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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Priester.«
    »Heilige Einfalt.«
    »Was?«
    »Das Licht ist aus.« Durch das regennasse Fenster versuchte sie irgendeine Bewegung auszumachen. Sie hatte gute Augen. Pilotenaugen. Sie konnte das. »Jemand kommt heraus.«
    »Wo? Vorn? Hinten?«
    »Hinten. Aus dem Kutscherhaus.«
    »Wie viele? Mann oder Frau?«
    »Einer. Sieht wie ein Mann aus, aber es ist schwer zu sagen. Wer immer es ist, er schiebt ein Fahrrad.« Sie beobachtete, wie die Gestalt an der Ecke des Kutscherhauses stehen blieb. Sie schien seltsam proportioniert, massiv, groß und flatternd, ein riesiger Hut verdeckte den Kopf.
    »Rouse hat sein Fahrrad immer im Kutscherhaus abgestellt«, sagte Russ.
    »Ich glaube, er oder sie ist obdachlos. O Gott, hoffentlich ist es keiner von unseren Besuchern in der Suppenküche.« Eine weitere Möglichkeit fiel ihr ein, und sie holte tief Luft. »Russ, vielleicht ist das Ihre fehlende Verbindung zu Dr. Rouse.«
    »Der Gedanke kam mir auch schon.« Sein Tonfall war trocken.
    »Oh-ooh.«
    »Was?«
    »Er schiebt das Fahrrad die Gasse hinunter.«
    »In welche Richtung.«
    »Äh, nach links. Zur Washington Street.« Sie schnappte sich ihren Mantel und lief zur Tür. »Ich folge ihm.«
    »Clare, nein. Bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Sie nahm zwei Stufen auf einmal. »Ich werde nicht in seine Nähe gehen, ich hänge mich nur dran.«
    »Oh, um Himmels willen.«
    »Nun, Sie können ja nicht gut aussteigen und hinter ihm herrennen, wenn er zwischen zwei Häusern verschwindet, oder?« Sie drückte auf die Messinglichtschalter. »Ich werde Ihnen sagen, wo er ist, und Sie schneiden ihm mit dem Auto den Weg ab.«
    »Clare, der Kerl könnte ein Junkie sein. Das heißt gefährlich, verzweifelt und unberechenbar.«
    Roxanne hatte eine Haftnotiz an die Alarmanlage geklebt. »Hier einschalten, dann bleiben Ihnen sechzig Sekunden«, las Clare. Sie schaltete den Alarm ein. »Zu spät«, verkündete sie. »Ich habe soeben das Gebäude gesichert. Ich muss innerhalb einer Minute hier raus, oder die Sirenen legen los.«
    »Toll! Lassen Sie sie heulen. Das wäre mir lieber. Ich setze einen Funkspruch im Revier ab, dann ist in zehn Minuten ein Streifenwagen da.«
    Sie schlüpfte in ihren Mantel, knöpfte ihn bis zum Kinn zu und riss die Tür auf. Der Wind riss ihr beinah den Knauf aus der Hand. »Rufen Sie das Revier an, wenn Sie glauben, dass wir Verstärkung brauchen.«
    Sie hörte, wie er Obszönitäten hinunterwürgte, ehe sie ihre zarten Ohren beleidigen konnten.
    Sie klapperte die Treppe hinunter und rannte über den Kiesweg zum Gartentor in der Mitte des hohen Eisenzauns.
    »Hör sich das einer an«, sagte er. » Wir brauchen keine Verstärkung, weil wir keine trainierten Sicherheitskräfte sind.«
    Das Tor ächzte auf. Clare schoss durch den Garten, ihre Stiefel quatschten auf dem morastigen Boden. Sie drückte die Klinke des Kutscherhauses. Abgeschlossen. Der Eisenzaun, der die Historische Gesellschaft von Klinik und Gasse trennte, war an der Wand des Kutscherhauses verschraubt. »Mist«, fluchte sie.
    »Was?«
    »Ich komme nicht aus dem Garten. Außer …« Sie rannte zur anderen Seite des Kutscherhauses, wo eine Backsteinmauer, auf der toter Efeu knisterte, die Stelle des Zauns einnahm. Im Sommer musste sie wie ein unüberwindbares Hindernis wirken, aber jetzt … »Ja«, sagte sie. »Bleiben Sie dran, ich muss Sie in die Tasche stecken.« Sie presste sich an das Kutscherhaus und quetschte sich durch die klaustrophobische Lücke, während der Efeu am Rücken ihres Regenmantels kratzte und zerrte. Sie konnte Russ’ Stimme aus ihrer Tasche hören, wie er sie aufforderte, mit ihm zu reden.
    Sie brach durch die Öffnung und stolperte auf die Gasse. Sie zog das Handy aus der Tasche. »Bin aus dem Garten raus«, sagte sie. »Ich folge ihm.« Der Regen spritzte auf die Steine, und sie platschte durch immer größer werdende Pfützen, die in der Gassenmitte bereits zu einem kleinen Bach wurden.
    Die schmale Straße endete zwischen Müllcontainern und einem Gartenschuppen. Sie blieb auf dem Bürgersteig stehen, sah nach rechts und links und entdeckte ihr Zielobjekt, einen dunklen Schatten, der zur Washington Street radelte, gegen den Regen geduckt, der ihr bereits die Haare an den Kopf geklebt hatte und in ihren Kragen rann. »Er fährt in Richtung Washington Street zur, äh, Elm.«
    »Ich bin in ein paar Minuten da, Clare, lassen Sie sich zurückfallen. Den Kerl zu schnappen ist es nicht wert, dass Sie verletzt werden.«
    »Ich bin weit

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