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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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ruft mir Alan zu meiner Überraschung aus dem vorderen Teil des Fliegers zu. »Ich hab gestern Abend mit ihr telefoniert. Sie weiß noch nicht, dass du mit uns kommst.«
    »Chang, das ist gut. Sie ist eine der Besten.«
    Ich habe Detective Chang bei einem Fall vor beinahe sechs Jahren kennen gelernt. Sie war ungefähr in meinem Alter, atemberaubend kompetent und besaß einen ätzenden Sinn für Humor, der mir gefiel. »Wie weit sind sie inzwischen? Haben sie den Tatort bereits auf Spuren untersucht?«
    »Ja«, sagt Alan und kommt den Gang herunter, um näher bei uns zu sitzen. »Die Spurensicherung von San Francisco hat alles inspiziert, unter der Fuchtel von Chang. Ich hab gegen Mitternacht noch mal mit ihr telefoniert. Sie hat den Leichnam bereits in die Pathologie bringen lassen, alle Fotos liegen vor, und die Spurensicherung ist mit ihrer Arbeit fertig. Fasern, Abdrücke, alles. Diese Frau ist eine Sklaventreiberin.«
    »So hab ich sie in Erinnerung. Was ist mit dem Computer?«
    »Außer Fingerabdrücke abzunehmen haben sie ihn nicht angerührt.« Er deutet mit dem Daumen auf Leo. »Unser Superhirn hier hat ihnen gesagt, dass er sich darum kümmern wird.«
    Ich sehe Leo an und nicke. »Was wollen Sie tun?«
    »Ziemlich einfach. Ich werde mir den Computer zunächst oberflächlich anschauen und auf Fallen überprüfen, die dazu dienen sollen, die Festplatten zu löschen und dergleichen. Alles, was man vorab tun muss. Danach muss ich ihn mit ins Büro mitnehmen, wo die eigentliche Arbeit anfängt.«
    »Gut. Sie müssen den Computer gründlich durchforsten, Leo. Ich brauche sämtliche gelöschten Dateien, einschließlich der E-Mails, Bilder, einfach alles – und ich meine alles! –, das uns weiterhelfen kann. Er hat sie über das Internet gefunden. Das macht den Computer zu seiner ersten Waffe.«
    Leo reibt sich die Hände. »Überlassen Sie das nur alles mir.«
    »Alan, du übernimmst unsere übliche Prozedur. Sammle Kopien von allem ein, was das San Francisco Police Department bis jetzt an Berichten, Untersuchungsergebnissen und so weiter hat, und dann hinterfragst du es.«
    »Kein Problem.«
    Ich wende mich an Callie. »Du übernimmst die Spurensicherung. Die Jungs in San Francisco sind gut, aber du bist besser. Versuch freundlich zu sein. Wenn du allerdings jemandem auf die Füße treten musst …« Ich zucke die Schultern.
    Callie grinst mich an. »Meine Spezialität.«
    »James, ich möchte, dass du einstweilen den Pathologen übernimmst. Setz ihn unter Druck, wenn es sein muss. Wir brauchen den Autopsiebefund noch heute. Anschließend werden wir beide gemeinsam zum Tatort fahren und alles in Augenschein nehmen.«
    Die Feindseligkeit flackert wieder auf, doch er sagt nichts und nickt.
    Ich halte für einen Moment inne und gehe in Gedanken alles noch einmal durch, um sicher zu sein, dass ich an alles Wichtige gedacht habe. Ich glaube, ja.
    »Ist das alles?«, fragt Alan.
    Ich sehe ihn an, überrascht wegen des Ärgers in seiner Stimme. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was der Grund dafür sein könnte. »Ich denke schon, ja.«
    Er steht auf. »Gut.« Dann kehrt er uns den Rücken zu, geht den Gang entlang und setzt sich wieder nach vorn ins Flugzeug, während wir anderen ihm verwundert hinterhersehen.
    »Was ist dem denn über die Leber gelaufen?«, fragt Callie.
    »Ja, muss ein ziemlicher Brocken gewesen sein«, stimmt Leo ein.
    Callie und ich drehen ihm die Köpfe zu und starren ihn feindselig an.
    Leo blickt nervös von einer zur anderen. »Was ist denn?«, fragt er.
    »Es gibt ein hübsches Sprichwort, Junge«, erwidert Callie und stößt ihm den Zeigefinger gegen die Brust. »›Wag es nicht, meinen Freund zu verprügeln. Niemand verprügelt meinen Freund außer mir.‹ Kannst du mir folgen?«
    Ich sehe, wie Leos Gesicht verschlossen und reglos wird. »Sicher. Sie meinen, ich bin nicht Ihr Freund, richtig, Rotschopf?«
    Callie neigt den Kopf in seine Richtung und sagt etwas versöhnlicher: »Nein, Zuckerschnäuzchen, das habe ich nicht gemeint. Das hier ist keine Clique, und wir sind nicht auf der Highschool. Also spiel nicht den armen Freak, der von allen schikaniert wird.« Sie beugt sich vor. »Was ich meinte, ist, dass ich diesen Mann liebe. Er hat mir mal das Leben gerettet. Und du hast nicht das Recht, auf ihm rumzuhacken, wie ich das tue. Noch nicht. Kapiert, Zuckerpüppchen?«
    Leos Abwehrhaltung weicht ein wenig auf; allerdings ist er noch nicht bereit, ganz aufzugeben. »Ja, gut, kapiert.

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