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Die Bibliothek des Zaren

Die Bibliothek des Zaren

Titel: Die Bibliothek des Zaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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bildhübsche Mädelchen Lida / In unserer Straße wohnt die da«, murmelte Nicholas jetzt von morgens bis abends und hatte dabei nicht irgendeine unbekannte Lida vor Augen, sondern die Taganskaja-Uliza und das Haus Nr. 15, um das ein grünes Baunetz gespannt war.
    Auch jetzt schwang der Magister den Spaten im Takt des Daktylus, der übrigens dreihebig mit einem weiblichen Reim war und damit dem Versmaß des klassischen Limerick entsprach. »Er legt sich ins Bett niemals nieder / Und steht auch nicht auf ohne sie da.« Der Rhythmus war passend, genau das Richtige für körperliche Arbeit; er kam gut voran.
    Schließlich tauchten unter dem Müll halb vermoderte Bretter auf. Die Tatsache, dass der Fußboden mit Dielen ausgelegt war, ließ darauf schließen, dass in dem Keller früher einmal Menschen wohnten.
    Sie mussten die Spaten aus der Hand legen und Brechstangen benutzen. Sie durchstießen die Bretterschicht und entdeckten unter ihr eine zweite, verkohlte.
    »Das ist der Brand von 1890«, bemerkte Bolotnikow und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Was murmeln Sie denn die ganze Zeit? Wir sind dicht am Ziel.«
    Sie trugen auch diese Schicht ab.
    »Aha«, rief Maxim Eduardowitsch begeistert aus, als das Eisen an einen Stein stieß. »Steintafeln! Ich hatte solche Angst, dass unter den Brettern nichts als Erde ist. Los, kommen Sie, wir legen sie frei!«
    Sie stellten die Laternen an den Rand der Kuhle, die sich in der Ecke gebildet hatte. Sie zerkleinerten die Bretter, schaufelten den Mulm und den Staub mit den Spaten weg.
    Die Eckplatte hatte eine Größe von ca. drei mal drei Feet.
    Bolotnikow machte ein finsteres Gesicht und sagte:
    »Eijeijei. Schlecht, Fandorin, hier stimmt etwas nicht. In dem Brief steht: ›In der Ecke ist eine schmale Steintafel. . .‹, aber die hier ist quadratisch. Und außerdem ist sie offenbar wahnsinnig schwer, die kriegen wir zu zweit gar nicht hoch – wie hätte der Sohn Nikita das dann allein schaffen sollen? Gut, dann nehmen wir uns erst die Fugen vor.«
    Sie kamen einander mit den Schultern ins Gehege, als sie sich hinhockten, um die Fugen zwischen den Steintafeln freizulegen. Das widerliche Quietschen ließ Nicholas das Gesicht verziehen, und sein Herz krampfte sich vor Angst zusammen: Ihnen war doch nicht etwa ein Fehler unterlaufen?
    »Das reicht«, entschied Maxim Eduardowitsch. »Wir spannen alle Kräfte an und versuchen, die Steintafel mit zwei Brechstangen zu lockern. Vielleicht bekommen wir sie doch hoch. Los, hau ruck!«
    Fandorin stützte den Fuß am Rand der durchbrochenen Holzschicht ab, packte die Brechstange verbissen mit beiden Händen und riss den Hebel auf Kommando nach oben.
    Die Steintafel stellte sich hochkant, und das mit einer solchen halten konnte.
    »Ach, das war mit schmal gemeint!«, rief der Magister aus, hielt die Platte fest und zeigte auf ihre Kante. »Keine drei Zoll breit.«
    Schwer atmend stieß Bolotnikow den Kollegen zur Seite, hob die (wie sich herausstellte, gar nicht so schwere) Platte an und schleuderte sie beiseite. Sie stieß gegen die am Boden liegende Brechstange und brach entzwei.
    »Was soll das!«, protestierte Nicholas. »Hier soll doch mal ein Museum draus werden!«
    Maxim Eduardowitsch antwortete nicht, kroch auf allen vieren und entfernte mit der bloßen Hand den Staub aus der flachen Mulde.
    »Leuchten Sie hierhin!«, krächzte er. »Schneller! In der Mitte ist eine Mulde. Leuchten Sie doch! Ich fühle einen Widerstand!«
    Fandorin richtete den Strahl auf die Tiefe des schwarzen Quadrates und reckte den Hals, aber der Archivar hing mit dem Gesicht so tief über dem Boden, dass nichts zu sehen war.
    »Was ist da?«
    »Eine Vertiefung mit einem Bügel«, sagte Bolotnikow dumpf. »Daran befestigte man in alten Zeiten Türringe.«
    Anlage:
    Der politisch nicht korrekte Limerick, der N. Fandorin half, in der Nacht zum dritten Juli den Müll im Keller des Hauses Nr. 15 wegzuschaufeln:
    Das bildhübsche Mädelchen Lida
Verliebte sich wieder und wieder
in Sportler von schöner Statur.
Nur beugte sie vor ziemlich stur,
Wollt Aids und Tripper nicht kriegen.

VIERZEHNTES KAPITEL
    Also doch ein Engel. »Ich habe Euch betrogen.«
Wozu das Trinken bis zum Fingernagel führt.
Die linke Hand des Hauptmanns von Dorn.
Hauptsache, er schafft es
    Sie packten Cornelius fest an den Armen, und der Mann, der sich am Kohlenbecken zu schaffen gemacht hatte, drehte sich um Er hatte eine niedrige Stirn und einen so dicken Hals, dass er breiter als der

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