekommen waren.
    Kane wirkte massiger als bei ihrer letzten Begegnung. Er musste körperlich hart an sich gearbeitet haben und hatte vermutlich die zwei Jahre Gefängnis dazu genutzt, Gewichte zu heben, anstatt sich weiterzubilden. Trotzdem war er kleiner, und Matt stand dicht genug bei ihm, um dafür zu sorgen, dass er das auch nicht vergaß. Er sah auf Anderson herab und blickte ihm in die Augen. Er starrte so lange in seine kalten, herzlosen hellblauen Augen, bis er sich sicher war, dass er ihn auch erkannt hatte – dann bereute er erneut, dass er nicht derjenige gewesen war, der Kane verhaftet und lebenslang hinter Gitter gebracht hatte.
    »Fick dich, Wiseman«, sabberte Anderson.
    Matt ignorierte die mit Spucke vermischten Bierspritzer auf seinem Gesicht, kniff die Augen zusammen, sprach ruhig und in befehlshaberischem Ton. »Verpiss dich, und lass die Gäste in Ruhe.«
    Anderson blieb hartnäckig, nahm eine Angriffsposition ein und tippelte wie ein Berufsboxer auf den Zehenspitzen. Matt musterte ihn verächtlich. Kane war schon immer jemand gewesen, der sich nahe am Abgrund bewegte, doch er war noch verrückter, als er ihn in Erinnerung gehabt hatte. Er war völlig überdreht, Matt hatte ihn aber schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Vielleicht war er im Gefängnis zu oft an den Kopf getreten worden.
    Matt rührte sich nicht von der Stelle und achtete darauf, dass Jodie hinter ihm blieb. Er musste nicht lange warten, da gab Kane auf.
    »Fick dich, du Schwein«, sagte er und bäumte sich mit letzter Aggression auf. Er zeigte Jodie den Stinkefinger und ging dann durch die Tür ins Lokal zurück.
    Matt sah ihm mit einem trockenen Lächeln nach. Er war zwar kein Polizist mehr, doch Anderson war und blieb ein Arschloch. Er wandte sich Jodie zu und sah, dass sie noch immer an die Wand gedrückt dastand. »Alles in Ordnung?«
    Sie sah nicht gut aus, aber nicht, weil sie unattraktiv gewesen wäre – vermutlich war sie schon immer hübsch anzusehen gewesen –, doch ihr ganzer Körper war verkrampft, sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, und ihre großen Augen wirkten noch größer. Sie blickte misstrauisch zu ihm auf und machte ein paar Schritte an der Wand entlang. Sie war offensichtlich nicht der Typ, der sich dem nächstbesten männlichen Retter an den Hals warf. Er machte einen kleinen Schritt zurück zur gegenüberliegenden Gangwand und ließ ihr Raum.
    »Hat er Sie verletzt?«, fragte er.
    »Nein, ich …« Sie holte tief Luft und schüttelte den Kopf. »Danke.« Plötzlich erblasste sie. »Entschuldigen Sie mich.« Sie drehte sich um und rannte das letzte Stück Gang entlang und zur Tür hinaus.
    Matt sah ihr nach, bis sie unten an den Stufen stand, die Hände hinter den Kopf legte und wie ein Läufer nach Atem rang. Er sah durch die Glastür in das

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