Die Blüte des Eukalyptus
ein neues Spielzeug, das du für ihn gebastelt hast!«
»Stimmt ja auch!«, antwortete Daniel und lachte mit ihr. Er verspürte ein seltsames Ziehen in der Brust. War dieses unbekannte Gefühl etwa ein Funken häuslichen Glücks? Er nutzte die Gelegenheit, um das heikle Thema anzusprechen – Keziahs Entschlossenheit, allein im Freien zu schlafen, versteckte sich allerdings hinter seinem Sarkasmus. »Ich werde auch noch ein zweites Schlafzimmer anbauen. Wir wollen in Ironbark schließlich nicht den Anschein erwecken, wir verstünden uns nicht, was?«
Ihr misstrauisches Nicken irritierte ihn. Warum? Er hatte sich an ihre Abmachung gehalten und nie Zuneigung gezeigt, außer in der Öffentlichkeit. Wenn er mit ihr allein war, achtete er darauf, sich keine Freiheiten herauszunehmen. Trotzdem spürte er jetzt erneut, dass die Vorstellung, unter einem Dach mit ihm zu schlafen, sie beunruhigte.
Insgeheim gestand er sich ein, dass ihre Abmachung für ihn einfacher war. Jeden Samstagabend genoss er seine neu gewonnene Freiheit in einer entlegenen Hirtenhütte, wo es irische Fiedlermusik, schwarzgebrannten Grog und andere Freuden gab, die man sich als Mann wünschte. Keziah stellte keine Fragen. Manchmal hoffte er, sie würde es tun.
Als er an diesem Abend von Scottys Hirtenhütte zurückkehrte, wurde der Zauber des Vollmonds von einem Gewitter verstärkt, das sich direkt über ihm entlud. Hobsons Schäferhunde heulten mit den Dingos im Busch um die Wette.
Er stürzte in die Hütte und blieb bei ihrem Anblick wie angewurzelt stehen. Keziah hatte gebadet und ihr Haar mit Rosmarinöl gewaschen. Jetzt stand sie nackt vor dem Kamin und trocknete sich das Haar. Das Licht des Feuers fiel auf ihre Haut und färbte sie goldbraun. Das Haar klebte an ihr wie ein dunkler Umhang –
eine wunderschöne Maria Magdalena. Er hob die Hände in einer Geste der Ehrfurcht und Hingabe.
»Keziah, vertraust du mir? Ich habe dich nie um etwas gebeten. Jetzt flehe ich dich an. Bitte, leg dich auf das Bett. Ich muss dich malen, so wie Gott dich erschaffen hat.« Als er sah, wie sie zögerte, versprach er: »Nichts weiter.«
Keziah lag auf dem Bett und beobachtete mit halb geschlossenen Augen, wie er die ganze Nacht durcharbeitete. Die schöpferische Glut in seinem Innern hatte ihn wie umgewandelt.
Bei Anbruch der Morgendämmerung hatte er die erste Phase der Arbeit beendet. Er beugte sich über die schlafende Keziah, um zu sehen, wie sie im Traum lächelte. Und dann küsste er sie aus einem Impuls heraus sanft auf den Mund. Überrascht schlug sie die Augen auf.
»Ich werde nicht um Verzeihung bitten«, erklärte Daniel. »Ich habe plötzlich den Wunsch verspürt, dich zu schmecken. Zu sehen, was mir entgeht. Was andere Männer von dir wollen.« Dann sagte er erschöpft: »Zieh dich an, meine Liebe.«
An ihrem Ausdruck sah er, dass sie versuchte, ihn zu verstehen. »Sag es mir. Ekelst du dich so vor mir?«, fragte er.
Keziah zog das Laken über ihren Körper. »Nein, sicher bist du ein sehr attraktiver Mann – für andere.« Sie zögerte. »Die meisten Menschen kann ich durchschauen, aber dich nicht. Ich spüre, dass du mehr willst, als eine Frau dir geben könnte. Du liebst nur deine Kunst.«
»Ja, meine Geliebte steht immer an erster Stelle.« Er machte eine Pause. »Aber was wäre, wenn ich dir meinen Körper anbieten würde? Sei ehrlich, bist du nicht neugierig, was mich angeht? Du wünschst dir doch einen Mann im Bett, das sieht jeder Dummkopf.«
In den letzten Monaten war sie nach und nach freundlicher zu ihm gewesen, doch jetzt erkannte Daniel an ihrem Blick, dass sie versuchte, seine Gedanken zu lesen. Es gefiel ihm nicht.
»Was ist mit deinen Bedürfnissen, Daniel? Frauenkörper interessieren
dich doch nur als Künstler, an deinem Blick kann ich sehen, dass du mich bewunderst. Aber du brauchst keine Frau.«
Daniel schreckte zurück. Sein Herz raste. Bluffte sie? Wusste sie, wie er fühlte?
Keziah klang misstrauisch. »Ich glaube, dass du Saranna nie geliebt hast, du wolltest sie heiraten, weil du dir Vorteile davon versprochen hast, bis man ihren Vater vor Gericht stellte. Hast du gegen ihn ausgesagt?«
»Nein! Maynard Plews bekannte sich freiwillig schuldig, damit ich seine Tochter heiraten konnte.«
Plötzlich merkte er, dass sie mit ihrer verdammten Hellseherei auf die Wahrheit gestoßen war. Er konnte seine schuldbewusste Reaktion nicht vor ihr verbergen.
»Also war Sarannas Vater unschuldig! Und du hast zugelassen,
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