Die Beute
Schälmesser, mit dem sie ihre Fesseln durchschneiden und Travis verletzen konnte.
Etwas Kaltes und Hartes wurde an ihren Schädel gepresst. Er flüsterte in ihr Ohr. »Worauf wartest du?«
Jodie zuckte zusammen. »Ich brauche … einen Pfannenheber. Um das Essen zu machen.«
»Dann such einen.«
Ihr Blick glitt zum Messerblock. Konnte sie es wagen? Kam sie überhaupt so weit? Wo sie doch wie Espenlaub zitterte und eine Waffe am Kopf hatte? Sie musste den ganzen Tisch entlanggehen, um hinzukommen. Und dann? Damit auf ihn losgehen, bevor er auf sie oder eine Freundin schoss? Unmöglich. Nicht, solange die anderen noch gefesselt waren. Nicht, solange Kane irgendwo draußen war.
Sie zog neben dem Herd die Schubladen auf, fand Geschirrtücher, Sets und Dosenöffner und einen Schneebesen. Doch nichts, mit dem man irgendwen hätte verteidigen können. Als Travis hinter ihr durch die Küche ging, zog sie eine Zange heraus und nahm beide Hände, um den Speck in der Pfanne herumzuschieben und die Eier darauf zu zerschlagen.
Dann schob er sie plötzlich beiseite. »Was zum Teufel machst du da?«
Sie zuckte zusammen und wartete auf den Hieb.
»Du mischst ja Blut mit rein«, schrie er.
Sie blickte herab und sah, dass Blut auf das Eiweiß getropft war. Er stieß ihre Hände weg, schlug auf die Pfanne, sodass sie über den Herd schlitterte. Heißes Fett spritzte auf ihren Arm, sie schrie auf. Travis stellte sich dicht hinter sie und stieß ihr erneut die Waffe in den Schädel.
»Mach es ordentlich!«
Sie hörte, wie Louise ärgerlich ausrief: »Mit einer Waffe am Kopf kann sie es wohl kaum machen.«
»Halt’s Maul!«, schrie er und drückte fester auf die Waffe. »Mach es ordentlich!«
»So geht das nicht«, schrie Lou.
»Halt’s Maul!«
»Arschloch!«
Jodie schloss die Augen und spürte Travis’ warmen Atem auf ihrem Haar. Herrgott, Lou, sei still.
Eine Sekunde verstrich, der Speck brutzelte.
Dann ging die Hintertür auf.
Kanes Stimme durchtrennte die Stille. »Geht nicht, Mann.«
Die Waffe löste sich von Jodies Kopf, als Travis den Kopf wandte. Sie huschte hinter ihm weg und sah, dass Lou, Hannah und Corrine auf dem Boden entlang zur Kochinsel gerutscht waren, hatte aber keine Möglichkeit, mit ihnen in Blickkontakt zu treten, bevor Kane durch die Vorhänge vor der Tür trat. Er hatte die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, die Knöpfe waren bis unter die Brust aufgeknöpft, darunter trug er ein Muskelshirt. Er blieb stehen, als er sie in der Küche sah, und blickte dann Travis an.
»Was zum Teufel ist hier los? Du solltest sie doch auf dem Boden lassen.«
»Ich lasse sie arbeiten«, sagte Travis. »Sie spielt Hausfrau und macht uns ein hübsches Abendessen.«
»Oh, klar.«
Sie lachten beide, als wäre das ein zusätzlicher Pluspunkt.
»Also stopf der Vorlauten das Maul«, sagte Travis und zeigte mit dem Kopf auf die Frauen am Boden. »Gib der zähen Schlampe was, worüber sie nachdenken kann, während sie ihren Job macht, ja?«
Jodies Magen krampfte sich zusammen, als sie das Lächeln auf Kanes Gesicht sah und er ihre Freundinnen anblickte. Er war der Unheimliche von beiden. Travis hatte zugeschlagen und ihr die Waffe an den Kopf gehalten, und sie zweifelte nicht daran, dass er sie gegen jede von ihnen gerichtet hätte, doch Kane hatte etwas Wahnsinniges an sich und schien jeden Moment die Kontrolle zu verlieren. Noch unheimlicher war, dass Travis offenbar derjenige war, der ihn in Schach halten konnte – und der hatte den Bourbon nur so in sich hineingeschüttet, war stinksauer und hatte irgendeinen Plan, in dem nicht vorkam, dass er sie und ihre Freundinnen vor Kane schützen musste.
Sie sah zu, wie Kane zu ihren Freundinnen ging, sie der Reihe nach angrinste und dann Lou seine Aufmerksamkeit widmete.
21
»Eine falsche Bewegung, und ich brech ihr das Genick«, sagte Kane und nahm Louise in den Schwitzkasten.
Jodie sah, dass er sie fest im Griff hatte, seine Hand lag auf ihrem Hinterkopf – er meinte es ernst. Er ahmte nicht nur ein paar Bösewichter aus Filmen nach. Kane wusste, wie man jemandem das Genick brach.
Sie senkte den Blick und sah Lou an. Ihr volles Haar hing wirr um ihr Gesicht, das fleckig und tränenverschmiert war. Sie hatte die Lippen fest zusammengepresst und schnaufte heftig durch die Nase. Sie sah Jodie an. Tränen standen in ihren Augen.
Jodie beschloss, sich nicht länger einschüchtern zu lassen. In einer Schublade fand sie eine Stoffserviette, verband sich damit
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