Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
Vom Netzwerk:
François die Baronin und ihre Freundinnen weg und beugte sich über seine Schwester, benahm sich dann aber nicht so stürmisch, wie sie es erwartet hätte.
    Während er Bonnivet zurückdrängte, der sich der jungen Braut nähern wollte, drückte er ihr einen flüchtigen und zugleich fordernden Kuss auf die Lippen, der Marguerite nicht gerade wie der harmlose Flügelschlag eines Schmetterlings vorkam.
    Hatte François vielleicht plötzlich begriffen, dass ihm seine Schwester zu entgleiten drohte und er, allen raffinierten Bemühungen seiner Mutter zum Trotz, ihn mit Hilfe von Marguerite zu beschützen, sich von nun an allein behaupten musste?
    »Ich wünsche dir, dass es keine traurige Nacht für dich wird, geliebtes Schwesterherz«, murmelte er, als er sie seufzen hörte, und fuhr fort, ohne ihre Hand loszulassen: »Und vergiss nicht, dass du ein freier Mensch bleibst. Komm mich besuchen, sooft du willst.«
    Marguerite nickte nur. Kam diese Einladung nicht einem Appell gleich, der besorgten Bitte, die Schwester möge ihren Bruder weiter beschützen? Schließlich verstand sie es besser als irgendjemand anders, in den Augen ihres Bruders zu lesen.
    Wahrscheinlich hätte François ihr noch mehr zärtliche Dinge ins Ohr geflüstert, hätte der Page René nicht plötzlich dazwischengerufen.
    »Madame Louise, der Priester kommt, um das Ehebett zu segnen.«
    »Ach du liebe Güte«, stöhnte Louise. »Der Abbé kommt, und der König ist noch nicht da! Dass die Königin meiner Tochter nicht gratulieren wird, wissen wir, aber Louis XII. hat schließlich versprochen, dass er bei der Segnung anwesend ist.«
    Sie machte eine ungeduldige Handbewegung, woraufhin sie Antoinette zu beruhigen suchte, was ihr zumindest vorübergehend gelang.
    »Und wo bleibt der Duc d’Alençon?«, fragte sie mit einem besorgten Blick zu ihrer Tochter, der gerade Souveraine, Jeanne Contes Tochter, gratulierte.
    Souveraine hatte die Arme voller Blumen und unterhielt sich mit ihrer Halbschwester. Sie schienen beide sehr glücklich über das Wiedersehen zu sein, und auch wenn es nur ein harmloses Gespräch war, sah man ihnen doch an, dass sie sehr gute Freundinnen waren.
    »Und wo bleibt der Duc d’Alençon?«, wiederholte Louise ungehalten.
    »Er ist noch in der Kapelle und betet«, berichtete eine ihrer Zofen schüchtern.
    »Gütiger Gott!«, jammerte Louise. »Was hat er dem Herrn denn an einem solchen Abend zu sagen? Muss er etwa so viele Sünden beichten? Und der König ist auch noch nicht da!«
    »Seid unbesorgt, Madame«, sagte Blanche leise. »Catherine hat gerade von einem Diener gehört, dass der König nach seinem Apotheker verlangt hat.«
    »Ist er krank?«
    »Nein, es ist nur eine leichte Unpässlichkeit. Der Saft, den ihm der Apotheker verabreicht hat, soll ihn schon wieder auf die Beine gebracht haben. Ich glaube, seine Wachen sind bereits unterwegs.«
    Als der Abbé in Begleitung einer Nonne, die Marguerite beinahe nicht erkannt hätte, das Zimmer betrat, wurde es mit einem Mal still. Einzig Baronin de Bourdeille, die absolut nichts von Besinnlichkeit hielt, tuschelte weiter vor sich hin.
    Die Nonne war Antoinettes Tochter Madeleine, die sich in ein Kloster in Angoulême zurückgezogen und extra für diesen ehelichen Segen freigenommen hatte, der aus dem großen Ehebett beinahe einen frommen Ort machte.
    Marguerite umarmte sie herzlich und hörte sich ihre gottesfürchtigen Wünsche an. Doch da sie Madeleine seit beinahe zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte, kam sie ihr irgendwie fremd vor.
    Sie hatte eine tiefe Falte auf der Stirn, direkt unter dem Schleier, der ihre Haare verbarg. Trotzdem blickten ihre großen schwarzen Augen verschmitzt drein, und Marguerite erkannte den Schalk wieder, der auch in den Augen ihres Bruders blitzte. Den hatten beide von ihrem gemeinsamen Vater geerbt.
    Während Souveraine sich immer gern an den Spielen der Angoulême-Kinder beteiligt hatte, war Madeleine mehr an den kulturellen Beschäftigungen von Louise und später Marguerite interessiert.
    Als die Nonne Marguerite eine Bibel in die Hand gab, die sie selbst illustriert hatte, wurde der König angekündigt.
    »Hoffentlich ist der Duc d’Alençon endlich mit Beten fertig!«, tuschelte ein Diener, begierig nach pikanten Geschichten.
    Ein Zimmermädchen zwinkerte ihm kokett zu und sagte:
    »Er begleitet den König.«
    Nun drückten sich alle Höflinge an die Wände mit den kostbaren Teppichen, um dem König den Weg frei zu machen.
    Obwohl Marguerite

Weitere Kostenlose Bücher