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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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gefährlichsten Gebiet der ganzen Stadt sein? Er war sich nicht sicher, ob das eine gute Idee war.
    »Gut.« Chase nickte zufrieden. Dann überlegte er einen Moment.
    »Hast du die Patronen von heute Morgen noch? Die neuen?«
    Red tastete in seiner Tasche. Ja, da waren sie. Vier Stück waren ihm geblieben.
    Er nickte.
    »Nimm sie mit«, sagte Chase. »Kann nicht schaden.«
    Er faltete die Karte wieder zusammen und wandte sich zur Tür. »Also dann – wir sehen uns morgen.«
    »Bis morgen«, murmelte Red. Am liebsten hätte er Chase gebeten, noch zu bleiben. Er hatte überhaupt kein Bedürfnis danach, jetzt allein zu sein. Aber das ausgerechnet zu Chase zu sagen, war wahrscheinlich keine gute Idee, wenn er den mühsam verdienten Respekt noch eine Weile behalten wollte.
    Während er noch über eine andere Möglichkeit nachdachte, wie er Chase mit einer guten Begründung zum Bleiben überreden könnte, fiel ihm plötzlich auf, dass er schon längst auf den Füßen stand – und dass ihm gerade ein ganz fürchterlich dummer Gedanke gekommen war.
    »Chase?«
    Chase drehte sich – ganz offensichtlich überrascht – noch einmal um. »Was denn?«
    Red atmete tief durch. Er wusste, es war Wahnsinn, diese Frage zu stellen. Aber er tat es trotzdem. Weil er in diesem Moment das Gefühl hatte, dass es ihm vielleicht helfen würde, die Antwort zu kennen.
    »Warum bist du bei den
Bloodstalkers

    Chase rührte sich nicht. Er starrte Red nur aus seinen hellen Augen an. Lange. Sehr lange.
    »Leg dich wieder hin«, sagte er schließlich. Aber zu Reds Verwunderung klang er weder wütend noch abweisend. Eine weitere kleine Ewigkeit sah er ihn einfach nur an, obwohl Red sich nicht wieder hinlegte und sich nicht einmal setzte.
    »Solche Fragen stellt man hier nicht. Das musst du schon für dich selbst herausfinden.« Chase nickte Red noch einmal zu. Dann schaltete er ohne ein weiteres Wort das Licht aus – und schloss die Tür hinter sich.

Kapitel Siebzehn
    The Dirty Feet, Kenneth, Missouri
    »Freiheit. Ich kann an nichts anderes mehr denken. Ich glaube, ich bin besessen.«
    Nebel hing in dicken Schwaden über der Stadt, als sie Insomniac Mansion verließen. Der feuchte Tunnel, der aus dem Keller des Hauses bis in das stillgelegte Kanalisationsnetz von Kenneth führte, war bis unter die Decke gefüllt mit modriger Dunkelheit.
    An diesem Abend jedoch hatte Red weitaus weniger Probleme damit als beim ersten Mal, als er im Tunnel unterwegs gewesen war. Hannah hatte ihm und Chase Brillen überreicht, durch deren Gläser Red seine Umgebung selbst in der Finsternis deutlich erkennen konnte, als sei sie in ein eigentümliches grünes Licht getaucht. Zu Anfang hatte die ungewohnte Sicht ihm Schwindel verursacht. Aber er gewöhnte sich schnell daran.
    Nun folgte er Chase bereits seit einer ganzen Weile durch die Schatten des verzweigten Untergrunds der Stadt Kenneth. Sein Herz klopfte so heftig, dass er sich wunderte, den Schlag nicht von den Wänden widerhallen zu hören. Doch die einzigen Geräusche waren das leise Platschen ihrer Schritte, das Tröpfeln von Wasser und hier und da das Rascheln einer Ratte.
    Ist ruhig heute in der Stadt
, hatte Hannah gesagt.
Muss nichts heißen für die Dirty Feet, aber wenn ihr Glück habt, könnte das ein entspannter Abend für euch werden.
    Doch obwohl Red sich nicht sicher war, was er unter»ruhig« zu verstehen hatte, war er sich doch sicher, dass dieser Abend alles mögliche werden konnte – aber keinesfalls entspannt.
    Sie liefen sehr lange, bis Red irgendwann wieder jedes Zeitgefühl verloren hatte. Es war kalt hier unten, und er war nun froh darüber, einen Mantel mitgenommen zu haben.
    Nach einer schieren Ewigkeit glaubte Red, einen blassen Lichtschein zu sehen. Verwundert schob er die Brille nach oben. Tatsächlich. Ein Stück weiter vorn, dort, wo sich ihr Weg in zwei weitere gabelte, musste es ein Loch in der Decke des Tunnels geben, durch das gedämpftes Licht in kalten Farben hereinfiel. Und auch Geräusche drangen nun zu ihnen herunter. Das Brummen von Motoren. Räder, die über Asphalt fuhren. Schritte und ein Gewirr aus unzähligen Stimmen.
    Red blieb stehen und sah nach oben. Durch ein schmales Gitter konnte er Nebel sehen. Schatten. Und Vampire.
    Eine Hand packte ihn am Arm und zog ihn vorwärts in die Dunkelheit. Red ließ die Brille wieder auf seine Nase fallen. Mit auf die Lippen gelegtem Finger bedeutete ihm Chase, leise zu sein. Red verstand, und sein Herzschlag beschleunigte

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