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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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das Wochenende.« Wir sind viele, also bleibt lieber, wo ihr seid.
    Der Mann links steckte die Hände in die Taschen und kam einen Schritt näher.
    Jodie ging zur Seite und spürte die Stoßstange des Wagens an ihrem Oberschenkel. Keine Panik, Jodie. Bleib locker. Sie atmete tief ein. Okay, nicht auf Fragen eingehen. Es fühlte sich nicht gut an, als würde sie damit zu viel preisgeben.
    »Woher kommen Sie?« Ihre Stimme klang zart und verängstigt. Sie räusperte sich und sprach dann lauter. »Was machen Sie hier?«
    Der Mann rechts sprach wieder. »Wir campen am Kamm oben.« Er zeigte in Richtung der langen Zufahrt, aber zur anderen Hügelseite hinauf. »Wir wollten wissen, woher das Licht kommt.« Als sie sich umdrehte, machte er einen Schritt vorwärts und stand nun auf gleicher Höhe mit dem anderen Kerl.
    Er hatte die Hände in die Taschen gesteckt. Es machte den Eindruck, als würden sie sich alle zwanglos unterhalten. Doch an der Art und Weise, wie sie dastanden, war gar nichts zwanglos. Sie wirkten bedrohlich, wie sie so breitbeinig dastanden und scheinbar sprungbereit. Außerdem standen sie viel zu nahe. Nicht weniger als zwei Armlängen, lehrte Jodie in ihren Selbstverteidigungskursen – zwei Armlängen war weit genug entfernt, um jemanden nicht zu fassen zu kriegen, und entfernt genug, um sich auf einen Angriff vorzubereiten –, aber hier in der Dunkelheit war es zu nah.
    Sie konnte den Abstand zwischen ihnen nicht vergrößern, aber wenigstens für ihre Verteidigung sorgen. Sie hockte sich auf den Rand des Kofferraums, tat, als wolle sie etwas herausholen, und ließ dabei ihre linke Hand in den Kofferraum gleiten. »Gibt es denn oben auf dem Hügel einen Campingplatz?«, fragte sie und fuhr dabei mit der Hand über den schmutzigen Kofferraumboden.
    »Nee, wir brauchen keinen Campingplatz, um hier irgendwo ein Zelt aufzuschlagen.« Wieder sprach der Kerl rechts; er verlagerte nun sein Gewicht von einem auf das andere Bein und kam dabei ein Stück näher. Jodie hörte den Kies knirschen, er musste jetzt auf dem Parkplatz stehen.
    Herrgott, die Männer versuchten, sie und Hannah in die Enge zu treiben. Jodies Hand fuhr über die kalte Metallstange, die sie schon vorher in Händen gehalten hatte.
    »Hey, schau mal, Hannah, ich habe den Wagenheber gefunden«, sagte sie laut und hielt ihn hoch, sodass das Licht der Veranda drauf fiel.
    Hannah wandte kurz den Kopf zu ihr.
    Der Mann rechts nickte mit dem Kinn. »Wozu braucht ihr Mädels denn einen Wagenheber?«
    Um euch windelweich zu prügeln, falls ihr zu nahe kommt. »Oh, mal sehen«, sagte Jodie und versuchte ruhig zu klingen, während sie die Stange in die rechte Hand nahm. Sie packte sie wie einen Tennisschläger fest am unteren Ende. »Vielleicht wollen wir ein wenig Hallenhockey spielen. Nach fünfundzwanzig Jahren Spielerfahrung richte ich damit genauso viel Schaden an wie mit einem herkömmlichen Hockeyschläger.« Herrgott, hoffentlich hatten sie die Botschaft verstanden.
    Hannah sah wieder zu Jodie anstatt zu den Männern. Sie mussten auf der Hut und bereit sein, schnell zu handeln. Jodie spielte im Kopf die Möglichkeiten durch. Ging sie rechts um den Wagen, konnten die Kerle Hannah schnappen. Ging sie nach links zu Hannah, stolperte sie über das Gepäck, das zu ihren Füßen stand, und sie konnten beide geschnappt werden. Der Wagen stand hinter ihnen – er war zwar kein Felsen, aber dennoch ein massiges Hindernis, worunter man sich auch nicht schnell verkriechen konnte. Okay, wenn sie sich schon nicht herausreden oder wegrennen konnten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu kämpfen. Schnell und heftig, so wie sie es ihren Schülern beibrachte. Das erwartete ein Angreifer am wenigsten.
    »Jodie.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Hannahs Stimme zu ihr durchdrang. Nicht, weil sie etwas gesagt, sondern wie sie es gesagt hatte. Ihre Stimme klang ruhig und tief, als wollte sie Jodie irgendwas zu verstehen geben. Doch Jodie verstand es nicht. Es klang nicht wie ein »Jodie, sei vorsichtig« oder »Jodie, pass auf« oder »Es wird ernst, Jodie«, sondern wie eine Frage. »Was sollen wir jetzt machen?« Aber das war nicht die Frage. Jodie dachte noch einmal daran, wie Hannah es gesagt hatte. Es ergab keinen Sinn. Es klang eher wie »Was zum Teufel machst du da, Jodie?«. Sie ließ die Männer einen Augenblick lang aus den Augen. Hannahs Gesicht lag im Dunkeln, doch sie sah Jodie an und schüttelte den Kopf.
    »Immer locker, Jodie«, sagte sie

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