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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Mathilde mitzunehmen. Sie wusste allerdings
auch, dass ein »Dienst« am königlichen Hofe immer auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt war und die jungen Mädchen zwischen zwei Diensten zu ihren Familien nach Hause geschickt wurden. Doch, sie sollte sich mit dieser Lösung anfreunden! Um einer späteren Enttäuschung vorzubeugen, nahm sie sich jetzt schon fest vor, dass sie aus Valentine eine selbstbewusste Weberin und aus Mathilde eine anmutige Hofdame machen wollte.
    Ob ihr das Leben wohl recht gab? Oder würde es wieder einmal alle ihre Pläne durchkreuzen?
    Der Abend war schon fast vorbei, als Marguerite endlich ihre Entscheidung verkündete, eifrig unterstützt von ihren Zofen Blanche de Tournon und Madame de Breuille. Sogar Catherine schloss sich ihnen an. Und was Louise betraf, so konnte Alix deutlich spüren, dass sie nur auf diesen Moment gewartet hatte. Es war die Belohnung für die guten Taten, die sie Mathilde erwiesen hatten: Alle Frauen wollten die erste Begegnung der Zwillinge miterleben und sehen, wie ähnlich sie sich waren.
    Deshalb mussten Alix und Mathias ohne Mathilde nach Tours reisen, um Valentine zu holen, damit die Damen, wie bei der Zusammenführung von Mutter und Tochter, dabei sein und ein paar Tränen der Rührung vergießen konnten.
    Alix sagte nichts, aber die Entscheidung gefiel ihr gar nicht. Zu gern hätte sie die beiden Schwestern in der vertrauten Umgebung ihres Zuhauses und in Anwesenheit der Menschen, die sie liebte, zusammengebracht. Sie wollte nicht sehen, wie die Zofen von Marguerite und Louise gerührt in Tränen ausbrachen, sondern wie Bertille, Nicolas, Pierrot, Angela und auch Tania, der sie längst verziehen hatte, vor Freude weinten.
    Das hätte sie Marguerite auch gern gesagt, aber irgendetwas
hielt sie zurück. Schließlich konnte sie sich schlecht mit der Schwester des zukünftigen Königs von Frankreich anlegen. Das würde ihr kein Glück bringen. Also kapitulierte sie. Außerdem gaben ihr Mathias’ Blicke zu verstehen, dass es wohl besser war, wenn man nun den Wünschen des Königreichs nachkam.
    Die Duchesse d’Alençon und ihre Mutter hatten an alles gedacht. Eine fürstliche Kutsche und vier weitere Wagen für alle Fälle standen im Schlosshof bereit. Die Kutsche war gut gefedert, hatte bequeme, samtbezogene Sitze, ein solides Dach, dicht schließende Türen und viel Platz für die Beine.
    Und damit auf dieser kleinen Expedition, die sich in der Mittagssonne auf den Weg machte, wirklich nichts schiefgehen konnte, wurde der Tross von einer Schar Dienstboten begleitet.
    Alix lächelte in Vorfreude auf die glückliche Wiedervereinigung ihrer Zwillinge selig, und Mathias hielt ihre Hand, damit sie nicht ganz vergaß, dass es ihn auch noch gab.
    In Tours versuchte sie der sprachlosen Bertille aufgeregt zu erklären, was geschehen war. Die verstand sie aber genauso wenig wie Tania, weshalb es dann Mathias übernahm, ihnen die ganze Geschichte zu erzählen.
    Die vielen Wagen mit dem königlichen Wappen vor der Tür hatten die Bewohner des Hauses an der Place Foire-le-Roi mehr überrascht als neugierig gemacht. Zuerst hatten sie zwar geglaubt, es wäre ein Unglück geschehen, sich aber beim Anblick der fröhlichen, lachenden Gesichter schnell wieder beruhigt.
    Und die alte Bertille wusste gar nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Während sie sich ständig vergewisserte, dass die kleine Valentine in ihrer Nähe oder bei Tania war, konnte sie nicht genug darüber staunen, wie glücklich Alix und Mathias aussahen.
Sie hätte wetten wollen, dass sich zwischen den beiden etwas getan hatte – und diesmal war es kein Streit!
    Pierrot spürte sofort, dass sie sich endlich gefunden hatten und rieb sich vor Freude die Hände. Aber was zum Teufel sollten die ganzen luxuriösen Kutschen draußen vor der Tür? Die vielen Dienstboten! All die Höflichkeiten, Verbeugungen und albernen Manieren! Und die verstohlenen Blicke, mit denen das Heer von Lakaien und Dienstmädchen Ausschau nach der kleinen Valentine hielt!
    Juan und Lisette kamen aus der Werkstatt gelaufen, weil sie auch erfahren wollten, was los war.
    Nicolas, dem man bereits erklärt hatte, dass Valentine irgendwo in der Normandie eine kleine Schwester habe, sagte kein Wort. Angestrengt versuchte er dem wirren Bericht zu folgen, der ihm wie ein Märchen vorkam, das er nicht glauben wollte. Es konnte ja wohl kaum sein, dass es dieses andere Mädchen wirklich gab und dass es Valentine auch noch zum Verwechseln ähnlich sah.

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