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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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Schuhen, die schwache Kofferraumbeleuchtung flackerte, als sie den ersten Teil der Koffer ausluden. Sie hievten sie auf die Stufen und stellten sie an die Haustür. Das Feuer leistete gute Arbeit, der große Raum war nun deutlich wärmer. Corrine hatte sich auf dem Sofa den kaputten Schuh ausgezogen und massierte ihren Knöchel im Schein eines glühenden Holzscheits. Die Marmorplatten in der Küche glänzten im Halogenlicht, und der Herd funkelte im hellen Licht des Dunstabzugs, der über einem dampfenden Topf surrte. Louise bereitete das Abendessen vor.
    Vielleicht brauchten sie das restliche Gepäck heute Abend ja gar nicht, dachte Jodie. Sie konnte auch ohne ihren Koffer überleben – in ihrer Unterwäsche schlafen und etwas Zahnpasta auf ihren Zähnen verteilen. Ihre Zähne würden schon nicht gleich ausfallen. Dann konnte sie die Eingangstür abschließen, die Dunkelheit und die Beklommenheit, die auf ihren Schultern lastete, aussperren, ein paar Gläser Wein trinken und alles vergessen, was heute Nacht passiert war.
    »Hast du meinen Eisbeutel gefunden?«, fragte Corrine und streckte sich auf dem Sofa aus.
    Jodie und Hannah wühlten in den Taschen, die sie hereingetragen hatten. Da war kein Eisbeutel dabei.
    »Der Riesensack braucht seinen Eisbeutel«, murmelte Hannah.
    Jodie lächelte, als sie wieder hinausging. Hannah wühlte noch immer in der Tasche und suchte nach Handschuhen, also zog sie den Mantel enger und stand gähnend auf der Treppe. War man erst einmal drinnen gewesen, erschien es einem draußen noch dunkler. Bis zum Wagen waren es nur ein paar Schritte, doch sie wartete, bis Hannah bei ihr war, bevor sie die Verandastufen in die Dunkelheit hinunterging.
    Sie hatten erst die Hälfte der Sachen ausgeladen, als das Licht im Kofferraum ausging.
    »Herrgott«, keuchte Jodie. Dunkelheit senkte sich auf sie herab, ihr Herz hämmerte wie wild in ihren Ohren. Sie holte tief Luft, beugte sich wieder in den Kofferraum und packte alles, was ihr in die Finger kam.
    »Das dürfte alles sein«, sagte Jodie.
    »Nein, der Eisbeutel muss noch drin liegen«, sagte Hannah.
    Jodie unterdrückte den Drang, den verdammten Eisbeutel zu lassen, wo er war. Ihre Augen hatten sich jetzt an die Dunkelheit gewöhnt, sie sah das schwache Licht von der Veranda auf die Kanten des offenen Kofferraumdeckels leuchten, das dunkle Rechteck über ihnen glänzte wie eine drohende Wolke.
    »Bevor das Licht ausgegangen ist, habe ich vorne in der Ecke eine Tasche gesehen«, sagte Hannah.
    Jodie holte tief Luft und beugte sich wieder in den Kofferraum hinunter. Die Abdeckung über dem Ersatzreifen fehlte, sie fuhr mit der Hand über den Reifen und fühlte Dreck. In ein Tuch gewickelt lag da ein langes kaltes Werkzeug, vermutlich ein Wagenheber, daneben ein paar ölige Lumpen. Und der Eisbeutel. Jodie zog ihn an den Ecken heraus, wollte ihn Hannah reichen, als ein Geräusch hinter ihrem Rücken sie innehalten ließ. Es war ein Knacksen, wie das Klatschen von Händen oder das Knacken von Zweigen. Hannah sog neben ihr die Luft ein.
    »Hey, Mädels. Tolle Nacht für ein bisschen Spaß.«
    Jodie erstarrte. Es war eine Männerstimme, ihre Freundlichkeit klang hier draußen in der Nacht und auf der Spitze eines einsamen Hügels wie eine Bedrohung.

8
    Jodie wirbelte herum und sah zwei Gestalten. Es waren zwei Männer, so viel war sicher, doch in der Dunkelheit konnte sie keine Einzelheiten erkennen. Ihre Gesichter waren zwar hell, dafür lagen Mund und Augen im Schatten. Sie standen in zwei Meter Entfernung nebeneinander vor ihnen, gleich groß und untersetzt, sie trugen dicke Jacken, die sie bis oben zugeknöpft hatten, und Mützen – dieselbe Person in doppelter Ausführung.
    Der Mann rechts fing zu reden an. »Braucht ihr Hilfe?« Sie sah undeutlich, wie einer der Männer mit dem Kopf auf das Gepäck deutete.
    Jodie hörte das Blut in ihren Adern rauschen. Sie wollte die Männer auf keinen Fall in ihrer Nähe haben.
    Sie versuchte entschlossen zu klingen. »Nein, danke. Wir sortieren nur das Gepäck, bevor unsere Männer kommen.« Die Botschaft war simpel – Jungs, ihr seid in der Minderheit.
    Hannah wandte ihr in der Dunkelheit den Kopf zu und sah dann wieder die Männer an.
    »Bleiben Sie nur eine Nacht?«, fragte der Mann rechts.
    Wo zum Teufel kamen die her? Sie hatten keine Taschenlampen. Vielleicht waren da noch mehr. Jodie sah sich schnell rechts und links um. Doch da war nichts als tiefe schwarze Nacht. »Nein, wir bleiben über

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