Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
Vom Netzwerk:
oder was war das? Chase verwünschte sich nun dafür, dass er Red nicht geantwortet hatte. Gern hätte er jetzt die anderen gewarnt, so dumm es auch klang. Aber Hannah hatte ihnen immer wieder eingeschärft, dass sie kein Wort mehr wechseln durften, sobald sie im Lüftungsschacht waren, da der Schall dort zu weit trug. Und Chase hätte auch nicht gewusst, wovor er eigentlich warnen wollte. Wenn er wenigstens hätte sagen können, was ihm so merkwürdig vorkam …
    Der Schacht über den Fluren im Erdgeschoss war etwas höher als der, durch den sie hereingekommen waren, so dass Chase sich auf Hände und Knie aufrichten konnte, sobald erden Aufstieg an der Wand überwunden hatte. In regelmäßigen Abständen fiel durch Gitterroste im Boden weißes Neonlicht herein. Darunter konnte Chase den graublauen Kunststoffbelag des Korridors sehen. Von hier an mussten sie noch vorsichtiger sein als bisher, das hatte Kris in seinen Notizen deutlich hervorgehoben. Auch wenn es unwahrscheinlich war, der Doktor hielt sich manchmal auch tagsüber in White Chapel auf und konnte jederzeit einen der Flure entlang gehen, über die sie nun hinwegkrochen. Vorsichtig setzte Chase eine Hand vor die andere und zog die Knie nach. Das Gefühl der Blicke in seinem Rücken war nun verschwunden. Auch kein Atmen mehr. Kein Vibrieren im Boden. Alles war still. Unheimlich still.
    Und in dieser Stille ertönte plötzlich ein Kichern.
    Chase zuckte zusammen. Hinter ihm atmete jemand erschreckt ein.
Will
, dachte Chase und spürte, wie nervöser Zorn in ihm aufwallte. Der Einzige von ihnen, der nicht genug Disziplin hatte, sich vollkommen still zu verhalten.
    Erneut erklang das Kichern. Chase wandte den Kopf hin und her, um die Richtung zu bestimmen. Aber die Stimme schien von überallher zu kommen. Aus den Wänden. Aus dem Boden. Aus der Luft.
    Eine der Lampen unter ihnen flackerte.
    Und in diesem Moment wurde Chase klar, was ihm die ganze Zeit so seltsam erschienen war. Die Lampen! Die Station hatte ein stromsparendes Lüftungssystem – warum brannten mitten am Tag die Lampen? Beim letzten Mal, als er tagsüber hier gewesen war, hatten sie das nicht getan, das wusste er genau.
    Kurz entschlossen packte Chase das Gitter vor sich und riss daran. Kreischend löste es sich aus seiner Verankerung.
    »Raus hier!« Er ließ die Beine durch die Öffnung rutschen und warf den Rost zur Seite. Scheppernd kam er auf dem Beton des Schachts auf, aber Chase kümmerte das nicht. Sie waren längst entdeckt. Es war schiefgelaufen. Und was immer jetzt geschah – er wollte zumindest genug Raum haben, um seine Waffe zu ziehen. Die zweieinhalb Meter bis zum Boden ließ er sich einfach fallen.
    Wie ausgestorben lag der Korridor vor ihm. Hier war er mit Kris gewesen. Hinter ihm war der Fahrstuhl. Und dort am Ende des Gangs lag das Labor. So nah schon. Und doch viel zu weit entfernt.
    Chase entsicherte gerade seinen Revolver, als Red neben ihm landete. Ihm folgten nacheinander die anderen.
    Wieder flackerte die Lampe und erlosch mit einem leisen Knall.
    »Was ist das?« Claires Stimme klang dünn und mühsam gefasst.
    »Still!«, zischte Chase.
    Das Kichern ertönte erneut, lief zitternd durch den Boden und vibrierte unter ihren Füßen. Wie auf ein unhörbares Kommando bezogen die Menschen Rücken an Rücken Stellung und hoben die Waffen – ohne zu wissen, wohin sie zielen sollten.
    In diesem Moment verschwamm der Bodenbelag wenige Meter vor ihnen, waberte und schien flüssig zu werden. Und aus dem Kunststoff heraus wuchs eine Gestalt.
    Dürr. Mit zottigen, schlohweißen Haaren und funkelnden schwarzen Augen.
    Ein Vampir.
    »Ein Konservativer«, flüsterte Sarah atemlos.
    Der Vampir grinste ein wildes Grinsen. »Willkommen inWhite Chapel«, sagte er. »Ich bin der Wächter. Bitte nennen Sie das Passwort.«
    Chase hatte mit einem Mal das Gefühl, von innen heraus zu gefrieren. All seine Gedanken waren plötzlich ganz klar.
    Ein Wächter.
    Und Kris hatte ihn mit keinem Wort erwähnt.
    Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht. Es
war
eine Falle.
    Dieser Bastard.
    Chase drückte ab.
    Nur ein Vampir.
    Er schoss noch einmal. Ein Vampir. Konservativer oder nicht – BRA-47 würde ihn lahmlegen. Chase hatte gegen zu viele Vampire gekämpft, um jetzt noch Angst zu empfinden. Er würde hier nicht sterben!
    Und nun hörte er auch die anderen ihre Waffen abfeuern, Schuss um Schuss um Schuss. Rauch erfüllte den Gang.
    Ein Vampir! Nur ein Vampir!
    Sechs Schuss. Noch eine im Lauf.
    Da

Weitere Kostenlose Bücher