Die Blüte des Eukalyptus
»Wenn das Pärchen aus Neuseeland zurückkehrt, halten Sie Ihrer Frau diese Beweise vor – sie wird Ihnen Ihre Tochter im Nu aushändigen. Lesen Sie nur!«
Jake überflog die Akte nur, um den Anwalt nicht merken zu lassen, dass er kaum lesen konnte. Doch bei einem Satz pfiff er anerkennend durch die Zähne. »Sie sind mit Gold nicht zu bezahlen, Yankee!«
Und als er anschließend die Rechnung des Detektivs sah, wurde ihm klar, dass er nicht Unrecht gehabt hatte.
Rogers zuckte die Achseln. »Abendessen mit Champagner und Privatlogen im Theater sind nicht gerade billig. Ich musste mich unter die Reichen begeben.«
Dann öffnete er eine Flasche Whisky. »Haben Sie Geduld. Sobald
der Graf aufkreuzt, lasse ich es Sie wissen. Letztendlich sind nur die Kinder wert, dass man um sie kämpft.« Als wäre es ihm peinlich, Gefühle zu zeigen, fügte er hinzu: »Und denken Sie immer daran, wenn Sie Ihre Frau tatsächlich in flagranti erwischen, können Sie entweder einen Mord begehen oder das Sorgerecht für Ihre Tochter bekommen.«
Mit dem Dossier in der Hand wurde Jake plötzlich übermütig. »Vielleicht schaffe ich beides.«
Rogers hob warnend die Brauen. »Ich habe Jahre in der Armee damit verbracht, Indianer zu jagen. Nicht dass ich stolz darauf wäre. Es ist nur eine Tatsache. Eins habe ich gelernt: Rache zerstört einen Menschen. Sie frisst seine Seele auf. Wie heißt es noch in der Heiligen Schrift? ›Mein ist die Rache, spricht der Herr.‹«
Jake kippte den Whisky hinunter und spürte augenblicklich das Feuer im Magen. »Ich bin Agnostiker oder Atheist. Weiß nie wirklich, welches von beiden. Daher funktioniert das mit dem Herrn bei mir nicht. Aber Jenny gehört mir. Also nehme ich an, dass die Rache mein ist.«
Sie tranken in einvernehmlichem Schweigen. Dann überreichte Rogers ihm eine kleine Schachtel.
»Ein mutiger Sioux-Krieger hat mir gesagt, es sei ein Glücksbringer. Ich brauche ihn nicht. Nehmen Sie ihn.«
Jake war von dem unerwarteten Geschenk gerührt – eine prächtige silberne Gürtelschnalle in der Form einer aufgehenden Sonne. »Was sagt man zu einem Mann, der einem sein Glück schenkt?«
Rogers lenkte ab. »Passen Sie auf, dass Sie nicht im Gefängnis landen, mein Junge.«
Sie schüttelten sich die Hand, doch versprechen wollte Jake lieber nichts.
Als er zu den Pferdeställen ging, um Horatio zu holen, fühlte sich Jake beschwingt. Jetzt hatte er alles, was er brauchte, um Jenny zur Vernunft zu bringen. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
Er verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Keziahs Traum zufolge würde er Pearl in einem Baum versteckt finden. Es gibt ja höchstens ein paar Millionen Bäume in der Kolonie. Aber dem Gesetz der Serie zufolge landet Kez früher oder später einen Volltreffer.
DREIUNDDREISSIG
D aniel Browne hatte das Gefühl, ein Doppelleben zu führen. Im ersten Jahr seiner Ehe arbeitete er fleißig, um sich bei Hobson und Bloom den Ruf eines verlässlichen Freigelassenen zu erwerben, der bereit war, jede Art von Arbeit zu verrichten. Durch Mundpropaganda bekam er weitere Aufträge von anderen Grundbesitzern wie Terence Ogden. Trotzdem sehnte er sich immer danach, mehr Zeit mit seiner »Geliebten« zu verbringen.
Er trat einen Schritt zurück und warf einen kritischen Blick auf das Toilettenhäuschen, das er gebaut hatte, um Keziah eine Freude zu machen. Er hatte versucht, den Wunsch seiner Frau vorwegzunehmen, in der Hoffnung, so die unnatürliche Kluft zwischen ihnen zu überbrücken. Überrascht hatte er festgestellt, dass er trotz ihrer unberechenbaren Launen gern mit Keziah zusammenlebte. Und Gabriels Art, zu ihm aufzusehen, rührte ihn.
Nachdem er das letzte Scharnier festgeschraubt hatte, rief er Keziah, um ihre Reaktion auf das Häuschen zu sehen, das er in aller Heimlichkeit entworfen hatte. Es war im Stil einer zinnenbewehrten Miniaturburg gebaut, mit Schlitzfenstern und einer Zugbrücke statt einer richtigen Tür, die über einen kleinen Wassergraben führte. Dieser war wegen der aktuellen Dürre allerdings leer, sodass Daniel ihn mit blauem Papier gefüllt hatte, um Wasser zu simulieren.
»Nun, was meinst du, Keziah? Willst du es einweihen, oder soll ich es tun?«
Doch es war Gabriel, der die Burg für sich beanspruchte und losrannte, um sie mit Freudengeschrei zu erobern.
Daniel sah Keziah an und war erleichtert, als seine phantasievolle Schöpfung sie zum Lachen brachte.
Sie kicherte hinter vorgehaltener Hand. »Er glaubt, das Klo wäre
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