Die blonde Geisha
herausbrüllte. Er sah fast aus wie ein Gott. Sie starrte auf seine starken, weißen Zähne, als er die Lippen zu einem Grinsen verzog, das zugleich erschreckend und anziehend war.
Als er direkt in ihre Richtung schaute, erstarrte sie vor Angst. Doch er kehrte ihr wieder den Rücken zu.
“Sie haben mich sehr verärgert, Simouyé-san”, brüllte Baron Tonda. “Und indem Sie mich verärgern, verärgern Sie den Prinzen.”
“Ihre Worte verletzen mich zutiefst, Baron Tonda-sama, und machen mich sehr unglücklich.” In Simouyés Stimme schwang so viel Schmerz mit, dass Mariko zusammenzuckte. “Ich entschuldige mich demütigst bei Ihnen
und
dem Prinzen.”
Ihre Lippen bebten, sie verneigte sich tief, berührte den Boden mit der Stirn. Niemals hatte sie Okâsan so verängstigt und erschüttert erlebt. Wieso? Welche Macht hatte dieser Baron?
“Es reicht! Sie werden tun, was ich Ihnen befehle”, schrie der Baron. “Ich will, dass dieses Mädchen für mich vorbereitet wird, es soll nackt mit gespreizten Beinen auf meinen Jadestab warten.”
“Ich möchte keine Schande auf mein unwürdiges Teehaus bringen, Baron Tonda-sama. Das Mädchen wird Ihnen gehören, und Sie können mit ihm anstellen, was immer Sie wollen.”
Der Baron knurrte seine Zustimmung. “Ich werde meine Männer losschicken, um sie zurückzuholen, damit mit der Vorbereitung für die Zeremonie begonnen werden kann.”
“Ich möchte Sie nicht verärgern, Baron Tonda-sama, aber das könnte schwierig werden …”, begann Simouyé, brach dann aber ab.
Der Baron wollte wissen, wohin das Mädchen gegangen war. Okâsan beteuerte, dass sie es nicht wisse. Aber Mariko wusste es. Kathlene hatte ihr vorhin noch aufgeregt berichtet, dass sie einen großen Mann getroffen hatte, der behauptete, Nachricht von ihrem Vater zu haben. Kathlene war bestimmt auf direktem Weg zum Tempel gelaufen.
“Sprechen Sie, wo ist diese Maiko zu finden?” bellte der Baron. “Oder ich bekomme Ihren Kopf stattdessen.”
“Wir fühlen uns durch Ihre erhabene Anwesenheit geehrt, Baron Tonda-sama”, sagte Simouyé vorsichtig. “Und ich kann Ihnen Ihren ehrenhaften Wunsch nicht abschlagen, aber ich weiß nicht, wo sie ist.”
Mariko hörte, wie die beiden sich auseinandersetzten, Okâsan mit höflicher Stimme, der Baron brüllend, doch nach und nach gelang es Okâsan den Baron davon zu überzeugen, dass das Mädchen verängstigt sei und für den Fall, dass seine Männer sie in die Enge trieben, womöglich den silbernen Dolch, den sie unter ihrer Schärpe trug, ziehen und sich den Hals durchschneiden würde.
Mariko keuchte auf. Sie selbst versteckte immer einen kleinen Dolch an ihrer Brust. Es wäre eine Schande nicht zu wissen, wie man sich ordnungsgemäß das Leben nahm, um seine Ehre zu verteidigen. Doch ihr war klar, dass Kathlene viel eher einem ihrer Verfolger den Dolch in den Bauch rammen würde. Und Okâsan wusste das ebenso gut.
Und sie weiß auch, dass ich mich hier verstecke, dachte Mariko. Sie kann durch Wände sehen.
“Auch wenn ich Gefahr laufe, Sie zu erzürnen, Baron Tonda-sama”, sagte Simouyé, “aber dürfte ich vorschlagen, Mariko-san zu schicken, damit sie das Mädchen zurück zum Teehaus bringt?”
Mich? dachte Mariko, ihr Herz raste vor Angst. Wie kann ich sie finden? Ich habe mich hier versteckt wie eine Grille im Unterholz, damit niemand mich entdeckt und in einen Käfig steckt. Und jetzt sitze ich doch in der Falle. Wie kann ich mich befreien?
“Tun Sie, was Sie tun müssen”, schrie der Baron. “Aber finden Sie das Mädchen! Oder ich werde sehr verärgert sein.”
“Bitte, Baron Tonda-sama, genießen Sie bis dahin im Teehaus die verführerischste Unterhaltung, um Ihren Hunger zu stillen und den Schmerz in Ihrem Herzen zu lindern.”
Mariko sah, dass der Baron beeindruckt
und
erfreut war. Er steckte das Schwert in die Scheide und brummte. Mal wieder. Aber diesmal nicht so laut. “Vielleicht war ich etwas voreilig.”
Simouyé nickte. Die Papiertür glitt auf, dann erklang eine silbrige, geübte Stimme. “Guten Abend, Baron Tonda-sama.”
Youki-san.
Dass diese schöne Geisha, parfümiert und gekleidet in einen blassblauen mit Pfingstrosen bemalten Gazekimono mit silberner Brokatschärpe, ins Zimmer trat konnte nur bedeuten, dass Okâsan versuchte, die Wut des Barons durch eine Nacht voller Leidenschaft und Spiele zu besänftigen.
Unanständige Spiele.
Sie stellte sich vor, wie seine Zunge über Youki-sans Körper fuhr, wie sie
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