Die Blut-Loge
der Werbekampagnen und ein Bild seines Vaters. Für einen Augenblick wunderte sich die Ermittlerin, warum Rubens Mutter kein Bild gewidmet war. Vielleicht war sie schon verstorben?
„Darf ich dir etwas anbieten?“, fragte der junge Mann mit beabsichtigt höflicher Zurückhaltung und wollte gerade seiner Sekretärin durch die Sprechanlage Bescheid sagen.
Evi winkte eilig ab. „Nein, danke. Warum hast du mich hierher kommen lassen? Wir hätten uns doch auch in der Stadt treffen können“, wollte sie wissen. Warum war er auf einmal so kalt zu ihr, nahm sie nicht einmal zur Begrüßung in die Arme? Wollte er, dass sie um seine Zuneigung betteln musste?
Ruben betrachtete sie wie ein hungriger Wolf ein Lamm. Seine Blicke ließen wieder dieses angenehme, heiße Gefühl in ihr aufsteigen, dieses Verlangen nach seiner kühlen Haut. Mit einer lässigen Bewegung zog er sein Jackett aus.
„Wie weit seid ihr eigentlich bei euren Ermittlungen?“, fragte er dabei. Für Evi kam diese Frage wie eine eiskalte Dusche. Sie blickte erstaunt auf. „Ich kann dir leider keine näheren Auskünfte zu laufenden Fällen geben“, antwortete sie. Etwas in ihrem Inneren schien sie warnen zu wollen. Ein verächtliches Lächeln zuckte jetzt um seine Mundwinkel. Ruben reizte dieses Katz- und Mausspiel. Er hatte es schon mit vielen seiner Opfer gespielt, die jetzt im Leichenschauhaus lagen.
„Warum fragst du? Hast du mir eventuell doch was zu diesen Morden mitzuteilen?“, bohrte sie nach. Jetzt wollte sie zum Angriff übergehen! Auf Rubens markantem Gesicht machte sich wieder dieses piratenhafte, verwegene Lächeln breit. „Wenn ich dir die Wahrheit sagen würde, müsste ich dich – sagen wir mal – zu tief einweihen in unsere Geschäftsgeheimnisse. Und ich müsste dafür sorgen, dass du nichts ausplauderst.“
Die Melodie in seiner dunklen Stimme enthielt eine unmissverständliche Drohung. Evi war verwirrt und zornig. Was spielte Ruben da für ein Spiel. Und ihr überdies noch zu drohen!
Ohne sich ihre aufkeimende Wut anmerken zu lassen, stand die Beamtin abrupt auf.
„Ich werde jetzt gehen. Unsere nächste Unterhaltung wird vermutlich auf dem Revier stattfinden! Und meine Kollegen werden bestimmt weniger freundlich sein, als ich es bin“, sagte sie mit versucht fester Stimme und wandte sich zur Tür.
Jetzt lenkte der junge Mann ein und hielt sie am Arm zurück.
„Verzeih mir meine Unhöflichkeit. Aber ich will die Frau und nicht die Polizistin. Willst du wirklich gehen?“ Jetzt klang seine Stimme wie ein Streicheln. Nein, sie wollte etwas ganz anderes.
Von einer Sekunde zur anderen wechselte Ruben Stark erneut die Stimmung. „Wir könnten ein Tauschgeschäft machen“, schlug er ihr leise vor, als er sie in seine Arme nahm. „Die Wahrheit gegen deine Zukunft.“ Evi verstand nicht.
Ruben küsste sie zärtlich auf den Mund. „Hör gut zu, mein Engel, dein bisheriges Leben endet hier und jetzt oder du gehst hinaus und siehst mich niemals wieder. Die Wahrheit werdet ihr niemals herausfinden, geschweige denn überhaupt begreifen“, lockte er selbstsicher.
Dabei glitten seine Hände sanft über ihren Rücken und noch weiter hinunter. Er presste ihr Becken gegen seines. Er hatte schon bei ihrem Eintreten gespürt, dass sie gerade fruchtbar war.
Die Polizistin in ihr warnte Evi. Die Frau in ihr wollte sich dagegen diesem Mann hingeben. „Sag es mir“, flüsterte sie mit heiserer Stimme. Evi war sich sicher, dass sie nach dem Geständnis dieses Büro fluchtartig verlassen und mit ihren Kollegen zurückkehren würde. Wenn sie nur etwas von Rubens wahrer Natur geahnt hätte! Dieser triumphierte innerlich.
„Nun gut“, er zog sie sanft auf das Sofa. „Hör zu. Unsere neue Parfümserie Red Honey ist eine Droge. Nichts, was ihr Menschen als solches bezeichnen würdet. Für euch ist es harmlos, es steigert nur euer Verlangen. Wenn ihr es auftragt, dringen Wirkstoffe durch eure Haut, verändern die Konsistenz eures Blutes und damit wird es für uns zu einem ganz besonderen Saft. Wissenschaftlich gesprochen, seid ihr so etwas wie Katalysatoren. Das Zeug hat eine ähnliche Wirkung auf uns Vampire wie bei euch Kokain oder Heroin. Wir brauchen es nicht unbedingt zum Überleben, aber wenn wir einmal daran gewöhnt sind… wollen wir ständig mehr. Und mein Vater kontrolliert den gesamten Markt und damit unsere gesamte Rasse. Deshalb müssen immer mehr Menschen diesen Duft tragen. Und dabei habt ihr auch euren
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