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Die Bibliothek des Zaren

Die Bibliothek des Zaren

Titel: Die Bibliothek des Zaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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voller Hoffnung auf ein Wunder.
    Der Hauptmann sagte seine auswendig gelernte Floskel. Er sprach sie schön und ohne einen Fehler:
    »Ich bin ein einfacher, sündiger Mensch. Es ist mir nicht vergönnt, Musik aus dem Paradies zu hören. Dergleichen vermögen nur himmlische Geschöpfe.«
    Und er verbeugte sich wieder respektvoll, ohne dabei galant wirken zu wollen.
    Das Fräulein lauschte dem Glockenspiel noch ein wenig, lief dann auf einmal schnell auf den Stuhl zu und riss den Hut weg.
    »Was ist das? Eine Tabakdose mit Musik? Du bist vielleicht ein Spaßvogel, Kornej!«
    Sie nahm den Wecker und lachte hell auf, das klang nicht schlechter als die silbrigen Glöckchen.
    »Der ist aber schön! Und wofür sind die Zahlen da? Und die Sternzeichen?«
    Cornelius erklärte ihr mit Engelsgeduld die Konstruktion des Weckers und sagte, wobei er sich verbeugte:
    »Erlaubt, Eure Leuchte, Euch dieses bescheidene Geschenk zu überreichen.«
    Das sagte er, und sein Herz zog sich dabei zusammen, es tat ihm doch Leid um den Wecker des Vaters.
    Aber es fügte sich alles bestens. Alexandra Artamonowna nahm das Geschenk nicht an, verübelte von Dorn den Scherz nicht und erkannte ihn von diesem Tage an. Nun war ihr Lächeln nicht mehr ohne Sinn, sondern galt einem Freund. Wenn sie im Schlittenzug fuhr, durfte er hinter ihr herreiten. Und bei einem Spaziergang in Sokolniki bat sie ihn, ihr das Schießen mit der Pistole beizubringen. Als das Fräulein mit beiden Händchen den Griff umschloss und Cornelius die Mündung ausrichtete, rückte ihre von der Kälte rote Wange ganz dicht an ihn heran, und der Hauptmann kam dadurch völlig aus dem Konzept: Er verfehlte den dicken Baumstamm aus einer Entfernung von zehn Schritten. Und Saschenka musste ihn trösten.
    Der Mensch hat seine Fantasien nicht in der Gewalt. Und so hatte von Dorn Träume, einer unerfüllbarer als der andere. Schließlich ist Träumen nicht verboten.
    Da geriet zum Beispiel der wunderbare Steinpalast in Brand, die Flammen bedrängen ihn von allen Seiten, die Knechte fliehen vor der Hitze. Cornelius aber rennt in die raucherfüllte Stube, nimmt die entkräftete Saschenka auf seine Arme, trägt sie nach draußen, und zum Dank küsst sie ihn auf den versengten Schnurrbart. Da hätte er doch glatt die Gemächer absichtlich anzünden wollen. In Moskau brennt es jeden Tag irgendwo, da würde sich kein Mensch wundern . . .
    Oder noch besser wäre, Artamon Sergejewitsch selbst vor einem Anschlag oder einer anderen tödlichen Gefahr zu retten, und als Belohnung würde der Bojar wie im Märchen sagen: »Du kühner und treuer Ritter Kornejka, nimm meine einzige Tochter zur Frau.« Natürlich ist Hauptmann von Dorn nach Matfejews Maßstäben ein Habenichts und von niedrigem Adel, aber auch seine Exzellenz stammt ja schließlich nicht von Rjurik ab, sondern ist ein einfacher Adeliger. Seine Feinde bezeichnen ihn hinter seinem Rücken abfällig als Gemeinen. Und was den Glaubensunterschied betrifft, so könnte er für Saschenka doch auch konvertieren. Gott wird ihm sicher verzeihen, denn um der Liebe willen verzeiht er vieles.
    Wenn seine Fantasien so weit gingen, schämte und fürchtete Cornelius sich, dass er seine christliche Seele dem Verderben preisgebe. Die Hauptsache aber war, er sündigte mit seinen Plänen ganz umsonst, ohne Sinn und Verstand, denn Alexandra Artamonowna hatte schon einen Bräutigam, und zwar einen, um den man sie wirklich beneiden konnte. Wassili Wassiljewitsch Galizki war reich, klug, ein aufgeklärter Zeitgenosse und bildschöner Mann. Die Galizkis führten die sechzehn Adelsfamilien an, die seit Jahrhunderten die wichtigste Stütze des Throns waren. Galizki nahm an den Donnerstagen immer teil, er ließ nie einen aus. Er saß an einem Ehrenplatz neben dem Hausherren, drehte aber seinen Stuhl immer so, dass er auch Alexandra Artamonowna sehen konnte.
    Während er an seinem gestriegelten weizengelben Schnurrbart zwirbelte (sein Kinn war rasiert), ließ sich der Fürst klug über Staat, Handel und das Kriegswesen aus. Er war in allem einer Meinung mit Matfejew, so dass Artamon Sergejewitsch nur billigend nicken konnte. Mit den ausländischen Gästen sprach Galizki lateinisch und französisch, und auch sie waren von dem brillanten Gesprächspartner begeistert. Wie kritisch ihn Cornelius auch beäugte, es gab an Wassili Wassiljewitsch nichts auszusetzen, er war dem Hauptmann der Musketiere in allen Punkten eindeutig überlegen.
    Schon allein wegen der Schönheit

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