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Die Blütenfrau

Die Blütenfrau

Titel: Die Blütenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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und Wesselmann sich. Wer weiß, kann doch sein, dass sie sich über ihre Leidenschaft ausgetauscht haben   …»
    «Britzke sagt, Rüdiger Wesselmann sei eine ganz arme Socke. Alkoholprobleme, keinen Job. In der Wohnung muss es chaotisch ausgesehen haben. Und mit so einem Typen soll sich unser piekfeiner Restaurantfachmann freiwillig abgegeben haben? Axel, ich bitte dich!»
    «Hm.»
    «Und wo steckt Gernot Huckler?»
    «Was weiß ich, wo er ist und was er macht? Vielleicht geht er spazieren? Will seine Freiheit genießen?»
    «Nachdem er festgestellt hat, dass Hanno Thedinga ein Mädchen umgebracht hat, geht Gernot Huckler spazieren?»
    «So etwas in der Art   …»
    «Und wie passt es zusammen, dass Rüdiger Wesselmann sich ausgerechnet die Tochter der Blütenfrau als neues Opfer ausgewählt hat?»
    «Zufall. Oder der besondere Reiz. Kann ja auch sein, dass er ebenfalls Patient im Hause Vanmeer gewesen ist.»
    «Für den Besuch bei einer Heilpraktikerin fehlt ihm wahrscheinlich das nötige Kleingeld. Und wenn es da einen Zusammenhang gäbe, dann hätte Griets Mutter mit Sicherheit schon etwas erwähnt. Schließlich hat ihre Tochter eine ganze Nacht bei diesem Menschen im Keller gehockt. Diese Gleichung geht also auch nicht auf. Und wie kommt ein Typ wie Wesselmann an ein Betäubungsgas?»
    «Das werden wir schon noch herausfinden. Es ist doch gerade mal drei Stunden her, dass sie in seine Wohnung gestürmt sind. Vernommen wird er erst gegen Mittag. Er warnämlich noch blau wie ’ne Haubitze, als sie ihn aus dem Bett geschmissen haben.»
    Wencke hörte gar nicht mehr richtig hin. Dafür schien sich jetzt ihre Zunge gelöst zu haben. «Eine beschissene Erklärung schusterst du dir hier zusammen, Axel. Wo die Wahrheit nicht passt, da wird sie passend gemacht, oder was?» Wencke schob das kaum angefangene Frühstück zur Seite, nahm ihre Jeansjacke und verließ die Bäckerei.
    Axel stolperte hinterher. «Wo willst du hin?»
    «Ins Inselnest.»
    «Unser Schiff geht schon in einer halben Stunde.»
    «Ich habe noch etwas vor.»
    «Und was, wenn ich fragen darf?»
    «Gernot Huckler ist noch hier auf der Insel.»
    «Wie kommst du bloß darauf?»
    «Wie wohl. Ich habe mir Gedanken gemacht. Heute Nacht. Während du geschnarcht hast.» Wencke hastete über die Straße und legte eine Eile an den Tag, die auf Spiekeroog verpönt zu sein schien. Die Passanten blickten ihr mit mürrischer Verwunderung hinterher. Axel kam kaum nach.
    «Gernot Huckler ist noch auf der Insel. Er hat ein Helfersyndrom.»
    «So ein Schwachsinn. Wie kommst du darauf? Du kennst ihn ja noch nicht einmal.»
    «Frau Vanmeer hat gesagt, er sei schrecklich unterwürfig, könne nie nein sagen. Er ist nach Spiekeroog gekommen, um Hanno Thedinga ins Gewissen zu reden. Er wollte ihn vor sich selbst retten, und er wollte die Mädchen retten. Insbesondere seine Stieftochter Griet, die mit Hanno eine seltsame Verbindung hatte.»
    «Warum sollte er das tun?»
    «Weil er ein schlechtes Gewissen hat! Weil er nicht das böse Monster sein will, für den ihn alle halten. Weil er inder JVA gelernt hat, sich in die Rolle der Opfer hineinzuversetzen. Was würdest du denn tun, wenn jeder von dir wüsste, dass du ein Pädophiler bist?»
    Axel blieb abrupt stehen und stemmte die Fäuste in die Hüfte. «Ich bin aber kein Pädophiler!»
    Wencke stellte sich ihm gegenüber. «Siehst du, schon wie du reagierst. Gleich auf hundertachtzig, bloß weil du diesen Begriff hörst. Überall schrillen die Alarmglocken: Hilfe, Hilfe, da ist einer, der könnte unseren Kindern etwas antun. Auch wenn dieser Mensch sich mittlerweile im Griff hat und Methoden kennt, um es nie wieder so weit kommen zu lassen. Statt Unterstützung zu bekommen, erfährt er Ablehnung und wird stigmatisiert. Dies war seine Chance, sich zu beweisen. Er wollte den Mörder stellen und zwei unschuldige Mädchen retten. Er wollte eine Heldentat vollbringen, die seine Vergangenheit überstrahlt. Das war es, worauf Gernot Huckler gehofft hat. Er wollte nicht mehr der Bösewicht sein, sondern der Held.»
    Sie gingen weiter, das Tempo etwas gedrosselt. Axel hatte jetzt etwas zum Nachdenken, das merkte man ihm an. Jedenfalls sagte er kein Wort und schaute auch nicht mehr vorwurfsvoll auf die Uhr. Ein zum Einsatzwagen umfunktionierter Rollcontainer der Kripo Wittmund stand am Hintereingang vom Hotel Inselnest. Das ganze Technik-Equipment wirkte auf der so ursprünglichen Insel fremd wie ein Raumschiff.
    «Was willst du

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