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Die Beute - 2

Die Beute - 2

Titel: Die Beute - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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daß sie nicht mehr umhergehen konnte, wie es ihr paßte; sie blieb an der Tür zum Vestibül, reichte den fortgehenden Herren die Hand, plauderte mit den Freunden ihres Mannes. Der Baron Gouraud, den einer der Lakaien in seinem Pelz hinausgeleitete, fand noch ein letztes Lob für ihr TahitiKostüm.
    Unterdessen drückte Herr ToutinLaroche Saccard die Hand.
    »Maxime rechnet auf Sie«, sagte dieser.
    »Gewiß«, antwortete der neue Senator.
    Und dann wandte er sich zu Renée: »Gnädige Frau, ich habe Sie noch gar nicht beglückwünscht … So wäre also das liebe Kind untergebracht!«
    Und da sie erstaunt lächelte, fiel Saccard ein: »Meine Frau weiß es noch nicht … Wir haben heute abend die Vermählung von Fräulein de Mareuil mit Maxime beschlossen.«
    Sie lächelte weiter und verneigte sich gegen Herrn ToutinLaroche, der sich mit den Worten entfernte: »Sonntag wird der Kontrakt unterzeichnet, nicht wahr? Ich fahre nach Nevers, wegen einer Grubenangelegenheit, werde aber bis dahin wieder hier sein.«
    Sie stand einen Augenblick lang allein im Vestibül. Sie lächelte nicht mehr, und als ihr das, was sie soeben vernommen hatte, allmählich klar bewußt wurde, befiel sie ein heftiger Schauder. Sie starrte die roten Samtbehänge an, die seltenen Pflanzen, die Majolikakübel. Dann sagte sie ganz laut: »Ich muß mit ihm sprechen.«
    Und sie ging in den Salon zurück. Doch an der Tür mußte sie stehenbleiben. Eine Kotillonfigur versperrte ihr den Weg. Das Orchester spielte gedämpft einen Walzer. Die Damen hielten sich an den Händen gefaßt, bildeten einen Kreis, wie es die kleinen Mädchen machen, wenn sie »Giroflé, girofla« singen, und drehten sich so schnell wie möglich, zerrten einander an den Armen, lachten, schlitterten. Ein Kavalier in der Mitte – es war der boshafte Herr Simpson – hielt eine lange rosa Schärpe in der Hand; mit der Bewegung eines Fischers, der ein Netz auswerfen will, hob er sie hoch in die Höhe; doch beeilte er sich nicht sonderlich, es machte ihm offenbar Vergnügen, die Damen im Kreise laufen zu lassen und sie zu ermüden. Sie kamen außer Atem und baten um Gnade. Da schleuderte er die Schärpe; und er schleuderte sie mit solcher Geschicklichkeit, daß sie sich um die Schultern von Frau d’Espanet und Frau Haffner wickelte, die sich nebeneinander im Kreise drehten. Das war ein Scherz, der zu dem Amerikaner paßte. Daraufhin wollte er sofort mit beiden Damen gleichzeitig tanzen, und er hatte bereits beide um die Taille gefaßt, die eine mit dem linken, die andere mit dem rechten Arm, als Herr de Saffré im strengen Ton des Kotillonkönigs sagte: »Man tanzt nicht mit zwei Damen!«
    Aber Herr Simpson wollte die beiden Taillen nicht freigeben. Adeline und Suzanne lehnten sich hellauflachend in seinen Armen zurück. Man begutachtete den Streich, die Damen wurden ärgerlich, der Lärm hielt an, und die Schwarzbefrackten in den Fensternischen waren gespannt, wie sich Saffré mit Ehren aus dieser schwierigen Lage herausziehen würde. Tatsächlich schien er einen Augenblick ratlos zu sein und zu überlegen, mit welchem liebenswürdigen Trick er die Lacher auf seine Seite bringen könnte. Dann lächelte er, nahm Frau d’Espanet und Frau Haffner jede an eine Hand, flüsterte ihnen eine Frage ins Ohr, erhielt eine Antwort und wandte sich dann an Herrn Simpson: »Wollen Sie das Eisenkraut pflücken oder das Immergrün?«
    Herr Simpson, etwas verblüfft, sagte, er wolle das Eisenkraut pflücken. Daraufhin führte ihm Herr de Saffré die Marquise zu und sagte: »Hier ist das Eisenkraut.«
    Es wurde leise Beifall geklatscht, man fand den Ausweg sehr hübsch. Herr de Saffré sei ein Kotillonkönig, »den nichts aus dem Konzept bringen kann«, lautete das Urteil der Damen. Unterdessen hatte das Orchester mit allen Instrumenten den Walzer wieder aufgenommen, und nachdem Herr Simpson mit Frau d’Espanet einmal rund um den Saal getanzt war, führte er sie zu ihrem Platz zurück.
    Jetzt konnte Renée weitergehen. Sie hatte sich angesichts all dieser »Dummheiten« die Lippen blutig gebissen. Sie fand es albern von all diesen Frauen und Männern, einander mit Schärpen zu bewerfen und sich Blumennamen beizulegen. Es sauste ihr in den Ohren, und in rasender Ungeduld hätte sie sich am liebsten kopfüber zwischen die Tanzenden gestürzt, um sich einen Weg zu bahnen. Schnellen Schritts durchquerte sie den Saal und stieß dabei an einzelne Paare, die verspätet zu ihren Sesseln zurückkehrten. Sie

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