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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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eingeschlossen zu sein. Laß uns an die Luft gehen. Würdest du gern ausreiten? Es ist noch früh, und heute ist nicht viel zu tun, und wir sind beide nicht zur Arbeit in den Relais eingeteilt. Was meinst du zu einer Falkenjagd? Ich hätte gern ein paar Vögel zum Abendessen, du nicht auch?«
    Kerwin steckte seine Matrix weg und folgte ihr. Inzwischen hatte er Geschmack am Reiten gefunden. Auf Terra war es ein exotischer Luxus für reiche Exzentriker, aber hier auf den Ebenen von Arilinn war es die normale Art des Reisens. Mit Matrix-Energie angetriebene Luftwagen waren sehr selten und wurden nur von den Comyn benutzt, und auch von ihnen nur unter ganz besonderen Umständen.
    Er folgte Neyrissa ohne Einwand zu den Ställen. Halbwegs die Treppe hinunter fragte sie: »Vielleicht sollten wir einen oder zwei der anderen fragen, ob sie mitkommen wollen?«
    »Ganz wie du möchtest«, erwiderte er ein bißchen überrascht. Sie war bisher nicht besonders freundlich zu ihm gewesen, und er hatte nicht angenommen, daß sie viel Wert auf seine Gesellschaft legte. Doch Mesyr war irgendwo im Turm mit häuslichen Angelegenheiten beschäftigt, Rannirl hatte im Matrix-Laboratorium zu tun – er versuchte zu erklären, was, aber Kerwin verstand von fünf Wörtern höchstens eins, da ihm die technischen Kenntnisse fehlten –, Corus war in den Relais, Kennard machte sein schlimmes Bein zu schaffen und Taniquel ruhte sich aus, weil sie später an diesem Abend für die Relais eingeteilt war. Nachdem Auster das Angebot, sich ihnen anzuschließen, kurz angebunden abgelehnt hatte, gingen sie schließlich allein hinaus.
    Kennard hatte Kerwin ein Pferd zur Verfügung gestellt, eine große, kräftige schwarze Stute von seinem eigenen Gut. Wie Kerwin wußte, waren die Armida-Pferde in allen Domänen berühmt. Neyrissa hatte ein silbergraues Pony, dessen Mähne und Schwanz goldfarben waren. Sie sagte, es stamme aus den Hellers. Ihren Falken setzte sie auf den Sattelknopf vor sich. Sie trug einen Umhang in Grau und Karminrot und einen langen, weiten Rock. Kerwin entdeckte schließlich, daß es ein wie eine sehr weite Hose geschnittener geteilter Rock war. Als sie ihren Vogel von dem Falkenmeister entgegennahm, streifte sie Kerwin mit einem Blick und sagte: »Es ist ein sehr guter Jagdfalke da, den du benutzen darfst. Ich habe gehört, wie Kennard es sagte.«
    »Ich habe keine Ahnung von der Falkenjagd.« Kerwin schüttelte den Kopf. Er hatte annehmbar reiten gelernt, aber er wußte nicht, wie er mit einem Falken umzugehen hatte, und er hatte nicht die Absicht, Neyrissa etwas vorzumachen.
    Es gab ein paar neugierige Blicke und einiges Gemurmel, das Neyrissa ignorierte, als sie zur Stadt hinausritten. Kerwin hatte noch so gut wie nichts von der Stadt Arilinn gesehen – wie er gehört hatte, war sie die dritt- oder viertgrößte in den Sieben Domänen –, und er entschloß sich, sie demnächst einmal zu erkunden. Neyrissas Umhang war zurückgeschlagen und enthüllte ihr ergrauendes kupferfarbenes Haar, das in Zöpfen um ihren Kopf geschlungen war. Der Kälte wegen hatte Kerwin seinen ledernen Zeremonienmantel über seine terranische Kleidung gezogen. Aus dem Geflüster der Leute und ihren ehrfurchtsvollen Mienen schloß er, daß sie ihn für ein Mitglied des Turmkreises hielten. War es das, was die Leute in Thendara an seinem ersten Abend auf Darkover gedacht hatten?
    Vor den Toren von Arilinn erstreckten sich weite Ebenen, hier und da mit Buschwerk durchsetzt, mit einigen Fußpfaden und einer jetzt verlassenen alten Wagenspur. Sie ritten etwa eine Stunde lang unter dem niedrigen Himmel, im blaß-purpurnen Licht der hochstehenden Sonne dahin. Schließlich hielt Neyrissa ihr Pferd an. »Hier ist gute Jagd. Wir sollten ein paar Vögel oder ein Rabbithorn oder auch zwei erlegen … Elorie hat in letzter Zeit wenig gegessen. Ich möchte ihr gern mit etwas Gutem Appetit machen.«
    Kerwin hatte sich die Falkenjagd immer als einen exotischen Sport vorgestellt, der der Aufregung wegen betrieben wurde. Jetzt ging ihm auf, daß es in einer Kultur wie dieser eine praktische Art war, Fleisch auf den Tisch zu bekommen. Vielleicht sollte er das lernen. Es schien zu den nützlichen Fähigkeiten eines Gentlemans zu gehören – oder auch denen einer Lady, dachte er, als er zusah, wie Neyrissas kleine, kräftige Hände dem Falken die Kappe abnahmen. Bei einer Edelfrau stellte man sich nicht vor, daß sie für den Kochtopf jagte. Aber natürlich war so die

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