Die Blüte des Eukalyptus
Wand, auf denen ein junger Mann zu sehen war, der die Augen gen Himmel rollte. Jesses, der sieht genauso nervös aus, wie ich mich fühle.
Die Nonne hatte die Lippen geschürzt, ihr Blick war scharf wie der eines Adlers. Sie bot Jake einen Platz gegenüber ihrem Schreibtisch an. Bevor das Mädchen eintrat, schärfte sie Jake ein, vorsichtig zu sein. Er musste sich ihren Bedingungen fügen und wusste, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Pearl handelte, minimal war, aber was hatte er für eine Wahl?
»Sagen Sie, Schwester: Warum ist sie anders angezogen als die anderen Kinder?«
Schwester Mary Bridget wirkte einen Moment voller Unbehagen, doch schnell gewann sie ihre Autorität zurück.
»Der Vater dieser Kleinen hat seit einem Jahr kein Schulgeld bezahlt. Wir wissen nicht, wo er ist. Es sind harte Zeiten. Und wir sind kein Wohltätigkeitsverein. Waisenkinder müssen in der
Küche arbeiten, um für ihre Unterkunft zu bezahlen. Am Abend nach der Arbeit bringe ich ihr lesen, schreiben und rechnen bei.«
Jake unterdrückte seine Wut. Wer immer dieses Mädchen war, seine Familie ließ es arbeiten wie eine Sklavin. »Sie ist doch höchstens sieben, so alt wie Pearl. Wollen Sie sagen, dass dieser Mann sie einfach hier abgeladen hat?«
Die Nonne hob die Stimme, genauso wie Jake. »Das Mädchen weiß, wer sein Vater ist. Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten es vor mir austricksen, junger Mann. Ich erkenne einen Lügner auf eine Meile Entfernung!«
Jake beugte sich vor und erwiderte ihren Blick. »Dann werden Sie auch wissen, dass ich die Wahrheit sage.«
An der Tür klopfte es schüchtern. Jake rutschte das Herz in die Hose, als er das kleine Mädchen sah. Es war mager, hatte stumpfes braunes Haar und leblose blaue Augen. Das dunkelblaue Kleid war fadenscheinig, die Absätze der kleinen Stiefel abgetragen. Es sah nicht im Entferntesten wie Pearl aus, eher wie ein Straßenkind aus The Rocks.
Schwester Mary Bridget befahl dem Kind mit fester, aber nicht gehässiger Stimme, nur zu sprechen, wenn es dazu aufgefordert wurde, und seine Manieren nicht zu vergessen. Das Kind machte einen hastigen Knicks vor Jake.
»Wie heißt du, mein Kind?«, fragte er.
»Gianna di Felice«, flüsterte sie.
»Ein schöner Name. Ich heiße Jake Andersen. Hast du mich schon einmal gesehen?«
Sie schüttelte den Kopf und sah die Nonne an. »Habe ich etwas falsch gemacht, Schwester?«
»Nein. Beantworte nur die Fragen, Gianna.«
Jake wusste, dass die Nonne ihn sofort hinauswerfen würde, wenn er versuchte, das Mädchen mit Suggestivfragen zu beeinflussen.
»Wie heißt deine Mama? Wie sieht sie aus?«
Sie sah ihn verlegen an. »Hab ich vergessen. Aber Mama hat
mich mit einem Mann in einer Kutsche hergebracht. Ich kann mich erinnern, dass sie immer sehr schön angezogen war. Sie hat mir versprochen, dass sie mich vor Weihnachten wieder abholt. Aber dann ist sie doch nicht gekommen.«
Jake versuchte, Zeit zu schinden, um sich an irgendetwas zu erinnern, das ihn weiterbrachte, egal wie.
Das Kind machte einen Schritt auf ihn zu. »Ich war auf dem Apfelbaum. Ich habe gesehen, dass der Gärtner böse auf dich war. Und du hast gesagt, du würdest Jenny Pearl Andersen suchen. Ist sie verschwunden? Ich kenne sie nicht.«
Schwester Mary Bridget stand auf. »Ich glaube, damit haben Sie den Beweis, den Sie suchten, Mr. Andersen. Gianna di Felice hat Ihnen gesagt, wer sie ist.«
Jake hob die Hand, bereit, sie aufzuhalten. »Nur noch eine letzte Frage.« Er lächelte der Kleinen zu und ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein.
»Das Erste, woran ich mich erinnern kann, als ich ein kleiner Junge war, ist, wie ich auf dem Schoß meines Vaters saß und einen klebrigen Lutscher im Mund hatte. Sag mir, mein Kleines. Was ist das Erste, woran du dich erinnern kannst?«
Wie aus der Pistole geschossen antwortete sie: »Ich erinnere mich an einen netten Mann, der mir ein weißes Hündchen schenkte. Es rieb seine kalte Nase an meinem Gesicht. Weißt du, was aus meinem Hündchen geworden ist? Es hieß Flash.« Plötzlich weiteten sich seine Augen. »Ich weiß auch noch, dass der Mann rotes Haar hatte, das in der Sonne heller wurde. So wie deins. Bist du mein Papa, Mister?«
Und dann tat sie etwas, das sie schon als kleines Mädchen gemacht hatte. Ihr Mund formte ein kleines »o«, als sie ihm vorsichtig eine Haarlocke hinter das Ohr steckte.
Sie neigte den Kopf zur Seite. »Ich kann mich an dich erinnern, du auch an mich?«
Diese
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