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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gefangen, die Cleindori ihrem Kind eingeprägt hatte – ungern, weil er noch zu jung war, aber in der Erkenntnis, daß das Geschehen irgendwie festgehalten werden mußte, damit das Wissen um ihren Tod nicht für immer unterdrückt werden konnte …
     
    Die Tage kamen und gingen. Er wußte nicht, wie lange er in dem versteckten Zimmer lebte, wie viele Leute heimlich das Haus in Thendara betraten und wieder verließen. Cleindori und die sanfte Frau, die er Pflegemutter nannte, erteilten dort Unterricht. Ihr Name war Cassilde. Sie war die Mutter von Auster und Ragan, die seine Spielgefährten waren. Vage, nach Kinderart war er sich bewußt, daß sie ihnen allen bald eine kleine Schwester schenken würde. Sie nannten das ungeborene Kind bereits Dorilys. Das war der Name seiner eigenen Mutter, und Cassilde hatte gesagt, es sei ein guter Name für eine Rebellin. »Und möge sie einen Sturm über den Hellers erwecken, wie es ihre Namensschwester in alter Zeit getan hat! Denn eines Tages wird sie unsere Bewahrerin sein«, hatte Cassilde versprochen. Sie mußten beim Spielen leise sein, denn niemand durfte wissen, daß hier Leute wohnten, sagte seine Mutter. Jeff und Andres, die zum Raumhafen gingen und wieder heimkehrten, brachten ihnen Essen und Kleidung und was sie sonst noch brauchten. Einmal hatte er gefragt, warum sein Pflegevater Kennard nicht bei ihnen sei.
    »Weil es zu viele gibt, die ihn finden könnten, Damon. Er versucht, für uns im Rat eine Amnestie zu erwirken, aber das ist eine langwierige Aufgabe, und er hat das Ohr Hasturs nicht«, erwiderte seine Mutter. Er wußte nicht, was eine Amnestie war, aber ihm war klar, daß es sich um etwas sehr Wichtiges handelte, denn sein Pflegevater Arnad sprach von nichts anderem. Er fragte niemals nach seinem Vater. Ihm war undeutlich bewußt, daß sein Vater in einen Kampf gezogen war und niemals zurückkommen werde. Valdir, Lord Alton, und Damon Ridenow, der alte Regent von Alton, kämpften mit dem Rat, und der kleine Junge dachte in seinem kindlichen Verstand darüber nach, ob sie in der Ratskammer Duelle mit Schwertern und Messern ausfochten und mit wie vielen Männern sie wohl kämpfen mußten, bis er und seine Mutter und die anderen alle wieder nach Hause gehen konnten.
    Und dann …
    Jeffs Herz hämmerte, er rang nach Atem, denn jetzt war die Stunde nahe, an die er sich nie hatte erinnern können, das Entsetzen, das Erinnerung und Gedanken ausgelöscht hatte. Und plötzlich, während er die grauenvolle Erinnerung zu unterdrücken versuchte und durch die Matrix Elories erbarmungslosen Willen spürte, war er wieder sein eigenes kindliches Selbst. Er war fünf Jahre alt und spielte auf dem Teppich in dem kleinen, dunklen, vollgestopften Zimmer.
    … Der große Mann in terranischer Kleidung stand auf und ließ ein Spielzeug-Raumschiff aus den Händen fallen. Die drei Jungen begannen, sich darum zu streiten, aber Jeff Kerwin brachte sie mit einer Geste zum Schweigen.
    »Still, still, Kinder, ihr dürft nicht soviel Lärm machen … das wißt ihr doch«, ermahnte er sie flüsternd.
    »Es ist schwer, sie ständig ruhig zu halten«, sagte Cassilde leise. Sie war jetzt schon schwer und unbeholfen, und Jeff Kerwin ging zu ihr und brachte sie in einem Sessel unter, bevor er antwortete: »Ich weiß. Sie sollten überhaupt nicht hier sein. Wir sollten sie an einen sicheren Ort schicken.«
    »Es gibt keine Sicherheit für sie.« Cassilde seufzte. Die Zwillinge spielten jetzt mit dem Spielzeugschiff, aber das Kind Damon, das eines Tages Jeff Kerwin genannt werden sollte, kniete ein Stück von ihnen entfernt, den Blick auf seine Mutter gerichtet, die hinter dem Rahmen mit der Matrix stand.
    »Cleindori, ich habe dir gesagt, was du tun solltest«, erklärte Kerwin, und Zärtlichkeit lag in seinen Augen. »Ihr alle könnt im Imperium Sicherheit finden. Ihr braucht ihnen nicht mehr zu verraten, als ihr für richtig haltet. Schon für das wenige werden sie euch mehr als dankbar sein und euch und die Kinder auf jede Welt, die ihr wählt, in Sicherheit bringen.«
    »Soll ich ins Exil gehen, weil Narren und Fanatiker in den Straßen von Thendara Parolen brüllen?«
    Cassilde legte die Hände über ihren schwangeren Leib, als wolle sie ihr ungeborenes Kind schützen. »Narren und Fanatiker können gefährlicher sein als weise Männer. Ich fürchte mich weder vor Hastur noch vor dem Rat. Und die Leute von Arilinn selbst – sie mögen uns verabscheuen, aber sie werden uns kein Leid tun,

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