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Die Blütenfrau

Die Blütenfrau

Titel: Die Blütenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Kerstin das überhaupt?
    «Ich wette, den defekten Kugelschreiber hat sie mir aus böser Absicht untergejubelt», fluchte Axel. Zum dritten Mal versuchte er jetzt, die Angaben zum gefundenen Mädchenfahrrad, die ihm ein Kollege auf einem Zettel notiert hatte, halbwegs leserlich ins Protokoll zu schreiben.
Pinkfarbenes Mädchenrad, 26er-Größe, unbeschädigt, steht abgeschlossen vor dem Tor zum Parkgelände.
    «Es geht nicht. So kann ich nicht arbeiten! Der Stift schreibt nur sporadisch und hinterlässt ansonsten blaue, schmierige Klümpchen auf dem Papier.» Axel atmete tief aus, wahrscheinlich hoffte er, auf diese Weise auch die Gereiztheit loszuwerden. Dann kam er ein paar Schritte auf Kerstin zu und hockte sich neben sie ans Ufer des kleinen Schwanenteichs. Kurz berührte er ihren Oberarm, zu kurz für eine zärtliche Geste, aber dafür war hier auch weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort. Vor ihnen lag das tote Mädchen, nackt, blass, mit hellgrünen Wassertropfen überall.
    «Warum glänzt sie so?», fragte Axel.
    Kerstin schabte gerade mit einem Holzspatel über die Haut und hob dann mit einer Pinzette die gewonnene Masse in ein Laborglas. «Weiß ich auch nicht. Sieht aus, als wäre sie eingecremt gewesen. Das Wasser hat der Haut noch nicht soviel anhaben können. Normalerweise müssten da schon viel mehr Runzeln sein.»
    Kerstin wusste, viele Menschen würde es irritieren, eine Frau im Zusammenhang mit einer Mädchenleiche so kühl und sachlich reden zu hören. Wahrscheinlich tat sie Tag für Tag etwas, was nicht wirklich zu ihr passte. Sie war nämlich eigentlich sehr emotional, und das weiche Herz machte den Job nicht gerade leicht. Ironie oder Zynismus lagen ihr fern, obwohl derlei Eigenschaften gerade bei der Abteilung für Spurensicherung so etwas wie Einstellungsvoraussetzung waren. Um sich im direkten Kontakt mit dem Verbrechen und seinen Folgen zu distanzieren, brauchte man schon ein dickes Fell. Kerstin hatte sich jedoch immer dagegen gewehrt, hatte sich ihre Dünnhäutigkeit bewahrt und begegnete den manchmal grausamen Details ihrer Arbeit ganz bewusst mit dem gebührenden Respekt. Zum Glück hatte sie in den meisten Fällen nur mit der Sicherung von Spuren zu tun, bei denen es um Fahrerflucht, Sachbeschädigung oder allenfalls Körperverletzung ging. Bremswege ausmessen, Fingerabdrücke suchen oder auch den ausgeschlagenen Zahn eines Betrunkenen – alles nicht der Rede wert.
    Aber dieses tote Mädchen war eine völlig andere Liga.
    Kerstin kratzte bei der Toten den Schmutz unter den Nägeln heraus und zog ihr eine kleine Wasserschnecke aus dem Ohr. Ein brauner Käfer spazierte über die wächserne Haut, sie schnippte ihn fort. Bei alldem gab sie sich so gelassen, als mache sie sich im Garten über das Unkraut her. Anders ging es nicht. Sonst würde sie wahrscheinlich aus den Schuhen kippen.
    «Das ist schon ungewöhnlich mit der Haut. Schreibst du ins Protokoll, dass ich hier bereits Proben nehme? Ist wichtig. Ich glaube, wenn sie erst mal eine Weile an der Luft ist, geht uns was verloren. Die Konsistenz ist von Bedeutung.»
    Axel schrieb brav, was sie ihm diktierte.
    «Habt ihr inzwischen Informationen, wer sie gefunden und aus dem Wasser gezogen hat?», fragte Kerstin. «Würde mich interessieren, ob eine Art Ölfilm um sie herumgeschwommen ist. Schreib das mal auf, Axel.»
    «Soweit ich weiß, wurde sie von einem älteren Ehepaar entdeckt. Heute Morgen um neun. Sie schwamm mit dem Rücken nach oben in der Mitte des Sees.»
    «Haben die Rentner sie geborgen?»
    «Nein, der Mann sagte, ihnen wäre klar gewesen, dass sie tot ist, weil sie ja mit dem Kopf unter Wasser lag. Die beiden sind über achtzig, sie hätten nicht ohne weiteres in den Teich gehen können. Also sind sie zum nächsten Wohnhaus und haben von dort Alarm geschlagen. Die Feuerwehr hat die Leiche dann aus dem Teich gezogen und hier abgelegt. Wegen des Ölfilms frage ich nochmal nach   … Warum willst du das eigentlich wissen?»
    «Ich könnte mir vorstellen, dass sie irgendwie einbalsamiert wurde.» Kerstin zog der Toten Plastiktüten über die Gliedmaßen. Die Folie schmierte über die Haut.
    «Einbalsamiert?»
    Mit der Nase ging Kerstin näher an den leblosen Körper und atmete tief ein.
    «Was machst du da?»
    «Ich rieche. Wir Spurensicherer arbeiten mit allen Sinnen. Sehen, fühlen, hören und riechen   …»
    «Aber doch bitte nicht schmecken!?» Axel schauderte.
    «Das riecht in erster Linie nach muffigem

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