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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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Gabe klarer Erläuterung gesegnet und Lionel empfand den Plan als nicht durchführbar. Deshalb war er nicht in der Stimmung, sein Ohr einem lärmenden und beleidigenden Bittsteller zu leihen. Er stieß die Tür seines Gemachs weit auf, trat hinaus auf den Korridor und schaute königlich um sich.
    Mistress Rudyard zerrte sich von den Gardehänden los und warf sich auf die Knie. Ihr breites Gesicht war vor Wut so rot wie eine Mohnblume. »Gerechtigkeit, Majestät«, schnaufte sie. »Gerechtigkeit gegen diesen Zauberer William Flower, der mit seinen teuflischen Tränken unschuldige Kinder dahinrafft!«
    Der König spürte, wie er langsam von kaltem Zorn ergriffen wurde. Er warf einen Blick auf die Gardisten. »Stellt diese Frau an den Pranger«, befahl er. »Wir wünschen, dass sie über das neunte Gebot nachdenkt, welches ihr verbietet, falsches Zeugnis gegen ihren Nächsten abzulegen. Bei dieser Gelegenheit mag sie sich auch daran erinnern, dass Master Flower seine Tränke mit unserem Segen und auf unseren ausdrücklichen Befehl braut. Daher wünschen wir gleichfalls, dass sie sehr eingehend über das Verbrechen des Hochverrats nachdenkt.«
    Ein wenig zu spät erkannte Mistress Rudyard, dass sie voreilig und allzu keck gewesen war. Als die Gardisten sie in den Hof schleiften und ihr den Prangerstab um Hals und Hände legten, bettelte sie die Männer an, sie sollten den Mönchen sagen, dass ihr Sohn krank in ihrem Zimmer lag. »Wenn ihr Christenmenschen seid«, weinte sie, »werdet ihr es sicherlich nicht übers Herz bringen, ein Kind allein sterben zu lassen.« Aber die Soldaten überprüften nur das Schloss und ließen sie ohne ein Wort des Trostes zurück.
    Der Mond ging auf und die Sterne funkelten kalt über Mistress Rudyard. Sie bejammerte so laut ihre Torheit, dass der Schlosshof von ihrem Wehklagen widerhallte. Bei Monduntergang waren sowohl ihre Tränen als auch ihre Stimme versiegt und sie sackte steif und elend gegen den Eichenstamm. Sie konnte kaum mehr stehen, doch wenn sie die Knie beugte, zerrte ihr Körpergewicht an Hals und Handgelenken und scheuerte sie an dem splitterigen Eichenholz auf. Als schließlich langsam die Dämmerung einsetzte, war sie vor Schmerz halb betäubt und bemerkte Master Flower erst, als er sie am Ellbogen berührte und ihr den gewichtigen Eisenschlüssel in seiner Hand zeigte.
    Sie hob schwerfällig den Kopf und sah ihn an; dann ließ sie den Kopf genauso schwerfällig wieder sinken.
    Ihr Sohn hatte wegen der Dummheit seiner Mutter sterben müssen und nun war dieser Hurenbastard von Tafelmeister hergekommen, um ihr von Neds Tod zu berichten und so ihr Elend vollständig zu machen.
    »Ned schläft, Mistress Rudyard«, teilte ihr der junge Mann freundlich mit. »Die braven Mönche haben ihn in ihrer Obhut und es geht ihm gut.«
    Sie bäumte sich schmerzhaft gegen das Gewicht der Eiche auf. Es heißt, dass die Toten schlafen, und es geht jenen gut, die rein und ohne Sünde vor Gottes Thron stehen.
    Er öffnete das Schloss und hob die Stange. Mistress Rudyard brach am Fuß des Prangers jammernd zusammen. »Kommt, Mistress, seht selbst, wenn Ihr stehen könnt«, sagte er und beugte sich zu ihr herab. Obwohl Mistress Rudyard ihn gern in die Hölle verdammt hätte, war sie doch zu schwach, seinen Arm beiseite zu drücken.
    Als William ihre Knöchel und ihren aufgescheuerten Hals sah, zog er pfeifend den Atem zwischen den Zähnen ein. »Mistress, ich bedaure, dass eine hastige Tat meinerseits Euch in diesen Zustand versetzt hat. Lehnt Euch an meine Schulter und ich werde Euch zur Küche bringen.«
    So machten sich Mistress Rudyard und Master Flower umschlungen wie Liebende langsam auf den Weg quer durch den Schlosshof. Sie kamen zur Geschirrkammertür und trotteten von dort über den gefliesten Durchgang zur Küche. Als Master Hardy sah, wie sie auf den großen Kamin zugingen, kam er ihnen entgegen, nahm die dralle Oberwäscherin in die Arme und führte sie zu seinem Stuhl. Sie war totenbleich und die Male des Prangers waren deutlich auf ihrer Haut zu sehen.
    Während Master Flower fortging, um Kräuter und Bandagen zu holen, brachte der Meisterkoch höchstselbst Mistress Rudyard eine Scheibe kalten Braten und einen Schluck Bier von seinem persönlichen Vorrat sowie ein feuchtes Tuch für ihr tränennasses Gesicht. Dann bewies er eine für ihn außergewöhnliche Feinfühligkeit und ließ sie allein. Schweigend betupfte sie sich die Wangen, aß, trank und erlaubte es, dass der

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