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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Gravibrücke wurde in zwei Meter Höhe über den Sektor gelegt, davor eine Graviwand, optisch undurchlässig, wieder davor elektrische, magnetische, optische Störfelder, auf allen möglichen Frequenzen. Eine Stunde lang hatten sie zu tun, ehe alles stand, aber dann konnte von der Gravibrücke aus nach menschlichem Ermessen kein irgendwie geartetes Signal mehr zur Kuppel gelangen.
    Der Versuch war nicht ungefährlich. Raja würde, wenn sie die Brücke betreten hatte, die Kuppel nicht mehr sehen, aber der Laserstrahl würde natürlich alles durchdringen. Sie vermochte sich wegen der Störquelle auch nicht mit Utta über Funk zu verständigen. Die einzige Kontaktmöglichkeit war ein Handzeichen von Utta, falls die Kuppel sich öffnen sollte.
    Doch Raja war fest entschlossen, dieses Risiko einzugehen. Sie ertastete mit dem Fuß den Beginn der Gravibrücke, blieb jedoch noch eine Weile stehen. Die Kuppel sah sie nicht mehr, also war auch sie außerhalb jedes Empfangsbereichs dieses Gebäudes.
    Utta hatte den Arm nach oben gestreckt, sie stand seitlich, so daß sie sowohl die Kuppel als auch Raja im Blickfeld hatte. Arm nach oben, das hieß: keine Reaktion.
    Jetzt ging Raja los. Nach jedem Schritt blickte sie sich um, ob Utta etwas anzeigte. Jetzt mußte sie schon dicht an der Grenze des Sektors sein. Uttas Bild, durch die Felder verzerrt, wurde undeutlich. Noch ein Schritt – nichts. Noch ein Schritt… Utta riß den Arm nach unten. Schnell verließ Raja die Brücke. „Na dann“, sagte Raja seufzend, als sie alles abgebaut hatten. „Wie das funktioniert, bekommen wir so nicht heraus. Also folgt Punkt zwei der Tagesordnung.“
    Die nächste Arbeit erforderte Präzision und war langweilig, weil ihre Ergebnisse erst im Raumschiff ausgewertet werden konnten. Utta filmte den Öffnungs- und Schließvorgang, jeweils ausgelöst durch Raja, in verschiedenen Frequenzbereichen und nutzte auch die Zehnsekundenspanne, bis der Laser einsetzte, dazu, die Kamera ins Innere der Kuppel zu richten.
    Später stiegen sie mit dem Schweber auf fünfzig Meter Höhe und vermaßen Punkt für Punkt die Kuppel und deren unmittelbare Umgebung bis in hundert Meter Tiefe mit dem Graviecholot.
    An Bord des Schwebers war es angenehmer, und so kamen sie ins Plaudern – es genügte ja, ab und zu einen kontrollierenden Blick auf die Geräte zu richten. „Du bist bei Juri geblieben, heute nacht?“ fragte Raja.
    Utta setzte sich gerade. „Trete ich damit jemanden auf die Füße?“
    Raja lächelte. „Im Gegenteil, ich freue mich. Ist es dir ernst?“
    „Ja“, sagte Utta, „mir ja.“
    „Aber er hat seine Vorurteile, wie?“
    „Vorurteile müssen sich doch überwinden lassen!“ Utta seufzte.
    „Ja, es ist ganz leicht, ein Vorurteil zu überwinden“, sagte Raja, „solange man nämlich nichts Schwerwiegendes erlebt hat, das dieses Vorurteil bestätigt. Weißt du, warum ich zum Beispiel so empfindlich gegen voreilige Hypothesen bin? Ich weiß, ihr lacht manchmal darüber, aber ich hab mal eine aufgestellt und so hartnäckig verteidigt, daß an den folgenden Experimenten zwei Kollegen – na ja, sie sind nicht gestorben, aber… Jedenfalls, wenn du es schaffst, Juri umzukrempeln, daß er wieder wird wie früher…“
    „So lange kennst du ihn schon?“
    Raja nickte. „Zwanzig Jahre. Wir sind sogar um drei Ecken verwandt.“
    „Wie war er denn früher?“ fragte Utta erwartungsvoll.
    „Du wirst es ja erleben, hoffentlich“, wehrte Raja ab. „Nimm's mir nicht übel, ich kann dir ein mechanisches System beschreiben – aber einen Menschen…“
    „Erst machst du mir den Mund wäßrig, und dann ziehst du mir den Happen weg!“ maulte Utta. „Aber ich schaff es schon. Willst du mir nicht doch ein bißchen erzählen?“
    „Ist dir eigentlich aufgefallen“, lenkte Raja vom Thema ab, „daß in diesem ganzen Öffnungsmechanismus ein grundlegender Widerspruch steckt, nein, eigentlich eine Absurdität?“
    „Mir erscheint da alles absurd“, gestand Utta.
    „Den Laser kennen wir seit zehntausend Jahren. Der Öffnungsmechanismus ist uns technisch aber mindestens zehntausend Jahre voraus. Überlegen wir mal weiter. Wozu dient der Laser?“
    „Ganz klar“, sagte Utta, „um das Haus vor ungebetenen Gästen zu schützen. Wo ist da das Problem?“
    „Und warum schützt man es nicht einfach dadurch, daß man die Tür geschlossen läßt?“
    Utta wußte keine Antwort.
    „Der Eingang hat eine hohe Selektivität“, meinte Raja, „er öffnet sich

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