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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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sagen sollte.
    »Sieht schlimmer aus, als es war«, sagte Jodie und zog eine Jeans über.
    »Klar«, sagte Lou schließlich und nickte unverbindlich. Dann setzte sie sich plötzlich auf und stieß sich vom Bett ab, als wollte sie gehen. »Weißt du, ein paar Stunden ohne Corrine und Hannah würden mir auch guttun. Ich glaube, ich bleibe hier bei dir.«
    Jodie warf ihr einen dankbaren Blick zu. Die Journalistin in Louise konnte es vermutlich kaum erwarten, mehr zu erfahren. »Und ich dachte schon, nur ich hätte manchmal ein Problem mit ihnen.«
    Louise zuckte die Achseln und ging zu ihrem Bett, um ihren Kulturbeutel zu suchen. »Ich mag beide, aber Hannah kann ziemlich anstrengend sein, wenn sie sich im Recht glaubt. Und Corrines Champagnerkonsum bereitet mir Kopfschmerzen.«
    »Um die Lady zu zitieren – hört, hört.«
    Louise hielt den Kopf gesenkt, während sie den Kulturbeutel aus dem Koffer zog. »Aber vielleicht sollten wir nicht so streng mit ihr sein. Nächstes Wochenende hätte Roland seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert. Ich glaube, dass sie auch deshalb so viel Champagner in sich reinschüttet. Das ist ihre Art, mit Trauer umzugehen.«
    »Mein Gott, ich hatte ja ganz vergessen, dass sein Geburtstag so eng an unserem Wochenende liegt«, sagte Jodie. Sie wusste, was solche Feiertage bedeuteten, und bekam ein schlechtes Gewissen wegen der Auseinandersetzung am Frühstückstisch. Sie vergab Corrine ihre Bemerkung, Jodie habe nie eine Verabredung.
    »Wohlgemerkt«, fügte Lou hinzu und wühlte immer noch in ihrem Koffer, »es ist schon ein wenig Besorgnis erregend, wie sie das Zeug in sich reinschüttet.«
    »Ich habe mir das auch gedacht. Glaubst du, sie hat ein Problem?«
    Lou sah auf und zuckte die Achseln. »Ich hoffe nicht. Vielleicht sollten wir abwarten, wie sie nach dem Geburtstag drauf ist.« Sie lächelte schwach, ihr Blick glitt von Jodies Gesicht fort. Abwärts, zu den Narben, die jetzt von Stoff bedeckt waren. Lou öffnete den Mund, als wollte sie was sagen.
    »Es ist herrlich draußen«, sagte Jodie schnell. »Ich nehme mir eine Zeitschrift und mache es mir auf einer Liege auf der Veranda bequem. Viel Spaß unter der Dusche.«
    Lou hob den Kopf an. »Jawohl.«
    Eine halbe Stunde später gesellte sich Louise mit zwei Tassen Kaffee zu ihr auf die Veranda. Sie setzte sich auf das Sofa neben Jodie, nahm einen Schluck und blickte in die Vormittagssonne hinaus. Die Wolken hatten sich gelichtet, das Tal wirkte frisch und sauber wie ein glänzendes Foto. »Nun, bisher war es ja ziemlich interessant.«
    »So kann man es auch sehen«, sagte Jodie, blätterte in ihrer Zeitschrift und versuchte zu ignorieren, wie Louise sie ansah.
    »Also, was ist los?«, fragte Lou schließlich.
    Jodie hob überrascht den Kopf. Sie hatte eine Frage zu den Narben erwartet. »Ich habe beim Frühstück meine Meinung geäußert und den Eindruck gewonnen, dass ich mehr als genug gesagt habe.«
    Louise trank noch einen Schluck Kaffee. »Ich rede von dir. Was ist los mit dir?«
    Jodie sah den besorgten Blick ihrer besten Freundin und wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte sie nicht völlig ausschließen, aber wie viel konnte sie ihr erzählen, ohne ihr gleich alles zu verraten? Ohne die Stimmung noch mehr zu belasten? Sie zuckte die Achseln. »Ich …«, ihre Antwort wurde von einem lauten Krach, einem Schrei, gefolgt von Corrines und Hannahs Gelächter, unterbrochen.
    »Oh mein Gott, die unheimlichen Männer sind zurück«, wimmerte Corrine spöttisch.
    Jodie wandte sich beschämt und verärgert ab.
    Louise packte sie am Arm. »Lass uns abhauen. Wir machen einen Spaziergang.«
    Jodie nickte. »Es ist vermutlich besser, wenn du es Hannah und Corrine sagst.« Sie hob zynisch eine Augenbraue. »Wenn ich das mache, wirkt das wie eine Verschwörung. Wenn sie das Auto nehmen, erinnere sie daran, dass ich um drei im Dorf sein muss.«
    Jodie nahm mit Louise den Pfad vom Morgen in die andere Richtung, sie wollte ein wenig mehr erkunden und versuchen, sich zu entspannen. Der Hügel stieg ungefähr hundert Meter weiter an, bevor der Weg über einen Trampelpfad ins Tal führte.
    Sie schwiegen eine Weile, hielten den Blick auf den unebenen Boden gerichtet und genossen die Aussicht ins Tal. Als der Weg ebener und breiter wurde, gingen sie wieder nebeneinander, bis Louise das Schweigen brach.
    »Ich weiß nicht, ob ich es dir je erzählt habe«, sagte sie. »Aber als ich in Afghanistan war, bin ich in eine Schießerei geraten. Wir

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