Die Beute
heute Nacht noch mal ficken?«
Jodie sah zum Fenster und wieder zurück. »Ich habe keine Ahnung, weshalb er hier ist.«
Kane streckte seine freie Hand aus. »Gib mir die Waffe. Ich werd ihn los.«
»Herrgott, nein«, schrie Jodie und streckte ihre gefesselten Hände nach ihm aus.
Travis sagte eine Sekunde nichts, zielte mit der Waffe auf Jodie, blickte zur Tür und sah dann Kane an.
»Komm, Mann! Ich mach ihn fertig«, blubberte Kane.
»Nein. An einem Bullen vergreifen wir uns nicht. Auch nicht an einem Exbullen.« Er sah Jodie wieder an. »Sie kann ihn loswerden.«
Eine Autotür wurde zugeschlagen.
»Mach die Fessel auf«, befahl Travis.
Während Kane an ihren Händen zerrte und sie mit seinem irren Blick ansah, stieg wieder Angst in ihr hoch. Als sie frei war, ließ sie sich auf den Boden fallen und umarmte die erste Freundin, die ihr unterkam.
Es war Lou, die ihr ins Ohr flüsterte: »Hau ab, wenn du kannst.«
Dann packte Travis sie am Arm, zog sie hoch und zerrte sie durchs Zimmer. Seine Hand war wie ein Schraubstock an ihrem Oberarm, der Lauf der Waffe drückte in ihr Kreuz.
Bei der Eingangstür zog er sie an sich heran und flüsterte ihr ins Ohr. »Werd den Kerl los. Wenn du irgendwelche Dummheiten machst, töte ich zuerst ihn und dann deine Freundinnen. Mein Bruder gibt dir dann den Rest. Kapiert?«
Sie waren also tatsächlich Brüder.
Schritte waren auf dem Kies zu hören.
Oh, mein Gott, Matt. Warum bist du hier?
Travis drückte sich an die Wand hinter der Tür. »Ich hab dich im Auge. Bleib stehen, wo ich dich sehen kann, sonst jag ich ihm ’ne Kugel rein. Kapiert?«
Jodies Herz hämmerte wie wild, sie hatte vergessen, wie man atmete. Im Geiste sah sie Matts Gesicht vor sich. Zerstrubbeltes Haar, achtsamer Blick, zwanglose Wachsamkeit. Er war ein netter Typ, hatte vermutlich Corrines Einladung auf einen Drink angenommen. Sie wollte nicht, dass er ermordet wurde.
Ein Schritt war auf der Holztreppe zu hören.
»Solltest du ihm irgendwas stecken«, flüsterte Travis, »sind deine Freundinnen tot. Und das ist dann deine Schuld. Kapiert?«
Jodie sah zuerst ihn und dann über ihre Schulter Louise, Hannah und Corrine an, die gefesselt am Boden saßen. Lou hatte sich nach vorne gebeugt, ihr Gesicht berührte fast den Holzboden, weil Kane sie mit seinem Arbeitsschuh fixierte.
Louise, Hannah und Corrine waren ihre besten Freundinnen. Und Matt Wiseman war ein Cop.
Travis machte die Tür einen Spalt auf. »Mach schon. Schnell.«
Versuch, nicht zu verzweifelt zu wirken, sagte Matt sich. Wenn sie den Eindruck hat, dass du dir allzu große Mühe gemacht hast, hier rauszufahren, dann fahr gleich wieder weg. Vollbring eine gute Tat, und verabschiede dich. Doch natürlich wäre es besser, wenn sie lachen und ihn hereinbitten würde.
Er ging auf die Veranda, der Klang seiner Schuhe auf dem Holz hallte über die Terrasse. Es war still hier draußen. Seltsam still für ein Haus voller Frauen auf einem Wochenendtrip.
Die Tür ging auf, noch bevor er sie erreicht hatte. Erst zögerlich, doch dann wurde sie weit aufgerissen, und Jodie stand in der Tür. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und ihr Gesicht wirkte düster. Als wäre er der Letzte, den sie sehen wollte.
Okay, das war nicht gerade der Empfang, den er erhofft hatte. Aber wenn er nett wäre, änderte sie ihre Meinung vielleicht.
»Hey, Jodie«, sagte er lächelnd.
Das Lächeln, das sie ihm zurückgab, wirkte gezwungen. »Hey, Matt. Was machst du denn hier?«
Er lachte. Er war ein Trottel. Da wurde nichts draus. Er steckte die Hände in die Hosentaschen, suchte nach dem Handy und kam näher. Als er in das Licht trat, das aus dem Fenster drang, sah er auf ihrem Gesicht eine Schwellung oberhalb der Wange. Er kam ein wenig näher, um es besser zu sehen, doch sie zuckte zurück. Die Wunde wirkte frisch. Und schmerzhaft. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
Sie wiegelte mit der Hand ab, die notdürftig verarztet war, Blut klebte an ihren Fingern. »Nichts.«
Er nahm ihre Hand, sah sie sich näher an und drehte die Handfläche nach oben. »Doch, du bist verletzt.« Ein dunkler Fleck war auf dem Verband am Daumenansatz zu sehen, die Hand war eiskalt. »Was ist passiert?«
Sie zog die Hand weg und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. Sie sah nach links. Flüchtig, eine fast unfreiwillige Bewegung. »Nein, es ist wirklich nichts. Nur ein Unfall. Echt dämlich, wirklich. Ich habe ein Glas Wasser runtergeschmissen, bin
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